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Hölzle, Dr. Klaus
Kommunalpolitiker, Rechtsanwalt in Kevelaer | * 1941

Foto zeigt Dr. Klaus Hölzle
Der Name Hölzle hat in Kevelaer bereits einen guten Ruf, als Ende 1968 der 27-jährige Klaus Hölzle seine Niederlassung als Rechtsanwalt über eine Anzeige im Kävels Bläche bekanntgibt. Seine Eltern sind der angesehene Arzt Dr. Alfons Hölzle und dessen Ehefrau Anni, geb. van Straelen. Der junge Jurist beginnt seinen beruflichen Werdegang in einer Bürogemeinschaft mit Rechtsanwalt Heinrich van Straelen, seinem Onkel. Die Kanzlei befindet sich an der Gelderner Str. 16; zuvor hat van Straelen, ein am Niederrhein sehr gefragter Strafverteidiger, an der Hauptstraße (heute Eiscafé Piva) praktiziert. Die Anwaltskanzlei bekommt weitere Verstärkung: Wenige Jahre nach dem Neffen Klaus tritt Rüdiger, der Sohn Heinrich van Straelens, in die Kanzlei ein.

Klaus Hölzle, dessen Vorname in der Geburtsanzeige (KB vom 12.4.1941) Claus geschrieben wird, ist das älteste von fünf Kindern (Klaus * 1941, Bernhard * 1942, Peter * 1946, Michael * 1948 und Brigitte * 1950). Er verlebt seine Jugend in Kevelaer und gehört 1960 zur ersten Abiturientia des heutigen Kardinal-von-Galen-Gymnasiums - zusammen mit Ursula Renard, Jochen van Aerssen, Wilfried Kreuels, Gerhard Mühlhoff, Rainer Müller, Josef Plümpe und 19 weiteren Abiturienten.

Die politische Karriere des jungen Anwalts, der später im Kreistag und im Kevelaerer Stadtrat führende Rollen spielen wird, beginnt in den 1960er-Jahren, als Bundestagsabgeordneter Helmut Esters jede Gelegenheit nutzen muss, um seine SPD und die Sozialdemokraten in der Wallfahrtsstadt gesellschaftsfähig zu machen. Ratskandidaten für die Kommunalwahl zu finden, ist unerhört schwierig. „Ich musste ausgeguckte Kandidaten dusselig reden, damit sie nicht merkten, wie verloren der Posten war, auf dem sie standen“ - so erinnert sich Esters später.

Bei seinem Opfer Klaus Hölzle, den Esters für den Kreistag vorgesehen hat, ist es umgekehrt. Hölzle fürchtet nichts Schlimmeres, als tatsächlich gewählt zu werden. Esters muss ihm hoch und heilig versprechen, dass der Listenplatz auf keinen Fall ziehen werde. Doch er zieht. 1969 wird Hölzle Abgeordneter des Kreistags Geldern.

Für die SPD-Kreistagsfraktion ist das ein Glücksfall, denn zum ersten Mal steht ein sprachbegabter Mitstreiter in ihren Reihen, der der kleinen Fraktion Gehör und Respekt verschafft. Hölzle wird Vorsitzender der Opposition im Kreistag und bringt sie auf gleiche Augenhöhe mit den mächtigen Christdemokraten. Ohne seine Stimme läuft - buchstäblich - nichts. Als sich der Kreis Geldern und die Kreisstadt Geldern im Umfeld der Kreisneugliederung (1975) so teuer wie möglich verkaufen wollen, bevor sie im neuen Kreis Kleve aufgehen, ist es Klaus Hölzle, der zum entscheidenden Gegenpart des starken Mannes in Kleve, des Oberkreisdirektors Dr. Hans-Wilhelm Schneider, und zum Anwalt für die ehemalige Kreisstadt (Geldern-Paket) wird.

Gruppenfoto mit Klaus HölzleDiese Blütezeit der SPD-Kreistagsfraktion setzt sich im neuen Kreistag Kleve zunächst fort, wo Hölzle während der ersten Zeit nach Geburt des Großkreises zum respektierten Gegenspieler des Ausnahmepolitikers Willi Pieper (CDU) aufsteigt.

1987 auf einer SPD-Tagung in Kevelaer (v.l.): Josef Schlusen, Martin Franzen, Karl Aengenheyster, Heinz Lamers, Klaus Hölzle und Norbert Killewald.

Was den Kevelaerer veranlasst, Ende der 1970er-Jahre den politischen Hut an den Nagel zu hängen und sich nicht mehr für den Kreistag aufstellen zu lassen, lässt Hölzle im Dunkeln. Vielleicht spürt er, dass mit Abklingen der Nachwehen zur Kreisneugliederung seine Zeit - die des Neuaufbaus - zu Ende gegangen ist. Womöglich ist ihm auch nur die Lust abhanden gekommen, soviel Zeit in die Kommunalpolitik zu investieren, denn seine berufliche Karriere befindet sich in der Aufbauphase. 
1983 verlegt Hölzle die von ihm und Rüdiger van Straelen geführte Kanzlei an die Rheinstraße 75, wo sich auch das Steuerbüro Rainer Beck einrichtet, und denkt nach der nun Jahre dauernden Abstinenz von der Politik über ein Comeback nach.

Der Mann erscheint 1984 plötzlich und unerwartet auf einer Kevelaerer SPD-Veranstaltung und lässt sich unter ferner liefen für die Stadtratswahl aufstellen. Der ehemalige Kreistagsfraktionschef wird auf einen Fußvolkplatz gesetzt - auf Platz Nr. 6 nach der noch unbekannten Kervenheimerin Marianne Janssen (Nr. 5 nach den Ratsherren Winfried Janssen, Heinz Lamers, Josef Schlusen und Wolfgang Funke). Hölzle weiß: Die Nummer sechs ist allemal eine sichere Platzierung.

Er und Werner Helmus sen. sind die bekanntesten Neuzugänge der im Herbst 1984 gebildeten Stadtratsfraktion der SPD. Anders als in den 70ern, als Hölzle die SPD (im Kreistag) zu einem ernst zu nehmenden Faktor erst noch entwickeln muss, findet der frühere Fraktionschef nun eine Gruppe vor, die unter Winfried Janssen ein starkes Rückgrat gewonnen hat und „die selbstgefälligen Mehrheiten der Kevelaerer CDU in Schwierigkeiten gebracht“ hat (Janssen).

Im Oktober 1986 tritt Winfried Janssen („wegen beruflicher Überlastung“) vom Vorsitz der Fraktion zurück, und Klaus Hölzle wird Sprecher der Fraktion. Neben seiner neuen Aufgabe bleibt er auch auf anderen Feldern aktiv, so als Vorsitzender des Fördervereins des Marienhospitals (seit 1978) und als Förderer des Museums in Kevelaer. Seinen Beruf hat er immer im Blick: 1988 wird er promoviert.
Dr. Klaus Hölzle, Rudolf Kersting
Dr. Klaus Hölzle, Rudolf Kersting (l.): Freunde klarer Worte und Aussprache.

Im politischen Kevelaer beginnt ein Jahrzehnt der großen Themen: Zweite Niersbrücke, Einkaufszentrum (B&B-Gelände), Marktplatz und Tiefgarage, Modernisierung des  Bühnenhauses, Wirtschaftsförderungsgesellschaft, Erweiterung des Schulzentrums, Blumen- und Vogelpark (Plantaria), Traberpark (Den Heyberg), Kurzentrum Kevelaer, Museum, Bauhof, Umgehung OW 1, Erweiterung des Rathauses und immer wieder Fluglärm (Laarbruch).
Dr. Klaus HölzleVerstanden sich gut: Dr. Klaus Hölzle und Bürgermeister Dr. Friedrich Börgers. Links: Grünen-Chef Karl-Heinz Kandolf (Aufnahme aus 1994).

So wie Dr. Klaus Hölzle in politischen Auseinandersetzungen und in der Öffentlichkeit polarisiert, so teilen sich auch Freund und Gegner innerhalb seiner Fraktion. Hölzle, die starke Führungsfigur, eckt mit seinem beruflich geschulten Auftreten bei einigen Fraktionsmitgliedern an. Aus seinem Schatten kommen sie nicht heraus, also muss er weg, beschließen sie 1997 und meinen, unter neuer Führung mehr Akzeptanz für die SPD gewinnen zu können.

Auf Initiative der Sozialdemokraten unterzeichneten Anfang 1996 die Stadtratsfraktionen eine gemeinsame Erklärung, mit der sie die Kassenärztliche Vereinigung aufforderten, den beiden Krankenhausmedizinern Dr. Leiting und Dr. Peveling ihre Ermächtigung zurückzugeben. "Unsere Patienten brauchen Leiting und Peveling in der chirurgischen Ambulanz", hieß es in einer Erklärung. Mahendra Gandhi, Sprecher der Kevelaerer Ärztegemeinschaft, fuhr mit der Liste zur KV und übergab sie.
Dr. Klaus Hölzle (2.v.r.)
Auf dem Bild (1996, v.l.): Winfried Janssen, Heinz-Josef van Aaken, Hannes Selders, Dr. Klaus Hölzle und Dr. Peter Leiting.

Der Putschversuch scheitert, Hölzle bleibt Fraktionsvorsitzender, aber das Ende seiner Ära ist angezählt. Nach der Kommunalwahl 1999 - Hölzle hat im Jahr zuvor das Bundesverdienstkreuz erhalten - bemüht er sich nicht mehr um den Vorsitz, sondern begnügt sich unter seinem Nachfolger und Vorgänger Winfried Janssen mit der Aufgabe „Sprecher für den Bereich Planung, Verkehr und Umwelt“. Er wartet bis zu seinem 60. Geburtstag und legt im Frühjahr 2001 sein Ratsmandat nieder. Die Fraktion nimmt eine Runderneuerung vor und stellt Sigrid Ehrentraut, Ortsvorsteherin in Kervenheim, an die Spitze.

2002 gründen Dr. Klaus Hölzle und Dipl.-Ök. Rainer Beck an der Rheinstraße die Sozietät Beck & Hölzle und bündeln ihr Wissen. Rechtsanwalt Rüdiger van Straelen scheidet aus und zieht um zur Gelderner Straße 77 - an den „Ausgangspunkt, die frühere Praxis meines Vaters, Heinrich van Straelen“. In der inzwischen erheblich gewachsenen Kanzlei Beck & Hölzle arbeitet seit 2002 auch Rechtsanwalt Dr. Gerrit Hölzle, eines der drei Kinder von Klaus und Edda Hölzle, mit.

Ende November 2012 wurde die Fusion der Sozietät Beck & Hölzle (Rechtsanwälte) mit dem erheblich größeren anwaltlichen Unternehmen Görg zum 1. Januar 2013 bekanntgegeben.