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    SACHBEGRIFFE |
Plantaria Niederrheinpark Twisteden

Ab 1988 geplant | 1996 erster Spatenstich | 1998 eröffnet |
2010 nach Verkauf in den benachbarten Erlebnispark Irrland integriert

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Erlebnispark Plantaria in der Gesamtansicht
Imposante Gebäude im neuen Erlebnispark Plantaria in Twisteden.

1988

Plantaria Twisteden27 Kaufleute und Naturfreunde gründeten 1988 für ihr projektiertes Erholungszentrum in Twisteden eine Aktiengesellschaft. Väter der Idee waren Werner Neumann und Heinz Verrieth. Sie planten einen Blumen- und Vogelpark. Für Notar Reinhard Rix in Kevelaer war es die erste Aktiengesellschaft, die er beurkundete.

Plantaria-Erlebnispark in Twisteden: Von Anfang an falsch konzipiert (im Hintergrund der erfolgreiche Park Irrland).

Jeder der zunächst 27 Aktionäre zeichnete 20.000 Mark. Bereits 1989 sollten mit den Architekten Ludwig Selders und Forthmann drei bis vier Millionen Mark verbaut werden. An Grundkapital standen zunächst 560.000 Mark zur Verfügung. Geplant war der Park auf fünf bis acht Hektar Brachland westlich der Sport- und Tennisanlagen in Twisteden, die zum großen Teil in städtischem Besitz waren. Die Aktiengesellschaft wurde in der Anlaufphase vom Geschäftsführer der Blumenvermarktungsgesellschaft GVG in Lüllingen, Kaysers, geführt.

Nicht wenige Bürger in Twisteden wehrten sich gegen die Ansiedlung. Aber der Stadtrat beschloss einträchtig, das Grundstück am Twistedener Marktweg - Wert: etwa 65.000 Mark - gegen ein Aktienpaket einzutauschen. Die Aktiengesellschaft beauftragte den Landschaftsarchitekten Leipacher aus Wuppertal mit den Außenplanungen. Architekt Selders aus Kevelaer stellte auf einer Bürgerversammlung die ersten Pläne vor. In Twisteden formierte sich weiterer Widerstand.

1989

Im Januar beantragten die den Park ablehnenden Grünen vergeblich eine Sondersitzung des Rates. Im März gab der Stadtrat grünes Licht: Aufstellung und Offenlage eines Bebauungsplans.

1990

Im September stimmte der Regierungspräsident dem Bebauungsplan für den Twistedener Blumen- und Vogelpark unter Auflagen zu.

1992

Der Hauptausschuss befasste sich im Oktober mit dem Bebauungsplan. Grünen-Fraktionschef Karl-Heinz Kandolf wollte wissen, ob Ratsmitglieder, zugleich Aktionäre des Vogelparks, befangen seien und mit abstimmen dürften. Die Diskussion verlief im Sande. Kandolf kritisierte, die Eingaben der Bürger - allesamt zurückgewiesen - seien nicht sachgemäß abgewogen worden. Franz Wustmans (CDU) bezeichnete die Haltung Kandolfs als „entweder dumm oder böswillig“. SPD-Fraktionschef Dr. Klaus Hölzle befand: „Wir sollten glücklich sein, wenn das Projekt so bald wie möglich realisiert wird“.

1993

Im Oktober ging die Stadt vor dem Verwaltungsgericht mit ihrem Bebauungsplan zum Blumen- und Vogelpark ohne Glanz und Gloria baden. Der Verdacht der Grünen war also offenkundig begründet gewesen.

1994

Für den Park wurde im März ein neuer Standort gefunden (gegenüber der Mühle). Der alte Bebauungsplan, vom Gericht verworfen, verschwand. Im Herbst wies der Stadtrat Bedenken von Bürgern auch gegen den neuen Standort zurück. Die Erhöhung des Verkehrsaufkommens in Twisteden sei keine unzumutbare Belastung der Twistedener Bevölkerung, wurde im Rat argumentiert. Was Rat und Verwaltung, aber auch die Bürger nicht ahnten: Die genannten Besucherzahlen in den Berechnungen wurden später nicht einmal annähernd erreicht.

1996

Die Parkbetreiber stellten im September die aktuelle Planung vor und kündigten den Baubeginn noch für das laufende Jahr an, nachdem viel Zeit für Geldbeschaffung verbraucht worden war. Am 17. Dezember erfolgte der erste Spatenstich.

Plantaria
Plan und Bauschild 1996 zum 1. Spatenstich des Blumen- und Vogelparks, der später Plantaria genannt wurde.

Ab dem 1. Dezember existierte die Vogel- und Blumenpark Aktiengesellschaft Kevelaer-Twisteden und Cie. Plantaria KG mit Sitz Am Scheideweg 1-5. Die Kommanditgesellschaft diente u.a. dazu, steuerlich interessante Verlustzuweisungen zu ermöglichen. - Das meiste Geld, das in Plantaria steckte, war geliehen. Kreditinstitute im Umland waren zurückhaltend und vorsichtig gewesen, weil im Falle einer Pleite das 13 ha große Grundstück, die Gebäude und die Volieren nur sehr eingeschränkt verwertet werden könnten: Hier im Sondergebiet durfte nur das betrieben werden, wofür es ausgewiesen war - ein Blumen- und Vogelpark. Deswegen sahen sich die Betreiber veranlasst, über ihre guten Beziehungen nach Düsseldorf eine Landesbürgschaft zu beschaffen, damit die Hausbank ausreichend hohe Kredite gewährte.

Erster Spatenstich für Plantaria 1996
Stadtdirektor Heinz Paal als Baggerführer: Erster "Spatenstich" für den Blumen- und Vogelpark Twisteden.

Das Land bürgte gegenüber der Bank für einen ungewöhnlich hohen Teil der Schulden - für acht Millionen Mark der Gesamtinvestition. Ohne die Bürgschaft hätten die Vorstandssprecher Heinz Verrieth und Werner Neumann „erheblich kleiner angefangen“ (Verrieth). - Verbaut wurden sieben Millionen Mark, wovon fünf Millionen in Kevelaer blieben, davon 3,2 Millionen bei zwei einheimischen Stahlbauern.

Erster Spatenstich für Plantaria 1996
Noch voller Zuversicht: Gäste beim ersten Spatenstich für den Vogel- und Blumenpark Twisteden, der als Plantaria ein Flop wurde.

Insgesamt sollten 14 Millionen investiert werden. Im Stadtrat wurden die kritischen Stimmen leiser. Ein Ratsmitglied, beschäftigt bei einer Firma, die von der Baustelle geschäftlich profitierte, vertraute sich dem KB an: Er werde unter wirtschaftlichen Druck gesetzt.

Der Gesellschaft wurde ein neunköpfiger Aufsichtsrat zur Seite gestellt. Mit dem ersten Spatenstich war für einen Teil der jetzt 55 Aktionäre, zumeist Gärtner aus der Umgebung, die Zitterpartie erst einmal zu Ende. Andere Aktionäre, für die der Park eher ein Abschreibungsobjekt war, um Gewinne im angestammten Beruf oder Betrieb zu verkürzen, sahen Verlusten der Park-AG gelassen oder sogar mit Vorfreude entgegen.

Auch die Stadt rechnete sich Vorteile von Verlustzuweisungen aus. Indes, Stadtdirektor Heinz Paal räumte später gegenüber dem Ratsherrn Hans Broeckmann ein, dass die Stadt Verlustzuweisungen der Vogel- und Blumenpark AG anders als angenommen nicht als steuerlichen Vorteil (z.B. bei den Stadtwerken) geltend machen dürfte. - Erwartet wurden ab 1998, dem Jahr der Eröffnung, zwischen 250.000 und 300.000 Besucher, die an der Kasse 9 Mark je Nase (Kinder: 6 Mark) zahlen. Die Zahlen wurden nie erreicht. Ein Direktverkauf von Blumen und Pflanzen vor dem Park und eine Gastronomie sollten die Erlöse aufbessern.

1997

Geschäftsführer Franz Wustmans, ab 1. Mai im Dienst, kündigte an, dass der Betrieb im folgenden Jahr mit 20 Festangestellten und 20 Aushilfskräften starten würde. Es wurde versucht, den neuen Namen NiederRheinPark Plantaria bekannt zu machen. Werner Neumann: „Ich glaube, dass wir in Franz Wustmans einen Fachmann zur Seite haben, der das Unternehmen solide führen wird“. Neumann schilderte, wie eine Abordnung aus Kevelaer, darunter Ortsvorsteher Heinz Verrieth und Stadtdirektor Heinz Paal, nach Düsseldorf gefahren sei, um vor einem von der Landesregierung eingesetzten Entscheidungsgremium - rund 25 Mann - ihre Geschäftsidee so gut zu verkaufen, dass sie am Ende die immense Bürgschaft in der Tasche hatten.

Neumann hob hervor, dass Wustmans' Hauptleistung gewesen sei, die Landesbürgschaft eingefädelt zu haben. Wustmans war vor der Berufung zum Geschäftsführer der Park-AG Beamter bei der Landeszentralbank gewesen. - Nicht nur die Mehrheitsfraktion, auch die SPD lobte das Projekt: „Das Plantariavorhaben verdient den Marketingpreis“, sagte Fraktionschef Dr. Klaus Hölzle kurz vor Weihnachten.

1998

Am 9. Mai wurde der NiederRheinPark Plantaria von Pastor Alois van Doornick und Pfarrerin Karin Reinhardt (Dembek) eingesegnet und eröffnet. Die beiden bunten Vögel im Firmenlogo erhielten die Namen Lori und Flori. Taufpatin war Gisela van Baal aus Kevelaer.

Plantaria
Vor der gläsernen Festhalle von Plantaria (v.l.): Dr. Edmund Bercker, Werner Neumann, Franz Wustmans, Ronald Pofalla, Heinz Verrieth und Heinz Paal. So zufrieden wie bei der Eröffnung des Erlebnisparks (1998) sah man die Plantaria-Betreiber und -Förderer schon bald nicht mehr.

1999

Plantaria-Auftritt im InternetDas Restaurant lief - wie auch der Parkbesuch - schlechter als erwartet. Gastronom Udo Holtmann stieg Anfang Januar aus, als die Öffnungszeiten des Parks verändert wurden: Pause im Winter. Gleichwohl zog die Geschäftsführung eine „positive Bilanz“ für’s erste Jahr: 160.000 Naturfreunde hätten die blumig-bunte Welt der mehr als 700 Vögel - darunter etliche Papageien - besucht.

Plantaria: Internet-Auftritt.

Die Eigner in der Gesellschaft waren guten Mutes: Sieben weitere Kommanditisten hatten Anteile an der Vogel- und Blumenpark Aktiengesellschaft Kevelaer-Twisteden und Cie. Plantaria KG gezeichnet. Aber schon Mitte des Jahres wurde die Konzeption für Plantaria geändert, um die wirtschaftliche Lage zu verbessern. Mittlerweile hatten 80 Aktionäre Anteile erworben.

Die Lage war brenzliger, als nach außen zugegeben wurde. Die Leitung des Taberparks Den Heyberg - hier waren mehrfach die selben Geldgeber engagiert - übernahm vorübergehend die „Managementberatung“ für Plantaria. Hausbank und Land (Bürgschaft) zogen mit und hielten weiter still. Nun sollte u.a. Traberpark-Geschäftsführer Peter Roosen die Lage zum Guten wenden. Plantaria hatte bedrohliche finanzielle Probleme. Um Franz Wustmans zu schützen, der als Geschäftsführer im Falle eines Firmenzusammenbruchs bei bestimmten Konstellationen sogar in Haftung genommen werden könnte, wurde er im August als Geschäftsführer abberufen. Als „einfacher“ Angestellter machte er zwar weiter, die Verantwortung aber lag nun bei dem einzigen verbliebenen geschäftsführenden Vorstand: Werner Neumann.

Erstmals wurde offen eingeräumt, dass die angestrebten Besucherzahlen bei weitem nicht erreicht wurden. Plantaria entließ Leute und ersetzte sie teilweise durch Saisonkräfte. Weitere Sparmaßnahmen wurden vorbereitet. Auch sollte stärker mit dem benachbarten Traberpark Den Heyberg zusammengearbeitet werden. Ein neues Konzept sollte den Geldgebern vorgelegt werden.

Anfang August wurde den Aktionären auf einer Hauptversammlung reiner Wein über die Lage eingeschenkt. Es ging ums Überleben. - Zum neuen Konzept gehörte, dass eine weitere Gesellschaft gegründet würde, die Plantaria ab 1. Januar 2000 pachten und mit eigenem Personal auf eigene Rechnung betreiben sollte. An ihr sollten beteiligt werden: Den Heyberg-Unternehmungen (Traberpark, Gastronomie, Immobilien) und Aktionäre von Plantaria. Damit könnte die junge Betriebsgesellschaft unbelastet von Altschulden und Altsünden in eine neue Zukunft starten und zur Kostensenkung enger mit Den Heyberg - der Traberpark übernahm schließlich 70 Prozent in der neuen Betriebsgesellschaft - zusammenarbeiten.

Die Aktionäre, die teilweise schon einige Hunderttausend Mark eingebracht hatten, mussten sich finanziell noch stärker engagieren. Die Volksbank Kleverland, Plantarias Hausbank, überbrückte Liquiditätsprobleme, damit Plantaria aufgelaufene Rechnungen bezahlen konnte. - Ein Insider, zugleich Aktionär, vertraute dem KB an, dass 14 bis 15 Millionen Mark investiert worden seien; ein Drittel davon sei durch Eigenkapital der Gesellschafter gestellt worden, der Rest über Bankkredite. Allein um diesen Dienst zu befriedigen, sei jährlich eine halbe Million Mark fällig. Wegen der drei „Konstruktionsfehler“ des Parks - Wetterabhängigkeit, unselbstständige Großhalle und finanzielle Enge - werde es auf Dauer sehr schwer, den Park zu halten.

Mitte August tagten die Aktionäre und Kommanditisten von Plantaria und die Gesellschafter von Den Heyberg. Während die 80 Plantaria-Aktionäre das neue Konzept einstimmig billigten, stimmte bei Den Heyberg eine „starke Mehrheit“ zu. Die Plantaria-Eigner schossen frisches Kapital nach, das bürgende Land NRW signalisierte Grün, die Volksbank Kleverbank akzeptierte ebenfalls. Mit der Spritze von 4,5 Millionen Mark - ein hoher Teil wurde von den Eignern aufgebracht - war die Insolvenzgefahr vom Tisch.

Blumenhalle und Gastronomie wurden an die Den Heyberg Restaurations GmbH & Co. KG verpachtet. Die neue Plantaria Betriebsgesellschaft pachtete (ab 1.1.2000) das gesamte Areal vom alten Unternehmen, das nur noch als reine Vermietungsgesellschaft existierte. Die Traberpark Den Heyberg Kevelaer GmbH & Co. KG stieg mit 100.000 Mark Haftungskapital bei der Plantaria-Betriebsgesellschaft ein, deren Stammkapital 1,5 Millionen Mark betrug.

Peter Roosen (Den Heyberg) lehnte es zunächst ab, die Geschäftsführung der Plantaria-Betriebsgesellschaft zu übernehmen, sagte aber für eine befristete Zeit Beratungsleistungen zu. Dann übernahm er das Amt doch (bis August 2000). Für die sich immer mehr verschachtelnden Firmen von Plantaria und Den Heyberg sah Roosen eine neue Gefahr: Falls aus ihnen faktisch ein Konzern entstünde, drohten unangenehme Konsequenzen. Die Anwälte Hölzle und Behrens konzipierten ein „Sicherungspapier“, um auf der geschützten Seite zu bleiben. - Derweil wechselte Franz Wustmans als Prokurist zur Den Heyberg Immobilien GmbH & Co. KG.

Zum Ende des Jahres wurde die Plantaria Blumenmarkt GmbH mit 25.000 Euro Stammkapital gegründet. Geschaftsführer: Gärtner Paul Cox und Franz Wustmans.

2000

Plantaria 2000
Im Jahr 2000 schien die Krise überwunden zu sein. Der Plantaria-Park zog viele Besucher an.

„Die Krisensituation ist überstanden, Plantaria steht wieder auf gesunden Füßen“, versicherte Roosen Anfang des Jahres auf einer Pressekonferenz. Im März veröffentlichte das Handelsregister die Gründung der neuen Betreiberfirma. Es war die Plantaria Betriebsgesellschaft mbH & Co. KG, Kevelaer mit der Plantaria Blumenmarkt GmbH, Kevelaer, als persönlich haftender Gesellschafterin. Es waren 15 Kommanditisten vorhanden. Ein Holländer wurde zum Geschäftsführer der Plantaria-Betriebsgesellschaft berufen (und nach wenigen Monaten „wegen völliger Unfähigkeit“ - so ein Verantwortlicher - geschasst).

Bereits im Herbst, das Sanierungskonzept war noch kein Jahr alt, wollten Gerüchte von neuen Liquiditätsproblemen bei Plantaria wissen. Die Besucherzahlen waren zwar verbessert, blieben aber nach wie vor hinter den Erwartungen zurück.

2001

Im Mai gab das Handelsregister bekannt, dass in die Plantaria Betriebsgesellschaft mbH & Co. KG dreizehn Kommanditisten eingetreten seien. - Wieder wurde am Konzept gearbeitet: Nun sollte die Kongresshalle dauerhaft eine Kinderspiele-Wunderlandwelt beherbergen (was keine drei Jahre danach rückgängig gemacht wurde). Die Plantaria-Gastronomie wurde nicht mehr von der Den Heyberg Restaurations GmbH & Co. KG geführt. - Für die mittlerweile ebenfalls ins Leben gerufene Plantaria Verwaltungs-GmbH, Kevelaer, berief man Günther Nowak als Geschäftsführer.

2002

Ende 2002 legte Nowak sein Geschäftsführeramt nieder.

2003

Anfang 2003 wurde Franz Wustmans als weiterer Geschäftsführer der Plantaria Verwaltungs-GmbH, Kevelaer, verpflichtet. Der Firmengruppe Den Heyberg/Plantaria wurde der Marketingpreis der Stadt Kevelaer verliehen. - Im Flughafen-Terminal Laarbruch richtete man ein Kevelaer-Büro ein, das von Stadt, Wallfahrtsleitung, Den Heyberg/Plantaria-Gruppe und WFG unterhalten wurde. Während die Stadt das Personal stellte, kamen Kirche und Den Heyberg/Plantaria für die Kosten (Miete, Einrichtung u.a.) auf.

2004

Schon wieder wurde ein Konzeptionswechsel durchgezogen: Statt der sehr jungen Zielgruppe nahm Plantaria nun die älteren Besucher ins Visier. Die Halle war die längste Zeit ein Kindertummelplatz gewesen. „Plantaria, Irrland und Den Heyberg holen mehrere hunderttausend Gäste nach Twisteden“, zog Wustmans Ende des Jahres eine positive Bilanz.

2005

Die Anteilseigner erfuhren, dass schon wieder die Gefahr einer Insolvenz drohte. Sie wurde im Februar tatsächlich beantragt, und zwar für die Plantaria AG und die Plantaria AG Cie. KG. Durch die Insolvenz wurde allein der Steuerzahler (Landesbürgschaften, die bis 80 % der Kreditsumme absicherten) um mehrere Millionen Euro geschädigt. Die Stadt Kevelaer musste ihre Investition in den Wind schreiben.

2006

Der Insolvenzverwalter genehmigte den Verkauf der Vogel- und Blumenpark AG an die Plantaria Betriebsgesellschaft mbH & Co. KG (Franz Wustmans) für 607.500 Euro, etwa einem Zehntel des Verkehrswerts. Hauptanteilseigner mit 70 Prozent war Den Heyberg.

Am 10. November schloss die Förderkreis-Plantaria GmbH ihren Gesellschaftsvertrag. Als Firmenzweck wurde eingetragen: "Erwerb, Verpachtung und Betrieb sowie Förderung des Naturerlebnisparks Plantaria in Kevelaer-Twisteden“. Aber auch die Hoffnungen der neuen Plantaria-Firma überstiegen die Besuchereinnahmen bei weitem.

2007

Die neue Förderkreis Plantaria GmbH -  Mitte 2007 ins Handelsregister eingetragen, Stammkapital: 250.000 Euro, Geschäftsführer Heinz-Alois Bosch aus Geldern, mit Bosch zwölf Gesellschafter - kaufte für rund 1 Million Euro das Objekt. Plantaria schied aus der Den Heyberg-Gruppe aus. Die Plantaria-Betriebsgesellschaft blieb Pächterin des Parks, der erstmals in den Wintermonaten geöffnet blieb.

2008

Geplante Aktivitäten wurden bekannt: Greifvogelstation, Erweiterung der Reptilienabteilung und im Südamerika-Haus mehr Echsen und Frösche. Geschäftsführer Bosch: „Wir sind auf einem sehr guten Weg."

2009

Plantaria geriet weniger mit Erfolgen als vielmehr mit einem "Parkplatz-Krieg" in die Schlagzeilen, den sich das Unternehmen mit dem benachbarten und erfolgreichen Erlebnispark Irrland leistete. Besucher von Irrland lasen auf einem Schild: „Unser Nachbarpark Plantaria hat Irrland am Landgericht in Kleve verklagt - Falls in der Saison 2009 ein Irrland-Besucher den Plantaria-Parkplatz belegen sollte, droht uns das Gericht eine Ordnungsstrafe von bis zu 250000 Euro oder bis zu sechs Monaten Haft für jeden Falschparker an.“

Im August versicherte Plantaria-Geschäftsführer Alois Bosch noch: "Der Förderkreis wird den Park auch weiterführen“. Etwas anderes sei nicht geplant. „Wir sind dabei, unsere Jahresziele zu erreichen.“ Durch neue Attraktionen wie das Wolfsrevier und die Ausstellung „Vom Dinosaurier zum Vogel“ habe man „die Besucherzahlen vom Vorjahr leicht übertroffen. Das ist ja schon etwas.“

2010

Der Winter kühlte die heiße Luft schnell ab. Plantaria war am Ende - diesmal endgültig. Im Januar wurde Plantaria von der Familie Tebartz van Elst, Betreiber des Erlebnisparks Irrland, mit Fläche und Gebäuden übernommen. Plantaria beziehungsweise das, was von dem Park übriggeblieben war, wurden in den Irrland-Park integriert. Nach 20-jährigem Überlebenskampf war das Unternehmen, das nie eine Chance hatte, sich erfolgreich auf dem Markt zu positionieren, von der Bildfläche verschwunden.

Nachruf auf ein missglücktes Projekt

Was hatte Irrland, was Plantaria nicht hatte? Marketingfachleute hätten noch vor der heißen Gründungsphase das Unternehmenskonzept daraufhin abklopfen können, ob die Freude der Vögelbesitzer und -züchter von einem ausreichend großen Publikum geteilt würde. Während der Betreiber von Irrland darauf verzichtet hatte, sein eigenes Hobby in die Parkkonzeption einzubringen, und sich exakt an dem orientierte, was der Markt und seine Zielgruppen wünschten, liefen die Vogelfreunde in ihrer Begeisterung einer Nachfrage hinterher, die es so nicht gab. Dieser Marketingfehler sollte durch mehrfaches Ändern der Konzeption geheilt werden, aber die wirtschaftlich notwendigen Besucherzahlen wurden zu keiner Zeit erreicht.

Nicht einmal die große finanzielle Entlastung des Unternehmens auf Kosten der Steuerzahler brachte eine Wende. Nachdem 2005 im Zuge der Insolvenz mehrere Millionen Euro Schulden auf die Allgemeinheit abgeladen worden waren, weil die von Wustmans vermittelten Landesbürgschaften gezogen hatten, erwarb im Jahr darauf die von ihm geführte Plantaria-Betriebsgesellschaft den Park für etwa ein Zehntel des Verkehrswerts aus der Insolvenzmasse. Selbst mit diesen überaus günstigen Voraussetzungen erwirtschaftete der Park keine auskömmlichen Ergebnisse.

Kaum ein halbes Jahr nach dem Kauf von Plantaria zum Schnäppchenpreis musste bereits der Besitzerwechsel vorbereitet gewesen sein, denn noch im selben Jahr 2006 wurde der Gesellschaftsvertrag für ein neues Unternehmen geschlossen, über dessen Zweck im Handelsregister zu lesen war: „Erwerb, Verpachtung und Betrieb sowie Förderung des Naturerlebnisparks Plantaria in Kevelaer-Twisteden“. Zwischen beiden Ereignissen, also dem Aufkauf im Insolvenzverfahren und der Gründung einer Plantaria übernehmenden, neuen Firma, lagen nur wenige Monate. Bekannt wurden die Übernahmeabsichten allerdings viel später, nämlich im Sommer 2007 - nach der gerichtlichen Eintragung der neuen Firma und entsprechender Veröffentlichung.

Unter Wustmans' Geschäftsführung erzielten die Plantaria-Eigner für ihr Objekt bei dem Verkauf an die Förderkreis-Firma eine Million Euro - 400.000 Euro mehr, als sie im Insolvenzverfahren 2006 für Plantaria bezahlt hatten. Damit war die Den Heyberg-Gruppe ihren Klotz am Bein los und machte im Rahmen des Möglichen noch einen vorzüglichen Schnitt.

Die Fans von Plantaria strickten derweil im Internet-Gästebuch des Förderkreises an der Legende, Plantaria sei an Irrland und wegen fehlender Unterstützung durch die öffentliche Hand gescheitert. In Wirklichkeit war die Behauptung, dass die öffentliche Hand Plantaria nicht unterstützt habe, völlig falsch. Es waren Millionen Euro, die der Steuerzahler wegen dieses Flops zu tragen hatte. Und falsch war auch der erweckte Eindruck, Irrland habe etwas mit dem Plantaria-Ende zu tun.

Plantaria war ausschließlich an der eigenen Konzeptionslosigkeit gescheitert.

Eröffnung des Blumen- und Vogelparks Plantaria

© Martin Willing 2012, 2013