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Konzert- und Bühnenhaus

1966 eröffnet



Foto zeigt Schriftzug Konzert- und Bühnenhaus1955, elf Jahre vor Eröffnung des Konzert- und Bühnenhauses, dachte die Stadt Kevelaer eher an einen Großsaal mit rund 650 Plätzen, anzulegen im Obergeschoss des gerade fertig gestellten Neubaus für das > Progymnasium. Damals stand der Gedanke einer Schulaula im Vordergrund. Aber schon 1956 war klar: Es gab keine Zuschüsse, folgtlich konnte, so wurde Ende Mai in einer Ratssitzung festgestellt, "der Bau eines Kultursaales nicht mit dem 2. Bauabschnitt des Progymnasiums in Verbindung gebracht werden".

Dann wurde zielstrebig das Projekt Aula/Kulturhalle weiter verfolgt. 1959 legte Amtsdirektor > Fritz Holtmann erste Pläne für den "Kultursaalbau neben dem Gymnasium" vor. 700 000 DM sollte der Saalbau mit 705 Plätzen insgesamt kosten. Ausdrücklich war kein Theaterbau, sondern ein Mehrzwecksaal mit flachem Boden für Veranstaltungen aller Art konzipiert. Ende 1959 beschloss der Stadtrat, die "Mehrzweckhalle für Festlichkeiten" neben dem Gymnasium zu bauen. Es war nur eine Mehrheitsentscheidung, denn die SPD hielt, wie ihr Sprecher > Hans Willems ausführte, den Standort für bedenklich. Das Projekt solle so lange zurückgestellt werden, bis eine Entscheidung zur Realschule bzw. Erweiterung des Gymnasiums getroffen sei.

Auch Ernst Gerats (KWG) forderte, die Entwicklungen abzuwarten und erst später den Standort zu entscheiden. > Willy Dierkes (CDU) hielt dagegen, seit Jahren befasse sich der mit dem Projekt, ohne zu einem Resultat zu kommen. "Man muss auch mal die Courage haben, etwas zu tun". Und > Albert Pannen (CDU) meinte: "Jetzt muss klar entschieden werden, ob der Saal gebaut wird oder nicht, sonst macht sich der Rat allmählich vor der Bevölkerung lächerlich". Die Kritiker erhielten Unterstützung von Amtsbaumeister > Peter Heynen. Es gebe in Kevelaer Wichtigeres zu tun, als den Kultursaal zu bauen. Er denke an die Kanalisation und die Straßen. Die Ratsmehrheit entschied aber in jener Sitzung und ließ die Planung unter Architekten aus den Kreisen Geldern und Kleve ausschreiben.

Im Frühjahr 1962 - > Dr. Karl-Heinz Röser trat die Nachfolge von Stadtdirektor Fritz Holtmann an - reichte Architekt Karl Wierichs, der den Auftrag erhalten hatte, seine Pläne für das Projekt "Kultursaal/Mehrzweckhalle" ein. Da kam eine Änderung ins Gespräch: Die Halle sollte nun doch unterkellert werden. Im September verschob der Stadtrat den Baubeginn der Kulturhalle und speckte das Projekt tüchtig ab. Weil die Stadt nun schwerpunktmäßig in den Straßenbau und die Kanalisation investieren wollte, sollte die künftige Mehrzweckhalle nur noch "ein einfacher, zweckmäßiger Saal für schulische und kulturelle Zwecke" sein. Mehr als 500 000 Mark durfte der Bau nicht kosten.

Foto zeigt Teil des neuen Konzert- und BühnenhausesSchüler und Lehrer des Gymnasiums hörten das gern, denn nun stand die Schulaula-Funktion des Neubaus wieder im Vordergrund. > Karl Dingermann, der spätere Bürgermeister und damalige Vorsitzende der Schulpflegschaft, nährte auf einer Schulversammlung diese Hoffnung: Nun sei der Bau einer reinen Aula mit 400 Sitzplätzen geplant, sagte Dingermann. Dazu komme ein Bühnenraum.

Das heutige Konzert- und Bühnenhaus.

Im Herbst 1963 war aus der Schulaula wieder eine Kombination von Aula und Kultursaal geworden - eine "große Räumlichkeit für Kulturveranstaltungen" (KB von 1963). Das neue Gebäude wurde dem Gymnasium an der Ostseite zur Gelderner Straße hin angegliedert. Eine eingeschossige Vorhalle diente als Eingang, sie war zum Vorplatz hin ganz in Glas ausgeführt. Von dort aus ging es zu einem großen Saal mit Bühne. Parallel dazu lag die Pausenhalle, die sich rechtwinkelig an den EIngangsbereich anschloss. Der Hauptsaal bot Platz für 512 Personen in Stuhlreihen. Auf der Bühne konnten sich bei großen Konzerten 120 Sänger und Sängerinnen sowie das Orchester präsentieren. Unter der Bühne gab es einen abdeckbaren Orchestergraben für etwa 30 Musiker. Ebenfalls eine Etage tiefer - eine Treppe im Foyer führte hinunter - befanden sich die Toiletten und die Garderobe. Eingangs- und Pausenhalle konnten bei großen Veranstaltungen einbezogen werden dank flexibler Türen.

Der Abschied von der Aula-Idee wurde 1966 deutlich, als der Stadtrat im Sommer dem neuen Kulturtempel seinen Namen gab: "Konzert- und Bühnenhaus der Stadt Kevelaer". Statt der halben Million kostete der Bau 1,55 Millionen Mark; gut die Hälfte wurde mit Landeszuschüssen finanziert.

Anfang Oktober 1966 fand die glanzvolle Eröffnung statt. Die Gäste "waren sichtlich beim Eintritt in den Konzertraum von dessen Schönheit und festlicher Atmosphäre überrascht", meldete das KB. "Die dunklen, warmgetönten Holzwände, der in einem verhaltenen Grün schimmernde Vorhang auf der linken Seite, die dezente Beleuchtung, der modern gefaßte Blumenschmuck, das alles einte sich zu einem Bild festlicher Repräsentation".

Eintrittskarten für die erste Saison waren sehr begehrt. Kurz nach Beginn des Abonnement-Verkaufs war kein Platz mehr zu bekommen. Leisen Vorwürfen, die Stadt habe sich hier ein Denkmal gesetzt, begegneten Bürgermeister > Peter Plümpe und Stadtdirektor Dr. Karl-Heinz Röser mit dem Hinweis, dass Kevelaer nicht einmal die Hälfte dessen ausgegeben habe, was andere Städte für vergleichbare Kulturhallen bezahlt hätten. Für Röser sollte das Haus "Symbol des Gemeinsinnes" der Kevelaerer Bürger sein, es soll auch Kevelaers "gute Stube" sein, "in der sich alle versammeln, die dem Guten und Schönen zugetan sind". Am Eröffnungstag wurde "Leonce und Lena", ein Lustspiel von Georg Büchner, gegeben, aufgeführt vom Theater am Niederrhein. Während die Gäste das Haus sehr lobten, fiel es den meisten "schwer, in der Aufführung den Charakter eines Lustspiels zu erkennen", notierte das Kävels Bläche.

Der Umbau

In den folgenden zwei Jahrzehnten kam die "gute Stube" in die Jahre. Im Frühjahr 1989 beschloss der Stadtrat den Umbau, wofür 6,3 Millionen Mark angesetzt wurden. Im Herbst 1991 segneten die Geistlichen Alois van Doornick, > Volker Raettig und Klaus Schönberg das "neue" Konzert- und Bühnenhaus. Bürgermeister > Dr. Friedrich Börgers zeigte sich begeistert wie die meisten: "Die Realitäten haben meine Erwartungen übertroffen". Architekt Onno Greiner aus Amsterdam, der zusammen mit dem Kevelaerer Architekten > Ludwig Selders für das Werk verantwortlich zeichnete, hielt den Festvortrag zur Eröffnung. Rund 280 Kevelaerer investierten je 40 Mark für den Eintritt zum Galaabend und wurden nicht enttäuscht: Das Kulturamt hatte ein erstklassige Premierenprogramm vorbereitet.

Der Kostenansatz von 6,3 Millionen Mark wurde nicht eingehalten. Der Umbau schlug mit 7,2 Millionen Mark zu Buche.

© Martin Willing 2012, 2013