Helpenstein, Dr. Ferdinand
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Kinderarzt
und Maler aus Kevelaer |
* 1925 |
† 2011
Als er im Frühjahr 1997 bei einer öffentlichen Auszeichnung im
Mittelpunkt stand, fühlte er sich nicht sonderlich wohl. Dr. Ferdinand
Helpenstein, „von Hause aus“ Kinderarzt und ab 1962 in Kevelaer
niedergelassen, hatte immer lieber die Babys in den Vordergrund gerückt,
für die er seit über einem Vierteljahrhundert eingetreten war,
behinderte Mädchen und Jungen, die als Startvoraussetzung für ihr Leben
eine
Frühförderung
brauchten. Für dieses Werk hatte Bundespräsident Roman Herzog dem
Vorsitzenden der
„Aktion St. Nicolaus“
das Verdienstkreuz am Bande verliehen. Landrat Gerd Jacobs überreichte
es während einer Feierstunde im
Bühnenhaus.
So richtig begeistert schien Dr. Helpenstein über die
Ordensverleihung (1997) nicht zu sein. Rechts: Landrat Gerd Jacobs.
Helpenstein hatte sich und sein Können früh in den Dienst des Vereins
gestellt, der Mitte der 1960er-Jahre aus einer weihnachtlichen
Jugendaktion, initiiert von Bernd van der Post, entstanden und 1970
gegründet worden war. Ferdinand Helpenstein, zunächst zweiter
Vorsitzender, hatte große Pläne: Es sollte ein Kinderdorf gebaut werden,
in dem behinderte Kinder bei professioneller Betreuung leben könnten.
Die Baupläne mussten aufgegeben werden, die Grundidee aber blieb: Hilfe
am behinderten Kind.
Der Verein stellte Krankengymnastinnen ein, die zunächst in den
Praxisräumen von Helpenstein, später im alten Rathaus arbeiteten. Mit
dieser ersten fachlich versierten Unterstützung von körperbehinderten
Kleinstkindern war der Weg zur heutigen Frühförderstelle geebnet, deren
Einrichtung 1979 beim Kreis Kleve beantragt wurde. Die Aktion St.
Nicolaus und die Lebenshilfe Gelderland übernahmen das Projekt gemeinsam
und eröffneten es in neuen Räumen in der Begegnungsstätte der Stadt.
Dr. Ferdinand Helpenstein, verheiratet mit Frau Ruth, geborene Schmitz,
und Vater von acht Kindern, hat nicht nur unermüdlich fachliche Dienste
geleistet und gemeinsam mit seinen bienenfleißigen Kollegen vom
Hilfsverein eine gewaltige Summe Geld für den wichtigen Zweck
zusammengetragen: Er hat es auch geschafft, bei ungezählten Bürgern
Verständnis für die Anliegen behinderter Kinder zu wecken. Das zeigten
sie dadurch, dass ihre Spendenbereitschaft ungebrochen war und der
Verein ehrgeizige Ziele verwirklichen konnte.
Unermüdlich arbeitete Dr. Helpenstein für die Frühförderstelle in
Kevelaer und nahm dankbar Spenden entgegen - hier einen Scheck des
früheren Amtsbürgermeisters des Amts Kervenheim,
Wilhelm
Wehren sen.
Eines davon lag dem Mediziner besonders am Herzen: Das integrative
Miteinander von behinderten und nicht-behinderten Kindern, wie es
beispielsweise im städtischen Kindergarten „Spatzennest“ – unterstützt
durch die „Aktion St. Nicolaus“ – sehr früh praktiziert wurde.
Ohne den Kinderarzt als Promoter hätte es wohl keine Frühförderstelle
gegeben, in der über Jahre Hunderte von Kindern dank des Engagements der
„Aktion St. Nicolaus“ und der Lebenshilfe Gelderland betreut wurden
(heute wird die Stelle als gGmbH geführt).
Dr. Ferdinand Helpenstein zeichnete sich als Mann aus, der helfen
wollte, Konzepte entwickelte, sie mit behördlichem Segen und manchmal
mit behördlichem Geld in die Tat umsetzte und den Elan der Anfänge
wachhielt.
2005 ernannte die Aktion St. Nikolaus Ferdinand Helpenstein zu ihrem
Ehrenvorsitzenden. 2007 erhielt er den Ehrenpreis für soziales
Engagement des Landschaftsverbands Rheinland.
Da hatte der Arzt, der 1990 den weißen Kittel auszog, längst eine
private Leidenschaft in den Dienst der Sache gestellt: Er malte. Lange
war er Schüler von Norbert Munnes an der Malakademie Köln gewesen.
Als Künstler, der ausgezeichnete Aquarelle unter anderem mit
Landschaftsmotiven und Kevelaerer Stadtansichten zu Papier gebracht hat,
steht Dr. Ferdinand Helpenstein heute in der Tradition einer
beeindruckend langen Reihe von hiesigen Malern, die über ihre Zeit
hinaus Beachtung finden. Seine Bilder hatte Helpenstein - auch in
Ausstellungen bei Frisör Josef Sautmann - zum Kauf angeboten. Jede Mark
aus dem Erlös bereicherte das Leben behinderter Kinder.
Gemeinsam mit der Redaktion des Kevelaerer Blatts gab es
künstlerische Hilfsaktionen für die Frühförderstelle der Aktion St.
Nicolaus (v.l.): Dr. Ferdinand Helpenstein,
Josef Sautmann,
Jan Willing und
Heinz Ingenpaß (Aufnahme von 1996).
Erst nach Jahren war Ferdinand Helpenstein bereit zu akzeptieren, nicht
mehr als Hobbymaler eingestuft zu werden. „Nur wenige wussten, dass
Helpenstein sein künstlerisches Handwerk als Maler über viele Jahre
systematisch aus- und weiterbildete, indem er sich in die Obhut von
Meistern begab und auf Studienreisen die Begegnung mit der Kunst
suchte“, schrieb Martin Willing einmal über den Kevelaerer Künstler.
Ferdinand Helpenstein starb im Jahr 2011. Kunstförderer wie Josef
Sautmann und Paul Wans kümmerten sich verdienstvoll um die Erarbeitung
eines Werkverzeichnisses, das 2012 in mehreren Bänden als kostbares
Einzelwerk erschien und Helpensteins Einordnung in die Reihe der großen
Kevelaerer Maler nahelegt.
Ferdinand Helpenstein an der Staffelei im Jahr 1995.