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Bürgermeister in Kevelaer von 1946 bis 1978 | * 1905 | † 1978
Als fünftes von elf Kindern der Eheleute Sibylla und Joseph Plümpe wurde
Peter Plümpe in der Hauptstraße in Kevelaer geboren, wo sein Vater,
streng und bestimmend in der Erziehung, ein Bekleidungsgeschäft betrieb.
Jedes Kind erlernte ein Instrument oder sang. Peter spielte Cello. Nach
Besuch der Rektoratsschule machte der Junge in Beverungen (a. d. Weser)
eine Lehre als Uhrmacher, um später das Uhrenfachgeschäft seines Onkels
Theodor Veumann (Hauptstr. 42) zu führen, das Plümpes Großvater 1858
gegründet hatte.
Nach der Lehre arbeitete Peter Plümpe zunächst in Jünkerath (Eifel). Er
legte 1929 vor der Prüfungskommission der Handwerkskammer Düsseldorf
seine Meisterprüfung im Uhrmacherhandwerk ab und übernahm 1930 das
Uhrenfachgeschäft seines Onkels. Im Haus befand sich auch eine
Pilgerwirtschaft, in der Peter Plümpe seine spätere Frau Toni Stumpe aus
Telgte kennenlernte, mit der er sich Ostern 1933 verlobte. Das Paar
heiratete am 1934. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor (Ida, Dorothee,
Joseph und
Gerd; ein Kind kam tot zur Welt).
Peter Plümpe engagierte sich schon vor dem Zweiten Weltkrieg stark in
der Freiwilligen Feuerwehr. Als Brandmeister in Kevelaer wurde er im
Juli 1935 zum Adjutanten des Kreisfeuerwehrführers Bühner (Großvater des
Kevelaerer Tierarztes Willi Bühner) berufen; damit war Peter Plümpe
Mitglied des Führerrates des Kreisfeuerwehrverbands Geldern.
Nach dem Einmarsch der alliierten Truppen wurde Plümpe von dem
britischen Kommandanten Alexander zum Polizeichef von Kevelaer bestimmt
(3.3.1945). Für den verstorbenen ersten Nachkriegsbürgermeister von
Kevelaer, Theodor van Ooyen († 1945), setzte die Militärbehörde den
Goldschmied Josef van Ooyen ein, der aber ebenfalls nach kurzer Amtszeit
starb - wenige Tage nach der noch von ihm geleiteten Sitzung, auf der
Fritz Holtmann zum Gemeindedirektor von Kevelaer gewählt wurde (Februar
1946).
Im Einvernehmen mit der britischen Kommandantur wurde Peter Plümpe
zunächst zum stellvertretenden Bürgermeister bestellt, der bis zur Wahl
eines Bürgermeisters dessen Amtsgeschäfte führen sollte. Dann wurde er
zum Bürgermeister in Amt und Gemeinde Kevelaer gewählt und mit
Zustimmung der Militärbehörde eingesetzt (März 1946). Seine erste
Gemeinderatssitzung leitete Peter Plümpe als Bürgermeister am 1.10.1946.
Unter seinem Vorsitz beschloss der Gemeinderat 1948, bei der Regierung
das Recht zu beantragen, die Bezeichnung Stadt Kevelaer führen zu
dürfen. Die Stadterhebung vom 25.5.1949 wurde im großen Rahmen gefeiert.
Auf der Gründungsversammlung des Kirchbauvereins für den Wiederaufbau
der zerstörten Pfarrkirche St. Antonius (1949) wurde Peter Plümpe in den
vorbereitenden und kurz darauf in den ordentlichen Vorstand unter
Edmund
Bercker sen. berufen.
Wegen eines Ergänzungsgesetzes zur Deutschen Gemeindeordnung (1949),
nach dem ehrenamtliche Bürgermeister nur noch für ein Jahr - mit
Möglichkeit der Wiederwahl - zu wählen waren (bisher: drei Jahre, keine
Wiederwahl erlaubt), traten die Stadt- und Amtsvertretungen Kevelaer im
Dezember 1949 zusammen. Auf Vorschlag von
Willy Dierkes (CDU)
bestätigten die Stadtvertreter von CDU, Zentrum, SPD und FDP in geheimer
Wahl den Amtsinhaber als Bürgermeister von Stadt und Amt Kevelaer, und
zwar einstimmig.
1950 wählte der Kreistag Peter Plümpe, der ein Jahr zuvor zum
stellvertretenden Hauptbrandmeister von Kevelaer berufen worden war, zum
stellvertretenden Kreisbrandmeister.
Zur Bürgermeisterwahl 1950 regte Peter Plümpe an, ein anderes Mitglied
der Stadtvertretung zu wählen.
Arnold Dyx, ältestes Mitglied der
Stadtvertretung, schlug jedoch Wiederwahl vor, die einstimmig erfolgte.
Auch im November 1951 wurde Plümpe als Stadt- und Amtsbürgermeister mit
allen Stimmen der Mandatsträger bestätigt.
Das Jahr 1952 war zunächst von der Schulpolitik geprägt. Peter Plümpe
setzte sich zusammen mit den Elternvertretern
Dr. Paul Lingens und
Edmund Bercker sen. sowie Stadtdirektor Fritz Holtmann und Dechant
Heinrich Maria Janssen für den Ausbau der
Höheren Schule ein, die bisher
beengt an der Bogenstraße untergebracht war und zu einem sechsklassigen
Progymnasium (bis Klasse 10, mittlere Reife) mit entsprechendem Neubau
ausgebaut werden sollte. Nach der Initiative beschloss der Stadtrat den
Neubau.
Plümpe, der im selben Jahr durch einstimmige Wahl Nachfolger von
Hauptbrandmeister Karl van Betteraey sen. geworden war, verlor im Herbst
beinahe sein Ratsmandat: Zur Kommunalwahl (1952) trat eine neue
politische Gruppierung, die Freie Wählervereinigung (FWV), auf den Plan.
Die mittelständisch orientierte FWV rekrutierte sich unter Führung von
Josef Aengenheyster aus der politisch neutralen Arbeitsgemeinschaft
selbständige Berufe (ASB) und wollte sich besonders für den
wirtschaftlich geschwächten Mittelstand in Kevelaer einsetzen. Plümpe
und Aengenheyster kandidierten gegen einander im Bereich von Anna- und
Hauptstraße sowie Kapellenplatz. Plümpe verlor mit 154 zu 231 Stimmen
das Direktmandat an Aengenheyster.
Das CDU-Mitglied Hermann Müser verzichtete auf sein Mandat, damit Plümpe
über die Reserveliste in den Rat einziehen konnte. Erst nach heftigem
Drängen seiner Parteifreunde war Plümpe bereit, den Verzicht Müsers und
den dadurch ermöglichten Wiedereinzug in den Rat zu akzeptieren. In der
konstituierenden Ratssitzung (November 1952) besaß die CDU erstmals
keine absolute Mehrheit mehr. Plümpe wurde mit 22 Stimmen für vier Jahre
gewählt, sein Gegenkandidat Aengenheyster erhielt zwei Stimmen.
Aengenheyster wurde zum Stellvertreter von Plümpe gewählt.
Im Frühjahr 1953 verlegte Uhrmachermeister und Optiker Peter Plümpe sein
Geschäft von der Hauptstraße 42 zur Bahnstraße 6 und ergänzte es um die
Sparte Hörgeräte (Eröffnung am St.-Joseph-Tag). Im selben Jahr übernahm
Peter Plümpe von Franz Vorfeld den Vorsitz des
Martinskomitees.
Plümpe setzte sich zusammen mit Dechant Janssen für eine Patenschaft
über die Missionsstation
Kevelaer in Südafrika ein. Er leitete die
Festsitzung des Stadtrates (Oktober 1957), auf der die Patenschaft
feierlich besiegelt wurde.
1962 wurde Peter Plümpe zum Bezirksbrandmeister ernannt, was für ihn
zusätzliche Termine und Aufgaben bedeutete. Zunächst auf Unverständnis
stieß in seiner Familie, dass er 1962, obwohl er kein Tier töten konnte,
einen Jagdschein erwarb. Plümpe begnügte sich damit, früh morgens auf
dem Hochsitz die Natur und die Ruhe zu genießen; denn den ganzen Tag
über waren Geschäftslokal und Wohnung - bis zur Kommunalen Neuordnung
1969 - Anlaufstelle für alle, die den Bürgermeister sprechen wollten.
1965 übertrug Peter Plümpe seinem Sohn Gerd, der inzwischen zum
Uhrmacher, Hörgeräte-Akustiker und Augenoptiker ausgebildet war, die
Bereiche Optik und Hörgeräte. Im Jahr darauf trug Peter Plümpe für die
Feuerwehr die Festkette; sein Adjutant war sein Sohn Gerd. - Nach der
Kommunalen Neuordnung wurde Peter Plümpe als Bürgermeister der neuen
Stadt Kevelaer gewählt (November 1969).
Festkettenträger Peter Plümpe und sein Sohn Gerd als Adjutant im Jahr 1966.
1972 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
1973 übergab Peter Plümpe sein Geschäft an der Bahnstraße seinem
langjährigen Mitarbeiter Hans Görtz.
Heftige Auseinandersetzungen um das unzureichende Feuerwehrgerätehaus an
der Venloer Straße drohten Anfang der 1970er-Jahre das bisher gute
Verhältnis der Feuerwehr zur Stadt zu zerstören.
Erinnerung an Peter Plümpe:
Tafel auf seiner
Grabstätte.
Während die Wehr einen
Umbau am angestammten Platz wünschte, sprach sich der Stadtrat für einen
Neubau an der Wember Straße (im November 1975 bezogen) aus. Der
Einfühlsamkeit Peter Plümpes war es zu verdanken, dass sich die
Feuerwehr mit Rat und Verwaltung wieder versöhnte.
1975 erfolgte die Wiederwahl des mittlerweile 70-jährigen Bürgermeisters
Peter Plümpe. Aus Anlass seines 30-jährigen Jubiläums als Bürgermeister
von Kevelaer verlieh ihm der Stadtrat den Ehrenring. Die Geselligen
Vereine ernannten ihn zum Ehrenmitglied.
Grabstätte der Familie Peter Plümpe
auf dem Friedhof Kevelaer.
Peter Plümpe starb nach 33 Jahren im Bürgermeisteramt. Um ihn zu ehren
und zu danken, wurde der Marktplatz in Peter-Plümpe-Platz umbenannt.