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Technischer Beigeordneter in Kevelaer | * 1928
Diplom-Ingenieur
Edgar Zappe spielte als Leiter des Kreisplanungsamts eine wichtige Rolle
im Vorfeld der Gemeindeneuordnung (1969): Bereits 1965 erarbeitete Zappe
für seinen Oberkreisdirektor Franz-Josef Ebbert einen internen
"Neuordnungsvorschlag" für die Gemeinden im Landkreis Geldern. Daraus
entwickelte Ebbert seinen Vorschlag, dass es im Kreis Geldern nur noch
zwölf selbstständige Gemeinden geben sollte.
Zappe, gelernter Architekt und Stadtplaner nach Studium, war 1961
führender Bauleitplaner in der Kreisverwaltung geworden. 1970 wurde er
Nachfolger des pensionierten Kreisbaudirektors Lambert Deselaers. 1975 -
nach der Kreisneugliederung - übernahm Zappe die Leitung des Bauamts des
neuen Kreises Kleve.
Sein guter Ruf als Fachmann sprach sich natürlich auch bis Kevelaer
herum, wo Ende der 1970er-Jahre für den ausscheidenden Bauamtsleiter
Peter Heynen ein Nachfolger
gesucht wurde. Kreisbaudirektor Zappe wechselte von der Kreis- zur
Stadtverwaltung und übernahm Mitte 1980 Leitung des Bauamts in der
Wallfahrtsstadt. Mit 22 Ja-, 7 Nein-Stimmen und 3 Enthaltung war er vom
Stadtrat gewählt worden. Zappe freute sich auf die neue Aufgabe: "Ich
möchte gerne wieder direkt an der Front arbeiten".
Durch seine Arbeit beim Kreis war er auch mit Kevelaerer Verhältnissen
bestens bekannt und musste sich nicht erst intensiv einarbeiten. So
hofften die Kevelaerer auf einen nahtlosen Übergang von Pit Heynen auf
Edgar Zappe. Bürgermeister
Karl Dingermann hängte die
Trauben allerdings hoch: "Sie hatten in Peter Heynen einen sehr guten
Vorgänger - an ihm werden Sie vermutlich gemessen. (…) Wir hoffen alle,
dass wir in einigen Jahren auch zu Ihrem Nachfolger sagen können, er
hätte einen sehr guten Vorgänger gehabt."
Edgar Zappe am
Verwaltungstisch im Ratssaal Anfang der 1980er-Jahre (v.l.):
Bürgermeister Karl Dingermann, Stadtdirektor Dr. Karl-Heinz Röser,
Kämmerer
Heinz Paal und Beigeordneter
Edgar Zappe.
Stadtdirektor
Dr. Karl-Heinz Röser und
sein neuer Bauamtschef hatten sich um problematische Projekte wie das
"Zweite Einkaufszentrum" auf dem
B&B-Gelände zu kümmern. Den skeptischen Politikern und Bürgern
versicherte Röser: "Da kommt was hin, da werden Sie alle staunen". Und
Bauamtsleiter Edgar Zappe pflichtete bei: "Hier entsteht nichts
Brutales, nichts Langweiliges". Staunen konnte man hier allerdings ein
Jahrzehnt lang nur darüber, wie ein Plan nach dem anderen platzte, bis
endlich mit dem Bau der
"Luxemburger Galerie" das Hin und Her um das
B&B-Gelände ein Ende fand.
Im Sommer 1981 geriet Zappe unter Druck, weil die Kreisverwaltung es
abgelehnt hatte, dass die Reit- und Tennishalle auf Schravelen (Projekt
Werner Helmus) ohne förmlichen
Bebauungsplan erstellt werden dürfe. Das hatte Zappe, als er noch
Kreisbaudirektor war, genehmigt; sein Nachfolger Hohmann aber hatte
abgelehnt. Der Anwahl des Investors Helmus, der SPD-Ratsherr
Dr. Klaus Hölzle, warf Hohmann
den Verdacht der Befangenheit vor: Hohmann hatte sich wie Zappe um den
Dezernentenjob in Kevelaer beworben - Zappe war gewählt worden. Für
Helmus stand damals viel auf dem Spiel: Helmus befürchtete Mehrkosten
von 800.000 Mark - damit sei das komplette Projekt in Schravelen
gestorben. Die bereits beauftragte Firma Hoch- und Tief (Quick) müsse 40
bis 50 Facharbeiter entlassen. Dieses ernste Problem wurde schließlich
gelöst, und Helmut konnte sein Großprojekt (Sporthotel Schravelsche
Heide) doch noch verwirklichen.
Aber mit Edgar Zappes "Frontarbeit" wurden nicht alle Politiker
glücklich. Bereits vier Jahre nach Arbeitsaufnahme in Kevelaer wurde
gegen den Baudezernenten die Abwahl aus dem Amt zur Diskussion gestellt.
Den entsprechenden Anstoß gab Winfried Janssen (SPD) in der Ratssitzung
vom 13. Juni 1984. Die SPD warf Zappe vor, Kevelaerer Architekten bei
der Ausschreibung zum Architektenwettbewerb
"Rathauserweiterung"
benachteiligt zu haben. Nicht nur das: Sogar Zappes Qualifikation wurde
angezweifelt. Die SPD beantrage, Zappe abzuberufen.
Der Hintergrund dieser Geschichte war die Kritik der Kevelaerer
Architekten, Zappe habe für das Projekt "Rathauserweiterung" einen
renommierten Experten aus Düsseldorf mit ins Jury-Boot geholt; nun
fühlten sich die ortsansässigen Architekten wie chancenlose
Sparringspartner unter Koryphäen. Und prompt war es auch so, dass das
Preisgericht schon auf seiner ersten Sitzung sämtliche Entwürfe, die von
Kevelaerer Architekten stammten, aussortierten. Den ersten Preis bekam
Wallner, der mittlerweile berühmte Stadtkernsanierer von Straelen.
Edgar Zappe 1987 beim
Vortrag im Sitzungssaal (v.l.): Heinz Paal, Karl Dingermann, Marianne
Thomann-Stahl, Klaus Sadowski und Edgar Zappe.
Edgar Zappe blieb zwar im Amt, aber zwischen ihm und der Politik kam es
immer wieder zu Spannungen - auch Mitte der 1980er-Jahre, als es um die
neue Begegnungsstätte der Stadt im ehemaligen Gymnasium ging, oder wenig
später, als sich das Unternehmen Famka an der Feldstraße
ansiedeln wollte, was große Sorgen bei den Kaufleuten in der Innenstadt
auslöste.
Ende der 1980er-Jahre schien sich das Verhältnis zwischen Zappe und dem
Rat beruhigt zu haben. Auf einer Ratssitzung im Juli 1988 wurde der
Beigeordnete wiedergewählt. CDU, FDP und die Grünen stimmten der
Wiederwahl zu, die SPD enthielt sich der Stimme.
Edgar Zappes reguläre Amtszeit sollte bis Ende Oktober 1996 laufen. Aber
bereits 1990 - zum 1. September - ging der erste Beigeordnete in den
vorgezogenen Ruhestand.
Zappes Nachfolger wurde Hansheinrich Arend. Seine weiteren Nachfolger
wurden
Karl-Ulrich Braasch (†) und
Dr. Just Gérard. Seit dem Ausscheiden von Dr. Gérard und der dadurch
eingetretenen Vakanz auf diesem Beigeordnetenposten wird in der
Stadtpolitik darüber diskutiert, ob Kevelaer auf einen Technischen
Beigeordneten künftig generell verzichten könne.
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