Südumgehung
OW 1
►
Beantragt am 1955, Baubeginn 1. Teil 1999
1955
• Die Stadt beantragt eine Umgehungsstraße, um „die von Pilgern stark
besuchte Innenstadt vom Durchgangsverkehr zu entlasten“.
1960
• Amtsbaurat
Peter Heynen
(Bild): Das Projekt südliche Umgehung stehe im 10-Jahres-Programm des
Landes. Es werde voraussichtlich innerhalb der folgenden acht Jahre in
Angriff genommen.
1972
• Der Flächennutzungsplan enthält neben einer zweiten Niersbrücke und
der OW 1 eine Nordwest-Umgehung für die Ortschaft Winnekendonk.
1978
• Verlauf der OW 1 wird festgelegt.
1979
• Bewohner von Winnekendonk und Schravelen wehren sich vehement gegen
den Plan, unabhängig von der OW 1 zur Entlastung der Rheinstraße die
Lindenstraße zu verlängern und über eine neue Niersbrücke an die K 13
anzubinden. Hauptargument gegen die zweite Niersbrücke (verlängerte
Lindenstraße): Mit der OW 1 höre die Überbeanspruchung der Rheinstraße
schlagartig auf, dadurch würden die Lindenstraßen-Verlängerung und die
zweite Niersbrücke überflüssig. Es heißt: 1981 könne die OW 1 fertig
sein.
• In Winnekendonk protestieren 280 Bürger schriftlich gegen die zweite
Niersbrücke. „Diese Brücke“, warnt Ortsvorsteher Hansgerd Kronenberg,
„ist ernst und bedrohlich für das Leben in unserem Dorf.“ Die Gegner
befürchten, dass über die neue Brücke mit gut ausgebauter Anbindung
Verkehr auf die Landstraße nach Winnekendonk geleitet und sie damit zum
Zubringer für den geplanten Autobahnanschluss Sonsbeck werden würde.
1980
• Verlauf der OW 1 wird vom zuständigen Minister genehmigt.
• Die CDU versichert, dass die „zweite Niersbrücke“ frühestens gebaut
werde, wenn die OW 1 fertig sei und Erfahrenswerte über die neue
Verkehrsentwicklung vorlägen. Beide Straßenprojekte hätten nichts
miteinander zu tun.
1981
• Erster Vorentwurf für die OW 1 liegt vor .
1984
•
Die Stadt weist das Landesstraßenbauamt nochmal auf die Notwendigkeit
der OW 1 hin. Bauamtsleiter
Edgar
Zappe (Foto rechts) schreibt
Ortsvorsteher Kronenberg
(Foto links): Alle bisher genannten Termine (Vorentwurf der OW
1 bis Mitte 1982, Bauentwurf bis Mitte 1983) seien eingehalten. „Der
fertige Bauentwurf liegt inzwischen zur Genehmigung vor.“ Nun würden
Planfeststellungsverfahren und Landankauf für die Trasse erfolgen. „Es
wird, wenn keine größeren Schwierigkeiten auftreten, mit der Baureife
für 1987 gerechnet.“ Der Bau der OW 1 sei für 1988 bis 1993 vorgesehen.
• Der umstrittene Bebauungsplan Schravelen (Zweite Niersbrücke) wird
offengelegt.
• Der Rat stimmt mit Mehrheit der zweiten Niersbrücke zu und spricht
sich nachdrücklich für den Bau der OW 1 aus. Sie würde Entlastung für
alle, auch für Winnekendonk, bringen.
• Die Gegner der zweiten Niersbrücke strengen ein
Normenkontrollverfahren an.
1985
• Eröffnung des Autobahnteilstücks Kamp-Lintfort Richtung Moers.
• In Kevelaer-Süd werden bereits Lärmschutzwälle für die künftige OW 1
angelegt.
• Die FDP lehne die zweite Niersbrücke ab, erklärt ihr Sprecher Klaus
Sadowski. Nur die OW 1 bringe Entlastung.
1986
• DDer landschaftspflegerische Begleitplan für die OW 1 liegt vor.
• Die Einstellung der Flurbereinigungsverfahren droht; die Stadt
befürchtet, dass dann die OW 1 nicht mehr gebaut werde.
• NRW-Städtebauminister Dr. Christoph Zöpel (SPD) erklärt bei seinem
Besuch in Kevelaer, die OW 1-Pläne seien „völlig indiskutabel“ und die
Straße überflüssig.
• In einer konzertierten Aktion tüfteln die Fraktionen eine neue Trasse
aus, die vorhandene Straßen stärker nutzt als die bisherige.
• Der Stadtrat spricht sich dafür aus, dass die OW 1, die an
Winnekendonk vorbei zur Autobahn führen soll, in den
Landesstraßenbedarfsplan aufgenommen werden soll. Ein entsprechender
Antrag geht sofort an das zuständige Ministerium.
1987
• Die CDU-Fraktion hält an der zweiten Niersbrücke fest. Diese
Verbindung zwischen Stadt und künftiger Autobahnauffahrt Kervenheim
müsse gebaut werden. Über einen neuen Generalverkehrsplan müsse die
große Richtung für die künftige Straßenpolitik festgelegt werden.
• Die Grünen lenken ein: Ohne die zweite Niersbrücke sei das
Verkehrsproblem in der Stadt nicht zu lösen.
• Das zweite Herzstück der großen Verkehrslösung, die OW 1, sieht Hannes
Selders (CDU) „zum Greifen nahe“, seit sich Düsseldorf aus anderen
Motiven (nämlich wegen der geplanten Sonderdeponie Wemb) auf einmal
wieder positiv zur OW 1 äußere.
•
Hannes Selders
(Bild) im
Rat: „Neben der OW 1 ist es unserer Meinung nach erforderlich, einen
weiteren Übergang über die Niers zu schaffen, um die unerträglichen
Verkehrsverhältnisse auf der Innenstadtachse
Rhein-/Bahn-/Markt-/Twistedener Straße abzumildern. Daneben muss
überlegt werden, wie künftig die Ortsdurchfahrt Winnekendonk entlastet
werden kann. Nicht vergessen sollten wir auch die dringend erforderliche
Westumgehung für Twisteden“.
1988
• Stadtdirektor
Heinz Paal räumt
ein: „Für Twisteden wird es keine Ortsumgehung geben.“ Das Land NRW
trage die Planung, die Bund und Stadtgemeinde erarbeitet haben, nicht
mit. Der Bau der OW 1 sei, obwohl in Dringlichkeitsstufe 1 wieder
aufgenommen, immer noch nicht in Sicht.
1989
• Eine für März angekündigte Entscheidung im Normenkontrollverfahren um
die zweite Niersbrücke, das seit 1984 läuft, wird vom Verwaltungsgericht
vertagt.
• Anlieger der Bahn-/Rheinstraße verstärken ihren Druck auf Rat und
Verwaltung, die Lärmbelästigung endlich zu mildern. Sie wollen sich aus
Protest nicht an der anstehenden Europawahl beteiligen. Die SPD stellt
ihre Bedenken gegen einen zweiten Niersübergang wegen der sonst
aussichtslosen Situation zurück: Im Bereich Schravelsche Bur, wo nach
bisherigen Planvorstellungen eine Kreuzung entstehen soll, müsse
allerdings die Verbindungsstraße zwischen der verlängerten Lindenstraße
und der nach Winnekendonk führenden Landstraße kreuzungsfrei gehalten
werden. Mit den SPD-Stimmen besteht nunmehr eine sichere Mehrheit im
Stadtrat für eine zweite Niersbrücke.
• Stadtdirektor Paal
(Bild): Die Verwaltung habe deswegen auf „gravierende
Verkehrs-beruhigungsmaßnahmen“ im Bereich der Ortsdurchfahrt
Winnekendonk verzichtet, weil die OW 1 nun doch nicht in den Sternen
stehe. Die OW 1 werde den größten Teil des zur Autobahn strebenden
Verkehrs aufgrund ihrer Schnelligkeit vom Dorf abziehen.
• Das Oberverwaltungsgericht Münster erklärt im Normenkontrollverfahren
den Schravelener Bebauungsplan zweite Niersbrücke für null und nichtig.
Stadtdirektor Paal will keinen neuen Bebauungsplan auflegen: „Wir warten
die Ergebnisse des Verkehrsentwicklungsplans ab“.
• Georg Pelka vom rheinischen Landesstraßenbauamt stellt dem Stadtrat in
Aussicht, dass die OW 1 in ihrem westlichen Bereich, von der Wember
Straße bis zur Walbecker Straße (B 9), schon einmal gebaut werden könne.
1990
• Stadtdirektor Paal: Die OW 1 sei zumindestens zu einem Teil in
greifbare Nähe gerückt. Der erste Abschnitt von Wember Straße bis B 9
gehe in naher Zukunft in die Planfeststellung.
• Der Verkehrsentwicklungsplan des Büros Dr. Baier setzt neue Akzente.
Die umstrittene zweite Niersbrücke bringe keine Besserung. Das
verkehrliche Chaos in der City sei zum allergrößten Teil hausgemacht.
Die Innenstadt und ihre innerörtlichen Zuwege - dazu zählt Baier auch
Rhein- und Bahnstraße - müsse mit verkehrs-bremsenden Schikanen
umgerüstet werden. Mit dem Fahrrad oder zu Fuß zum Stadtkern
vorzustoßen, müsse künftig leichter, schneller und angenehmer sein als
die Schleichfahrt im Stopp-and-Go-Verkehr auf vier Rädern. Die OW 1
müsse sofort in Angriff genommen werden.
1991
• Unerwünschte Schützenhilfe aus Weeze: Nach einem Gutachten, von der
Gemeinde Weeze bestellt, soll die OW 1 den Schwerlastverkehr eines
Frachtflughafens aufnehmen.
MdB
Ronald Pofalla (Bild): Im
Zusammenhang mit dem Frachtflughafen Laarbruch sei endlich auch mit dem
Bau der OW 1 zu rechnen, weil sie als Verbindung für den pendelnden
Lkw-Verkehr gebraucht werde.
1992
• Der landschaftspflegerische Begleitplan für die OW 1 wird genehmigt.
• Paal: In drei Jahren sei mit dem Baubeginn zu rechnen. Im Gefolge der
OW 1 könne die Rheinstraße abgebunden und zu einer Wohn-/Geschäftsstraße
mit neuer Qualität umgestaltet werden. Wenn die Achse Rhein-/Bahnstraße
entlastet und für Durchgangsverkehr gesperrt werde, könne der Traum von
einem verkehrsberuhigten Zentrum von der Post bis zum alten Rathaus, von
der Amsterdamer Straße bis zum Krankenhaus verwirklicht werden.
1993
• Das Planfeststellungsverfahren für die OW 1 wird eingeleitet.
• Die Gelderner Straße soll überführt werden durch Brücke für die OW 1.
• Der Kreis Kleve verlangt, Flächen im Bereich der Niersniederung
nördlich Wetten und der Fleuthniederung zwischen Winnekendonk und
Kapellen als Naturschutzgebiet auszuweisen. Damit wäre die Südumgehung,
die zwangsläufig auf ihrem Weg von der B 9 zur Autobahn Sonsbeck diese
Gebiete berühren muss, gestorben. Im Rathaus reagiert man mit Bestürzung
über die Forderung.
• Oberkreisdirektor
Rudolf
Kersting (Bild) antwortet, dass der Landesentwicklungsplan III nichts mit
der Straßenplanung zu tun habe. Es sei völlig klar, dass außer
Biotopvernetzung andere Nutzungen grundsätzlich möglich bleiben. Der
Kreis torpediere die OW 1 nicht und stehe weiterhin zu dem Projekt.
1995
• Die Interessengemeinschaft OW I erklärt, viele Bürger seien gegen den
innerstädtischen Verlauf der geplanten OW 1. Mit 745 Unterschriften
interveniert die Gruppe - repräsentiert von Anton Ripkens, Christian
Gossens und Karl Renard - bei der Bezirksregierung.
Protestschilder gegen den geplanten Verlauf der OW 1 (1995).
• Stadtdirektor Paal: Der erste, innerstädtische Teil der OW 1 sei Teil
des Landesstraßenausbauplanes. Das Landesstraßenbaugesetz werde 1998
fortgeschrieben. Wenn der zweite Teil dort hineinkommen wolle, müsse die
Planung des zweiten Abschnitts bis 1996 abgeschlossen sein. „Sonst
kommen wir frühestens im Jahr 2003 hinein“. Das Gesetz werde nur alle
fünf Jahre fortgeschrieben. Paal befürchtet, dass die OW 1 um zehn Jahre
zurückgeworfen werde, falls man die beschlossene Trasse für den ersten
Teil wieder ändere.
• Die Interessengemeinschaft OW 1, die eine stadtfernere Trasse für den
ersten Teil der Südumgehung wünscht, kann nicht mit der Unterstützung
durch Rat und Verwaltung rechnen. Auf einer Bürgerversammlung im
Bühnenhaus warnen die Sprecher aller Fraktionen davor, jetzt im
laufenden Planfeststellungsverfahren für das erste Teilstück an der
Trasse herumzudoktern. Das werde eine Zeitverschiebung von mehr als
zwölf Jahren, wenn nicht sogar das endgültige Aus bedeuten.
Was niemand
anspricht oder sieht: Die OW 1 soll unmittelbar am geplanten Kurzentrum
vorbeiführen. -
Dr. Helmut
Linssen (Bild) bemüht sich um einen Kompromiss für die Trasse und kommt
nach Verhandlungen in Düsseldorf zu dem Schluss: Den Wünschen der
Interessen-gemeinschaft nach Verlegung der Trasse könne nicht
entsprochen werden.
1996
• Das Planfeststellungsverfahren für die OW 1 wird beschlossen.
• Für den - wichtigeren - zweiten Teil bis zur Autobahn werden vier
Varianten diskutiert. Keine ist „optimal“, wie das
Umweltverträglichkeitsgutachten ergeben hat.
1997
• Die Verwaltung in Kevelaer rechnet jeden Tag mit dem
Planfeststellungsbeschluss für die OW 1, erster Teil. Der zweite Teil
wird in die höchste Reserve-Stufe des Landesstraßenbedarfsplans gehoben.
Dies bedeutet, dass von 1998 bis 2002 geplant werden soll. Aber es gibt
eine interne Vereinbarung zwischen den Koalitionsparteien im Land, SPD
und Grünen. Sie besagt, dass die Grünen der Anhebung im Bedarfsplan nur
zustimmen, wenn nach einer neuen Alternative für die OW 1 gesucht wird.
Im Kevelaerer Planungsausschuss wird gegen die Grünen schweres Geschütz
aufgefahren: Ihr Vorstoß, nach 40 Jahren Planungs-Hickhack für die OW 1
eine neue Trasse auf Tauglichkeit zu testen, werde das ganze Verfahren
um zehn bis 15 Jahre verzögern.
• Der Rat verabschiedet eine Resolution, den ersten Abschnitt
„unverzüglich zu realisieren“ und ohne Zeitverzug Teil 2 zu planen,
„damit die Bewohner der Stadtmitte von Kevelaer und des Ortskerns von
Winnekendonk von den unerträglichen Belastungen durch den Straßenverkehr
endlich befreit werden“.
• Die Grünen regen eine Klausurtagung an, um im Zusammenhang mit der
geplanten OW 1 die Kevelaerer Verkehrsprobleme zu besprechen, was der
Rat aber ablehnt.
• Ein runder Tisch, an dem Kevelaerer Politiker sowie Vertreter der
Verwaltung, der Bauamtskommission und des Landschaftsverbands
teilnehmen, kommt zu dem Ergebnis: Eine Nordumgehung für Kevelaer, wie
von den Grünen angeregt, bringe keine Entlastung für Winnekendonk und
die City.
• Der Straßenausschuss des Landschaftsverbands folgt dem Antrag von SPD
und Grünen, mit dem Bau der OW 1 im ersten Abschnitt erst zu beginnen,
wenn die Umweltverträglichkeit für den zweiten Abschnitt festgestellt
ist.
• Der Stadtrat bekräftigt seine Resolution und fordert unverzüglichen
Bau des planfestgestellten ersten Bauabschnitts.
1998
• Die Bauamtskommission Wesel bekommt vom Land nur 1,2 Millionen Mark
für den gesamten Kreis Kleve zugeteilt. Die OW 1 aber kostet insgesamt
86 Millionen.
Karl-Heinz
Kandolf (
Bild, Grüne): Damit sei die OW 1 schon aus finanziellen Gründen
gestorben. Kandolf verlangt, dass nun kurzfristig Alternativen geplant
werden. „Wer weiter an der OW 1 als Lösung aller Verkehrsprobleme
Kevelaers festhält, hat die Zeichen der Zeit verkannt.“
• Wirtschaftsminister Wolfgang Clement antwortet MdL Helmut Linssen:
Eine zeitliche Verzögerung des Baubeginns sei nicht zu erwarten.
• Mit über 400 Unterschriften wird ein Bürgerantrag untermauert, die
Rheinstraße zwischen B 9 und Niersbrücke sowie die Ortsdurchfahrt
Winnekendonk für den Lkw-Verkehr zu sperren. Der von Josefine und Ditmar
Schädel unterzeichnete Bürgerantrag fordert zudem, dass der zweite
Teilabschnitt der OW 1 „unverzüglich weitergeplant und direkt im
Anschluss an die Fertigstellung des ersten Teilabschnitts realisiert“
wird. Der erste Abschnitt (von etwa „Hüls“ bis B 9) bringe keine
Abhilfe.
• Aufträge für Versorgungsleitungen der OW 1 werden vergeben. Damit
steht fest: Die OW 1, erster Teil, wird gebaut.
1999
• Im Juni - 43 Jahre nach Antragstellung - erfolgt der erste Spatenstich
für die OW 1.
2000
• Rat und Verwaltung sind sich einig: Erst mit dem zweiten Abschnitt,
der eine direkte 7,4 km lange Verbindung von dem Brückenbauwerk an der B
9 bis zur A 57 sowie eine Ortsumgehung für die vom Durchgangsverkehr
stark belastete Ortschaft Winneken-donk vorsieht, werde durchgreifende
Besserung erreicht. Der Rat fordert den Ausschuss für Straßen- und
Verkehrswesen der Landschaftsversammlung Rheinland auf, die
Planungssperre für den zweiten Abschnitt aufzuheben.
•
Peter Hohl aus Kevelaer
(
Bild, Sprecher der CDU-Fraktion in der Bauamtskommission des Rheinischen
Straßenbauamts Wesel) macht Hoffnung: „Endlich gibt es eine breite
Mehrheit für die Weiterplanung des zweiten Bauabschnitts mit den Stimmen
aus CDU, SPD und FDP, aber ohne die Grünen.“ Damit komme nach mehr als
zweijährigem Planungsstopp Bewegung hinein.
• Drei Monate danach klagt Hohl: „30,4 Millionen Mark wären für die
wichtigsten Ortsumgehungen erforderlich. Nur 15,9 stehen zur Verfügung“.
• Die seit Jahren herrschende Ungewissheit, wo der zweite Abschnitt der
Umgehungs-straße OW 1 an Winnekendonk vorbeiführen soll - südlich oder
nördlich -, ist beendet. Der Landschaftsverband Rheinland teilt der
Stadt mit, dass sein zuständiger Ausschuss die Südvariante als Grundlage
der weiteren Planung beschlossen habe. Ein Verfahren für die
Linienführung sei, da bereits 1980 genehmigt, nicht erforderlich.
Stadtdirektor Paal: „Das Planfeststellungsverfahren kann mit erheblicher
Zeiteinsparung weitergeführt werden“. Experten schätzen: In (frühestens)
fünf Jahren - das wäre 2005 - könne mit dem Bau des zweiten Abschnitts
begonnen werden.
2002
• Im Juni wird die OW 1 (L 486), erster Bauabschnitt, für den Verkehr
freigegeben. Nur eine Handvoll Kevelaerer wohnt der Eröffnung der 3,6
Kilometer langen Straße bei. Der erste Abschnitt hat 9,84 Millionen Euro
gekostet, davon 1,5 Millionen für den Grunderwerb. Ministerialrat
Wilhelm Kolks vom Verkehrsministerium, der die Grüße von Minister Ernst
Schwanhold überbringt, sagt: „Wir wollen Straßen bauen, an denen die
Menschen Spaß haben. Sie müssen vor Ort den notwendigen Konsens
herstellen.“ Geld fließe in Projekte, die gewünscht seien, nicht in
solche, die in einer Protestflut untergingen.
2004
• Die Interessengemeinschaft OW 1, die sich inzwischen „pro OW1“ nennt,
fordert mit Nachdruck den Bau des zweiten Abschnitts, ohne den der erste
sinnlos sei. Sie hält Kontakt zu MdL Linssen, der die Gruppe informiert:
„Die OW 1 hat eine ganz entscheidende Zubringerfunktion. Sie steht im
Landesstraßenbedarfsplan nach wie vor in der 1. Planungsreserve und es
ist Absicht auch des Verkehrsministeriums, das
Planfeststellungsverfahren zügig durchzuführen“.
• Im Rat wird der Bericht der Unfallkommission beraten: An den
Kreuzungen der OW 1 haben sich mehrere schwere Unfälle, auch mit
Todesopfern, ereignet. Kreisverkehre werden vom Straßenbaulastträger in
Aussicht gestellt, als Übergangslösungen sollen Schwellen und Ampeln
eingerichtet werden.
2005
• MdL Linssen schreibt der Interessengemeinschaft „Pro OW 1“: Das
Verfahren für den zweiten Straßenabschnitt verzögere sich weiterhin,
weil aufgrund einer neuen EU-Richtlinie über die Dauer einer
Vegetationsperiode untersucht werden müsse, ob besonders geschützte und
streng geschützte Tierarten im betreffenden Gebiet angesiedelt seien.
Das Planfeststellungsverfahren werde voraussichtlich im Sommer 2006
eingeleitet und der Planfeststellungsbeschluss Anfang 2008 gefasst. Als
voraussichtlichen Termin für einen Baubeginn des zweiten Abschnitts der
OW 1 peile der Landesbetrieb Straßenbau das Jahr 2008/2009 an.
2006
• Die Integrierte Gesamtverkehrsplanung NRW bewertet sämtliche
Straßenbaumaßnahmen des Landes neu und weist ihnen im Konzert aller
Trassen einen Stellenwert zu. Die OW 1, 2. Teil, landet weit hinten. Die
IGVP spricht von „ausgeprägter Konflikthäufung im Wirkungsbereich
Umwelt“ und erklärt: Daher sei „die Suche nach Alternativen
erforderlich“.
• Hannes Selders erklärt im Rat: Der Verkehrsausschuss des Regionalrats
wolle die OWI wieder auf die erste Stufe heben, dort an 11. Position.
Nun sei die Landespolitik gefordert. Die Grünen im Regionalrat hätten
die OW 1 ganz streichen wollen. Die Grünen im Stadtrat beteuern, hinter
dem Projekt zu stehen.
• Hannes Selders: Die neue, schlechtere Platzierung der OW 1 in Stufe II
bedeute: Vor 2015/16, der nächsten Fortschreibung des Gesetzes, passiere
mit dem zweiten Teil der OW 1 nichts.
• Nach einer Neubewertung: Die Planung für den zweiten Bauabschnitt der
OW1 steht in der Liste der integrierten Gesamtverkehrsplanung (IGVP) des
Landes wieder auf Stufe I. Die Straßen der Stufe 1 sollen - falls Geld
vorhanden - bis zum Jahr 2015 realisiert werden. Die CDU Kevelaer dankt
besonders Hannes Selders, der als Regionalratsabgeordneter mit seiner
Initiative im Regionalrat Erfolg gehabt habe. In einem KB-Kommentar
heißt es: „Wir sollten die OW 1 'Hannes-Selders-Straße' nennen, denn
wenn sie nun doch noch zum Zuge kommt, dürfen wir uns besonders bei dem
Mann auf Hüdderath bedanken“.
• Weitere schwere und schwerste Unfälle an der OW 1 - doch aus
Kostengründen will der Landesbetrieb Straßenbau an der Kreuzung der OW 1
mit der Walbecker Straße keinen Kreisverkehr, sondern nur eine
Ampelanlage installieren.
2007
• Der Stadtrat verabschiedet zum Ausbau der Südumgehung OW 1 auf Antrag
der CDU eine weitere Resolution. Hierbei betont er die Bedeutung der
Straße für Winnekendonk und für die Anbindung des Airports Weeze.
• Die Wettener Bevölkerung protestiert gegen die geplante Abgrabung
nördlich der Ortschaft, aber der Stadtrat billigt das Kiesprojekt, um
den Bau der OW 1 nicht zu gefährden. „Wir wollen nichts tun, das dem OW
1-Ausbau entgegensteht“, begründet CDU-Fraktionsvorsitzender Hansgerd
Kronenberg das Stimmverhalten der CDU. Aus den gleichen Gründen stimmen
auch KBV, SPD und FDP zu, während die Grünen ablehnen. Allgemein wird
zwischen Auskiesung und OW 1 ein „Junktim“ beklagt: Die Stadt sei bei
der OW 1-Planung auf das Wohlwollen des Grundbesitzers (Familie Loe,
Schloss Wissen) angewiesen.
• Die Interessengemeinschaft „pro-OW1“ wird von Finanzminister Linssen
informiert, dass die OW1 nunmehr im Landesstraßenausbauplan vorgesehen
sei. Damit sei die Realisierung der Umgehungsstraße ein weiteres
Stückchen vorangebracht. Anfang 2008 könne das
Planfeststellungsverfahren beginnen (Dauer: zweieinhalb Jahre). 2010
könne mit dem Bau der Straße begonnen werden.
2009
• Anlieger der Rheinstraße beantragen die Berechnung der Lärmbelastung
durch den Landesbetrieb Straßenbau.
• Der Landesbetrieb Straßenbau NRW teilt den Anliegern mit, vor 2012 sei
nicht mit dem Baubeginn zu rechnen.
• Eine Delegation aus Kevelaer erfährt Ende des Jahres bei einem
Gespräch mit Verkehrsminister Lutz Lienenkämper, dass das Verfahren für
den Bau der Kevelaerer Ortsumgehung beginnen könne [Teilnehmer: Minister
Lutz Lienenkämper, Ratsherr Thomas Selders,
Hans Boers und Ditmar Schädel von
"Pro OW 1", Beigeordneter
Marc
Buchholz, Fachbereichsleiter Ludger Holla, Ministerialdirigent
Ekhart Maatz]. Der Landesbetrieb Straßenbau Wesel habe die Unterlagen
des Planfeststellungsverfahrens an die Bezirksregierung geschickt. Damit
könne dieses Verfahren nun beginnen. Im Frühjahr 2010 werde
voraussichtlich die Offenlage erfolgen. Bis zum Abschluss des Verfahrens
werde voraussichtlich das Jahr 2012 anbrechen.
2010
• Das Planfeststellungsverfahren wird eingeleitet. Die Stadt nimmt
Stellung. Die Offenlage erfolgt im Frühjahr.
2012
• Der Baubeginn der OW 1, zweiter Teil, ist so fern wie schon vor zehn
Jahren.
2015
• Vor dem Hintergrund des Landesstraßenbauprogramms 2015 fragt die
CDU-Landtagsabgeordnete Margret Voßeler im Januar die Landesregierung
nach den Erfolgsaussichten für einen OW 1-Bau. Die Antwort: „Der
Abschluss des Planfeststellungsverfahrens ist abzuwarten.“
• Der Erstantrag jährt sich im September zum 60. Mal.