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    SACHBEGRIFFE |
Krickelberg, Johann Heinrich

Pfarrer in Kevelaer | * 1785 | geweiht 1813 | † 1863

Johann Heinrich KrickelbergEr war der Pfarrer mit der längsten Dienstzeit in Kevelaer - von 1817 bis 1863. Weil Johann Heinrich Krickelberg über diesen Zeitraum Tagebuch geführt hat, verdankt ihm die Nachwelt eine lückenlose Chronik jener Jahrzehnte. Sein Tagebuch ist zu einer der meistzitierten Quellen in der Kevelaer-Literatur geworden.

Er schreibt ab S. 18:

„Ich, Johann Heinrich Krickelberg, Sohn von Johann Peter Krickelberg und Sibilla Kleven wurde geboren zu Saeffelen im Jahre 1785, den 29. Dezember und am selbigen Tage allda getauft, ich hielt allda meine erste hl. Communion im Jahre 1798, empfing das Hl. Sakrament der Firmung 1806 in der Pfarrkirche zu Gangelt vom Bischof Marcus Antonius Berdolet, den 24. Julius, fing an zu studieren, nachdem ich von der Requisition frei war, im Jahre 1807 den 7. April und studierte privat bei Herrn M. Nicolaus Imdahl, Pastor zu Saeffelen, ging ins Seminar zu Köln 1810 den 14. November, wurde Subdiaconus geweiht zu Namur 1813 den 3. März, Diaconus ebendaselbst den 12. Junius, und noch in demselben Jahre zu Mayntz den 18. September Presbyter, den 26. ejusdem hielt ich in der Pfarrkirche zu Hoe[n]gen meine erste hl. Messe, den 21. Oktober erhielt ich vom Hochwürdigsten Vicariat von Aachen meine Adscription als Vicar der Muttergottescapelle zu Kevelaer, den 25. Oktober kam ich schon wirklich in Kevelaer an, den 21. November reisete der dazumalige Oeconom Herr Adams [richtig: Gerardus Aymans] vielleicht aus Ursache des Rückzuges der Franzosen nach Aachen ab, und weil er ohne seinen Aufenthalt bekannt zu machen, ausblieb, so wurde mir 1814 den 22. Februar vom Hochw. Vicariat in Consilio Episcopali die Sorge der Capellen, (dieses Patent erhielt ich den 2. März, folglich fing von diesem erst meine Sorge an) - und des ehemaligen Oratorienhauses, oder die Oeconomie daselbst, aufgetragen.

Dem Herrn Pastor von Kevelaer habe ich vom Anfange 1814, weil er nur allein und ein schwacher Mann war, in der Seelsorge geholfen. 1815 im Junius habe ich aber einen Gehilfen, nämlich Herrn Janßen, Vicar zu Hemmersbach, gebürtig aus Schierwaldenrath, als 2ten Vicar der Muttergotteskapelle bekommen.

Im Jahr 1817 den 8. Dezember ist der Herr Pastor van Cleemputte allhier im Oratorienhause ein Viertel über 8 morgens nach einer langwierigen Abnehmungskrankheit gestorben. Den 12. ejusdem wurde ich zu Aachen als Deservitor [Pfarrverwalter] der Pfarre Kevelaer angestellt und erhielt dazu mein Instrument den 18. eiusdem.

1818 den 1. Januar wurde zu Aachen von dem Hochwürdigsten Generalvicariat das Instrument ausgefertigt, wodurch ich als Pastor von Kevelaer angestellt wurde, und dieses Patent erhielt ich am 3. eiusdem. Am 20. Januar wurde ich als Pastor in der Pfarrkirche ad Stum Antonium vom Herrn Cantonspfarrer von Geldern J. L. van Hoeke eingeführt. Die Einführung war herrlich und sämtliche Einwohner zeigten durch den Geist, womit sie beseelt waren, und die Mühe, die sie getan haben, daß sie ganz zufrieden waren.“

Nach fast fünf Jahrzehnten in Kevelaer starb Pfarrer Johann Heinrich Krickelberg in Folge eines Gehirnschlags Anfang 1863 im Amt - da war er bereits 77 Jahre alt.

Buchtitel Tagebücher von KrickelbergDass Krickelberg Tagebuch geführt hatte, wussten Insider. Aber es brauchte fast 140 Jahre nach dem Tod des Pastors, bis sich jemand - sein Ururgroßneffe Heribert Savels - an die Transkription wagte. 2001 erschien das 670-Seiten-Buch mit Hilfe eines großzügigen Zuschusses des Bistums Münster zu den Herstellungskosten im Verlag des Kävels Bläche, herausgegeben von Weihbischof > Heinrich Janssen, der die Tagebücher eine „Entdeckung“ nannte.

Krickelbergs Notizen gewähren einen detailgenauen Einblick in das Leben der Kevelaerer und ihrer Pfarrgemeinde im 19. Jahrhundert. Über einen derart langen Zeitraum - 50 Jahre führte Krickelberg Tagebuch - hat noch nie jemand das Geschehen in der Marienstadt so reich und kleinteilig beschrieben. „Ich kenne keine vergleichbare Veröffentlichung in dieser Region“, sagte Weihbischof Heinrich Janssen bei der Vorstellung des Werks.

Auch die Buchpräsentation im Foyer des Museums im Jahr 2001 war ein kulturelles Ereignis. Und sie war so etwas wie eine Abschlussfeier für alle, die in den Monaten und Jahren davor für die Herausgabe gearbeitet hatten.

Die Vorarbeiten waren sehr aufwändig: Nach der Übertragung der in alter Handschrift niedergelegten Bücher in Druckbuchstaben verfasste Heribert Savels Anmerkungen zu Personen und Begriffen, prüfte Theodor Derstappen sämtliche Fakten, klärte und erläuterte Heinrich Janssen Namen und Begriffe aus dem klerikalen Bereich, glich Martin Willing die ortsspezifischen Angaben mit dem Zeitungsarchiv ab und stellte ein Namensregister und zwei Zeittafeln zusammen.

Was es alles im Krickelberg zu entdecken gibt, sollen drei Beispiele verdeutlichen. Das eine, von Weihbischof Heinrich Janssen in seinem Vortrag näher ausgeführt, bezieht sich auf den Bau der großen Marienkirche, der heutigen Basilika. Krickelberg bevorzugte weniger diesen Neubau als vielmehr eine Erweiterung der Wallfahrtskirche, die wir heute Kerzenkapelle nennen. Wären die vorgeschlagenen Kirchenschiffe angebaut worden, sähe die Kerzenkapelle - und mit ihr der Kapellenplatz, an dem sich keine Basilika erheben würde - völlig anders aus. Pläne gab es auch für eine Erweiterung der St.-Antonius-Pfarrkirche, die viel zu klein geworden war. Diese Vergrößerung hatte Krickelberg, ganz Pastor seiner Gemeinde, länger als 60 Jahre vor der tatsächlichen Erweiterung (ab 1900) im Sinn.

Das zweite Beispiel für Neuigkeiten aus der Kevelaerer Heimatgeschichte, die es zu entdecken galt, bezieht sich auf die „Doppelspitze“ in der Führung von Pfarrei und Wallfahrt. Wer im Pfarrhaus und am Kapellenplatz in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, also nach der Franzosenzeit, von wann bis wann und vor allem für was Verantwortung trug, wurde in der bisher veröffentlichten Literatur nicht angesprochen. Fakten, Ämterverteilung und Amtsinhaber waren nicht oder nicht ausreichend genug bekannt. Diese Wissenslücken konnten mit Krickelberg geschlossen werden.

Das dritte Beispiel bezieht sich auf das > Collegium Augustinianum in Gaesdonck. Krickelberg ist, so wird in seinem Tagebuch nachgewiesen, der Initiator für die Gründung eines Gymnasiums in dem Konvikt.

© Martin Willing 2012, 2013