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Christdemokrat aus Kevelaer | * 1899 | † 1985
Willy Dierkes, der spätere CDU- Fraktionsvorsitzende, wurde im 1899 in
Kevelaer geboren, wuchs in der Marienstadt auf und machte sich bereits
mit 24 Jahren als Kaufmann selbstständig. Er gründete gemeinsam mit
einem Kompagnon die Bilder- und Rahmenfabrik Dierkes und Gabriels an der
Bogenstraße (heute Antwerpener Platz).
Willy Dierkes war Zeit seines Lebens im christlichen Sinn ein Arbeiter
für andere; er verstand es, da anzupacken, wo seine Hilfe am meisten
gebraucht wurde. Als er nach dem Weltkrieg aus Skandinavien in seine
Heimat zurückkehrte, fasste er schnell Fuß in der Kevelaerer Politik,
weil er gänzlich frei von einer Nazi-Vergangenheit war. Das Parteibuch
der NSDAP hatte er abgelehnt wie ein rotes Tuch. Dierkes: „Jeder sah, wo
Not am Manne war; die Karre musste aus dem Dreck gezogen werden“.
Und Dierkes
ließ sich einspannen. Mit Gesinnungsfreunden gründete er die Kevelaerer
CDU und machte Politik. Als im Februar 1946 unter dem Vorsitz von
Amtsbürgermeister Josef van Ooyen die erste Gemeinderatssitzung
stattfand, zählte Willy Dierkes zu den Ratsherren. Seine
christdemokratischen Freunde wählten ihn zu ihrem Fraktionsvorsitzenden.
Er blieb es 20 Jahre.
Fast genauso lang leistete er im Kreistag „erste Hilfe“. Erst 1969 legte
er seine Mandate nieder. Der Kevelaerer Stadtrat dankte ihm seinen
Einsatz noch während seiner aktiven Zeit mit dem Ehrenring der Stadt.
Dieses Schmuckstück hat seither nur noch Bürgermeister
>
Peter Plümpe
tragen dürfen.
Dierkes hatte feste Ansichten. Dem KB gegenüber sagte er 1984 in einem
Interview: „Ich schätze Ehrlichkeit und die Kraft, eine eigene Meinung
geradeheraus zu sagen“. Wesentlich waren ihm Korrektheit auch im Detail,
Heimatverbundenheit und die Wallfahrt. Über die heutigen „Sitten im
Stadtrat“, mit denen sich Politiker mitunter sogar verletzten, um den
Sieg davon zu tragen, statt sich um das Gemeinwohl zu sorgen, schüttelte
er den Kopf.
Dierkes: „Früher gingen wir nach den Sitzungen zum Klütt [Gaststätte in
der Nähe des alten Rathauses], und spätestens da waren alle wieder ein
Herz und eine Seele; bei uns wurde nichts nachgetragen; und es gab keine
Gehässigkeit. Das galt auch im Miteinander der verschiedenen Parteien“.
Über die ersten Jahre erzählt er: „Damals war es unsere wichtigste
Aufgabe, Lebensmittelkarten an Bedürftige zu verteilen und Schuhe und
Strümpfe. Wer weiß denn heute noch, wie damals die Zustände waren?“
Im Oktober 1948 gehörte Dierkes zu den Gemeinderatsmitgliedern, die „mit
Rücksicht auf die Größe und Bedeutung des Ortes“ für Kevelaer die
Stadtrechte beantragten und dies im Mai 1949 - nach der Verleihung der
Stadtrechte durch den Innenminister - in einer Festschrift
dokumentierten.
Willy
Dierkes' Ehrenring der Stadt.
In diesem Heft hieß es: „Getreu seiner Tradition wird die Stadt Kevelaer
in der schweren Gegenwart und in einer - Gott gebe es - schöneren
Zukunft ihre Pflichten im Gemeinwesen erfüllen“. Dass Kevelaer in diesem
Sinne gedieh, daran hatte Willy Dierkes großen Anteil. Die Stadt ehrte
ihn mit dem Ehrenring.
Der Christdemokrat war nicht nur als Politiker in die Stadt eingebunden,
er fühlte sich auch in ihren Vereinen wohl. Als 1949 erstmals wieder der
„fette Donderdag“ gefeiert wurde, hielten die Bürgerschützen im Jahr
ihres 110-jährigen Bestehens nach zehnjähriger Pause ihr erstes
Königsschießen ab. Willy Dierkes schoss den Vogel ab und trug die neue
Königskette, die
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Wilhelm Polders nach einem Entwurf von Josef Cürvers
angefertigt hatte.
Bis zu
seinem Tod im Mai 1985 war der große Helfer im Wiederaufbau der Stadt
nach dem Krieg im Glauben tief verwurzelt und voller Zuversicht; noch
kurz vorher sagte er gegenüber dem KB: „Ich habe keine Angst davor, dass
der Herrgott mich abruft“.
Seine Familie, die Kinder Egon, Willy jr. , Gisela und Resi erinnern
sich gern an die Eltern, an ihre Mutter Thea, von der der Vater sagte:
„Sie war für mich ein großes Glück und der Inbegriff an Harmonie“ - und
an ihren Vater. Willy jr. schrieb dem KB über ihn: „Neben seinem Hobby,
der Politik, kam seine Familie nie zu kurz. Er war sehr kinderlieb, ein
warmherziger, manchmal auch strenger, aber immer gerechter Vater“.