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Ältester und höchster marianischer Festtag | 15. August
Mariä Himmelfahrt am 15. August ist das höchste und älteste Marienfest der katholischen Kirche. Seine theologische Aussage - die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel - wurde in der Ostkirche schon vor dem Konzil von Chalcedon (451) mit diesem Festtag gefeiert; seit dem 7. Jahrhundert hat die Westkirche dieses marianische Hochfest am 15. August übernommen.
Mariä Himmelfahrt in der Kunst. Foto: www.heiligenlexikon.de
Die äußere Feier wird vielerorts volkstümlich ausgestaltet - meist mit
Kräuterweihen, die auf die biblische Legende zurückgehen, dass die
Apostel und Jünger Jesu am dritten Tag nach der Bestattung von Maria,
der Mutter des Herrn, ihr Grab leer vorgefunden haben. Wo der Leichnam
liegen sollte, fanden sie blühende und duftende Blumen und Kräuter.
Die "Aufnahme Mariens mit Leib und Seele in den Himmel" wurde am 1.
November 1950 durch Papst Pius XII. als Glaubensatz (Dogma) der Kirche
verkündet. Es war das vierte marianische Dogma der Kirchengeschichte
nach den Dogmen "Gottesmutterschaft Mariens" (431, Konzil von Ephesus),
"Immerwährende Jungfrauschaft Mariens" (553 , 2. Konzil von
Konstantinopel) und "Unbefleckte Empfängnis Mariens" (1854 , Papst Pius
IX).
Das
vierte marianische Dogma beflügelte die
Marienfrömmigkeit bei weitem nicht so stark wie das Dogma von 1854
("Unbefleckte Empfängnis Mariens" oder "Maria - ohne Erbschuld
empfangen").
Im Jahr der Verkündung des Dogmas von der Aufnahme Mariens in den Himmel stieg die Zahl der Kevelaer-Pilger auf über 500.000 an, um sich dann im Marianischen Jahr (1953/54) auf über 600.000 Wallfahrer zu steigern. Das Foto von 1954 zeigt eine Prozession in Kevelaer.
Dieses
Dogma hatte das 19. Jahrhundert mit zum Teil spektakulären Höhepunkten
marianisch geprägt. Aus europäischen Ländern wurden nicht wenige
Marienerscheinungen, vergleichbar mit denen für das Mädchen Bernadette
Soubirous in Lourdes (1858), für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts
berichtet. Besondere Aufmerksamkeit fanden die Ereignisse in
Frankreich (Lourdes) und
Deutschland (Marpingen).
Kirchliche Anerkennung erhielt indes nur das Geschehen von Lourdes.
So stark der Aufwind für die Marienverehrung im Nachklang des
1950er-Dogmas auch zunächst war - er ebbte schon im selben Jahrzehnt und
dann geradezu dramatisch im Gefolge des Zweiten Vatikanischen Konzils
der 1960er-Jahre ab. Die grundlegenden Änderungen der Liturgie und die
Neubesinnung auf den Stifter und Erlöser Christus im Zentrum des
katholischen Glaubens drängten allerorten, auch in den
Marienwallfahrtsorten, den marianischen Verehrungskult zurück. Bisher
vielbesuchte Wallfahrtsorte wie Kevelaer, das meistbesuchte Pilgerziel
im Bistum Münster und heute wieder größter Marienwallfahrtsort in
Nordwesteuropa, erlitten geradezu existenzbedrohende Einbrüche des
Pilgeraufkommens, das sich nach dem Konzil zum Teil mehr als halbierte.
Mit Hilfe von mühevoller, einsatzintensiver Pflege der Pilgergruppen
durch den damaligen Fremdenverkehrsförderer und Geschäftsführer des
Verkehrsvereins Kevelaer,
Martin Pauli, und vieler neuer
Ideen konnten alte Pilgergruppen für den niederrheinischen Gnadenort
wieder begeistert und neue gewonnen werden. Diesen Neuaufbau nach der
dramatischen Krise setzte ab 1975 der neue Wallfahrtsrektor
Richard Schulte Staade
über viele Jahre gezielt, energisch und erfolgreich fort: Mit dem
Höhepunkt im Jahr 1987, dem
Papstbesuch, wurde die bisher
höchste Pilgerzahl von annähernd einer Million Menschen erreicht.
P. Aloys Mehlkopf (Priesterhaus
Kevelaer) hat in einem Beitrag "Mariä Himmelfahrt" für die Rubrik
Bedenkliches im
Kevelaerer Blatt vom 13. August 2004 auf die Dürftigkeit
biografischer Daten aus dem Leben Mariens hingewiesen. "Weder über ihre
Herkunft haben wir zuverlässige Angaben noch von ihrem Lebensabend nach
dem Tod Jesu am Kreuz. Erst recht ist ihr Tod nach Zeit und Umstand
völlig unbekannt." Die gläubige Gewissheit, dass Maria mit Leib und
Seele in den Himmel aufgenommen worden sei, "ermutigt uns, in ihrer
Jesus-Nachfolge einst in den Himmel zu gelangen", schreibt P. Aloys
Mehlkopf O. Cist.
Zum selben Thema äußerte sich im August 2009 auch Pfarrer Dr. Stefan
Zekorn in einem Zeitungsinterview: "Wir feiern mit diesem Hochfest, dass
Maria mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen worden ist. Dabei
freuen wir uns darüber, dass auch wir einmal die Vollendung unseres
Lebens im Himmel erwarten dürfen, so wie sie jetzt schon für Maria
Wirklichkeit ist. Vielerorts werden an diesem Tag seit Jahrhunderten
Heilkräuter zum Gottesdienst gebracht und gesegnet. Die Heilkraft der
Kräuter soll durch die Fürbitte Mariens Leib und Seele zum Heil dienen."
Die Kräuterweihe - so ist es Brauch in Kevelaer - wird bereits eine Woche vor dem Festtag in
der
St.-Hubertus-Kapelle auf
Keylaer vorgenommen.
Am Sonntag nach dem Fest wird - wie auch an den Feiertagen Mariä
Heimsuchung (2.7.), Mariä Geburt (8.9.) und Maria Königin (1.11.,
Allerheiligen) - der
päpstliche Segen erteilt.
In seiner Predigt zu Mariä
Himmelfahrt 2013 im Freiburger Münster hat Kurienerzbischof Georg
Gänswein, ein enger Vertrauter von Benedikt XVI. und Papst Franziskus,
erläutert, wie das Geheimnis von Mariä Himmelfahrt, also die leibliche
Aufnahme Mariens in den Himmel, zu verstehen sei.
Der Himmel sei nach christlichem Verständnis "nicht irgendein Ort über den Sternen", sondern die Tatsache, dass "Gott Platz hat für den Menschen" (Quelle: katholisch.de vom 15.08.2013). In Gottes Liebe gründe sich die Ewigkeit des Menschen, sagte Gänswein.
Kurienerzbischof Gänswein - hier rechts hinter Papst Benedikt - bei einer Begegnung mit der Goldschmiedefamilie Polders aus Kevelaer in Rom (2012).
Das katholische Nachrichtenportal katholisch.de berichtet weiter über die Gänswein-Predigt:
Menschen lebten nach ihrem Tod nicht nur in der Erinnerung ihren
Verwandten und Freunde weiter, sondern ebenso in der Liebe Gottes, sagte
der Präfekt des Päpstlichen Hauses. "Seine Liebe macht uns unsterblich –
und das ist, was wir Himmel nennen."
Wer dies verstanden habe, dem erschließe sich das Geheimnis von Mariä
Himmelfahrt, also der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel. Es gehe
nicht darum, dass "ein paar Knochen oder Blutkörperchen irgendwo für
immer verwahrt werden". Das katholische Hochfest bedeute, dass Gott "den
ganzen Menschen kennt und liebt."
Nach Aussage von Gänswein verheißt der Glaube nicht "bloß irgendein
Seelenheil in irgendeinem Jenseits." Ebenso verheiße er die Ewigkeit
dessen, was auf Erden geschah.