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Ersterwähnung 1302
Spuren
weisen darauf hin, dass auf Keylaer bereits Mitte des 12. Jahrhunderts
ein Kirchlein existiert hat - wohl kaum die heutige Kapelle mit dem
gotischen Kreuzrippengewölbe, deren Entstehung - noch ohne Turm - im 13.
oder Anfang des 14. Jahrhunderts vermutet wird. Das Keylaerer
Gotteshaus, älter und geräumiger als St. Antonius Kevelaer und 1302
erstmals urkundlich erwähnt, war bis zur Gründung der Pfarrei St.
Antonius Kevelaer (1472) eine Filialkirche von St. Cyriakus Weeze.
St.-Hubertuskapelle Keylaer.
Foto: Martin Willing
Wegen ihrer Lage (zu nah an Weeze, zu weit von Kevelaer) wurde nicht die
Keylaerer, sondern die kleinere Kevelaerer Kirche zur Pfarrkirche
erhoben. Zur Pfarrgründung machte Keylaer eine in der ersten Hälfte des
15. Jahrhunderts gegossene Glocke Kevelaer zum Geschenk. Durch die
Inschrift einer neuen Glocke für Keylaer (Sanctus Hubertus Anno Domini
1477) ist das Hubertus-Patrozinium der Keylaerer Kapelle spätestens seit
jenem Jahr nachgewiesen.
Im 16. und 17. Jahrhundert, als der Niederrhein von den Religionskriegen
und schließlich vom 30-jährigen Krieg heimgesucht wurde, schützte man
die Hubertuskapelle mit einer Schanze, hinter der auch bedrohte Bürger
der Umgebung Schutz finden konnten. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts
wurden die alten Schanzmauern eingeebnet.
In der Bauernschaft Keylaer lebten wehrhafte Männer, die 1634 - acht
Jahre vor Entstehung der Wallfahrt - zum Schutz vor plündernden Soldaten
eine Bürgerwehr gründeten, aus der sich die heutige St.-Hubertus-Gilde
entwickelte. Von Anfang an sahen es die Gildenmitglieder als ihre
Aufgabe an, die Hubertuskapelle zu schützen und zu betreuen. Somit gilt
das Keylaerer Gotteshaus zugleich als eine der ältesten Stätten der
Hubertus-Verehrung am Niederrhein.
Im Spanischen Erbfolgekrieg blieben Keylaer und seine Kapelle verschont,
als 1702 französische Soldaten die Häuser in der Pfarrei Kevelaer
plünderten und über Menschen herfielen. Was damals geschah, lassen
Zahlen ahnen: Das Kevelaerer Kirchenbuch weist für das Jahr des
Überfalls (1702) sieben Geburten aus - und 77 Todesfälle.
Im 19. Jahrhundert wurde in der Hubertuskapelle fast so häufig
Gottesdienst gefeiert wie in der Pfarrkirche. Am Hochfest des heiligen
Hubertus (3.11.) zelebrierte Pastor
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Johann Heinrich Krickelberg stets
ein Hochamt auf Keylaer. 1826 kam als Geschenk aus Rom sogar eine
Reliquie des Heiligen, deren öffentliche Verehrung der Bischof erlaubte.
Pastor Krickelberg musste mit der Ausstellung der Reliquie am
Hubertustag allerdings bis 1829 warten. Er hatte nämlich kein
„anständiges Ostensorium“ (Zeigegefäß), wie er in seinen Tagebüchern
vermerkte.
Trotz der Pflege durch die Hubertusgilde ging es mit Kevelaers ältestem
Gebäude im Lauf der Jahre bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts so stark
bergab, dass man von drohendem Verfall sprechen musste. Die
Schützenbrüder und die Bewohner von Keylaer erklärten sich bereit, die
dringende Renovierung in Eigenleistung vorzunehmen. Land und Bistum
sicherten Beihilfen zu. Zuerst sollten Dachstuhl, Schieferdach,
Mauerwerk und Natursteingesims des Turms instand gesetzt werden. Ab
Anfang 1968 legten sich 55 Schützen ins Zeug.
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Will Horsten, Architekt,
Kirchbaumeister und Künstler aus Kevelaer, leitete die Arbeiten. Am
Patronatstag, 4. November 1968, und nach Tausenden von Arbeitsstunden
wurde die St.-Hubertus-Kapelle neu geweiht.
20 Jahre danach fand die grundlegende Renovierung mit einem zweiten
Bauabschnitt einen ersten Abschluss. Weitere zehn Jahre danach (1998)
wurden - nach weiteren Renovierungsarbeiten - Stummel-Glasfenster
eingesetzt. Inzwischen hatte sich der Arbeitskreis Heimatfreunde Keylaer
gebildet.
Zuletzt kümmerte sich Heinrich Tenhagen mit Hingabe um die Kapelle. Der
Landwirt starb 2007. Sein Hof, der Schanzhof, benannt nach der früheren
Schanze, liegt gleich nebenan. Heute droht dem Gotteshaus keine Gefahr
mehr. Eine ganze Bauernschaft wacht über diesen alten Diamanten
niederrheinischer Kirchbaukultur.
HEILIGER HUBERTUS
Edelmann aus Burgund; als leidenschaftlicher Jäger war er dem weißen
Hirsch auf der Spur. Mit seinen Hunden hetzte er das Tier bis vor einen
Abgrund. Als Hubertus auf den Hirsch anlegen wollte, erstrahlte in
dessen Geweih das Kreuz Jesu Christi. Für Hubertus wurde dieses Ereignis
zur großen Wende in seinem Leben. Er bekehr-te sich und änderte sein
Leben. Er starb 727 als Bischof von Lüttich und wurde am 3. November 743
heiliggesprochen.