Dezember 1951
Als Lehramtsanwärter tritt
Albert
Pannen aus Weeze seinen Dienst an der Kevelaerer St.-Antonius-Schule
für Mädchen an. Wie sein zwei Jahre jüngerer Bruder Laurenz, der spätere
Bürgermeister von Weeze, wird auch Albert (* 1922, † 2002) in der
Kom-munalpolitik mitwirken: Ab 1957 gehört er dem Stadtrat an. Seine
berufliche Laufbahn wird Pannen als Leiter der
Hauptschule Theodor Heuss beenden.
Für die
Canisianer-Brüder, die im
Priesterhaus
wirken, ist der 8. Dezember 1951 ein historisches Datum. Michael Keller,
Diözesanbischof von Münster, erhebt an diesem Tag die
„Brüdergemeinschaft der Canisianer vom christlichen Apostolat“ zu einem
selbstständigen Orden. Seit fast 100 Jahren haben die Canisianer um ihre
Eigenständigkeit gekämpft. Im Herz-Jesu-Kloster in Vreden-Ellewick wird
die Ordenserhebung festlich gefeiert.
Die Familie Polders und viele Kevelaerer trauern um Goldschmiedemeister
Wilhelm
Polders II, der im Alter von 74 Jahren gestorben ist. Das Haus
Polders an der Hauptstraße ist in der Nazi-Zeit ein sicherer
Zufluchtsort für einige Kevelaerer gewesen, die von Zwangsevakuierungen
bedroht waren und sich vor der SS verbergen mussten. Hier wurden
heimlich heilige Messen gefeiert. Nach dem Einmarsch der Alliierten
(3.3.1945) hatte der britische Kommandant Alexander zunächst den
politisch unbelasteten Wilhelm Polders als Bürgermeister
zwangsverpflichtet; bald darauf hatte der Goldschmied die ungeliebte
Aufgabe an Theodor van Ooyen abtreten können.
Nur zehn Wochen nach dem Tod von Wilhelm Polders II stirbt seine Frau
Maria (70). Die Werkstatt übernimmt ihr Sohn
Wilhelm
Polders III (* 1914, † 1992), der in seiner
Frau Maria
eine starke Stütze hat. Die renommierte Goldschmiede wird heute von
einem ihrer Kinder - Wilhelm Polders IV - geführt.
In der Woche zwischen dem ersten und zweiten Advent
werben zahlreiche Geschäftsleute verstärkt um Kunden und deren
Weihnachtseinkäufe: Fahrrad Peters („Fahrradbeleuchtung und sonstiges
Zubehör läßt sich jeder gerne schenken“), Mode-Haus Lawaczeck
(„Tischdecken als Geschenk von praktischem Wert“), Franz Ruyters, der
Zigarren anpreist, Textilhaus Waitschies, Theodor Willems, der zur
Besichtigung seiner Möbelausstellung einlädt, Josef Opwis (Hüte, Mützen,
Lodenmäntel und weitere Textilien), Ernst Naebers („Mercedes-Schuhe“),
Foto van Wickeren (Reproduktionen und Vergrößerungen), Schuhhaus
Sinsbeck („Salamander-Schuhe“), Möbelhaus Kamps, Musikhaus Grüntjens
(„Ein Hohner-Instrument bringt immer Freude“), Buchhandlung Froitzheim,
Seidenhaus van Heyster (Mantel-, Woll- und Seidenstoffe), Valkyser
(Teppiche, Gardinen), Geschw. Platzer („Gold-Pfeil-Lederwaren“),
Haushaltswaren Josef Boes („Praktische Geschenke für den
Weihnachtstisch“), W. Wolsing („Tischbillard in verschiedenen Größen“),
Kaufhaus Schmitz („Neue Fertigbekleidungs-Etage“), Feinkosthaus
Schatorjé („Frische Hasen“), Ingenpaß („Extra starke Schaukler und
Roller“), Tapeten Hoymann, Heix (Teppiche, Sportartikel), Labonté
(Stoffe und Bekleidung), Th. Brocks (Kühlschränke, Fleischmaschinen),
Büromaschinen Bercker, Wackers (Uhren, Schmuck) und Köster („Spielzeug
unterm Weihnachtsbaum ist erfüllter Kindertraum“).
Am letzten Tag des Jahres 1951 stirbt
Julius Willing,
Pfarrer von Marienbaum und Großonkel des KB-Autors. Julius war einer der
vier Söhne des Schreinermeisters Willing in Anholt, der seinen ältesten
Sohn Bernhard beim Aufbau eines Bauunternehmens in Kamp-Lintfort
finanziell unterstützte - mit der Auflage, dass Bernhard seinen drei
jüngeren Brüdern das Studium ermöglichen solle, sobald er wirtschaftlich
dazu in der Lage sei.
Pfarrer Julius Willing, Marienbaum.
Bernhard entwickelte seinen Betrieb zu einer
beachtlichen Unternehmung, so dass er seinen Brüdern Julius (Theologie)
und Gerd (Medizin) das Studium finanzieren konnte. Seinen Bruder Johann,
der Handwerker wurde und in Kamp arbeitete, unterstützte er auf andere
Weise.
Julius Willing, 1912 zum Priester geweiht, begann als Religionslehrer
auf der Gaesdonck, wirkte als Kaplan in Ahaus, Emsdetten und Warendorf,
übernahm 1936 das Pfarrektorat Sterkrade Königshardt und folgte 1943 dem
Ruf des Bischofs Clemens August von Galen nach Marienbaum an die Pfarr-
und Wallfahrtskirche. Er versah seinen Dienst bis zu seiner
Herzerkrankung, die ihm ab 1950 zu schaffen machte. Er ließ sich längere
Zeit in Moers behandeln, betreut auch von seinem Neffen Dr. Heinrich
Willing, dem Sohn des Bauunternehmers Bernhard Willing und Vater des
KB-Autors.
Über Julius Willing, der nur 63 Jahre alt wurde, heißt es im
Totenzettel:
Von früher Jugend an verehrte er die Gottesmutter. Voll
Freude, Pfarrer an einem Wallfahrtsort zu sein, setzte er seine
ganze Kraft ein, die Wallfahrt zu pflegen und zu fördern und vor
allem die Gläubigen in der Verehrung Mariens zu stärken.
Schlicht und einfach ging er durchs Leben, und gerade dieses
sein schlichtes Wesen erwarb ihm das Vertrauen seiner Gläubigen.
Der Eifer für das Haus Gottes verzehrte ihn (…) |
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- wird fortgesetzt - |