Ein Haufen Kamele und die Primzahl 17

Auch uralte Geschichten können ziemlich aktuell sein. Manche haben über tausend Jahre ihre Gültigkeit behalten. Dazu zählt für mich die Geschichte von den Kamelen.

Sie hat mit Mathematik zu tun und damit, wie ein großes Herz das Berechenbare vorübergehend außer Kraft setzt und Gutes gebiert. Ich las die Geschichte zum ersten Mal in der „Zeit”.

Die Geschichte geht so:

Es war einmal ein alter Mann, der besaß eine Herde Kamele. Als er ans Sterben kam, beschloss er, seinen Nachlass zu regeln. Seinem ältesten Sohn versprach er die Hälfte der Kamele, dem mittleren Sohn ein Drittel, dem jüngsten ein Neuntel.

Als der Mann gestorben war und seine Söhne die Kamele aufteilen wollten, stießen sie auf ein Problem.

Die Herde zählte siebzehn Tiere. Sie ließ sich weder halbieren noch durch drei oder neun teilen. 

Die Brüder gerieten in Streit. Schließlich suchten sie Rat bei einer weisen Frau. „Ich kann euch helfen“, sagte sie, „ich habe ein Kamel herumstehen. Ihr könnt es haben.“

Die Brüder hatten nun ein achtzehntes Kamel – und die Lösung. Der älteste Bruder bekam die Hälfe, also neun Tiere. Der mittlere ein Drittel, also sechs. Der jüngste ein Neuntel, also zwei. Neun plus sechs plus zwei ergibt siebzehn.

Die Brüder staunten. Ein Kamel blieb übrig. Sie gaben es der weisen Frau zurück.

Im Ruhrgebiet würde man sagen: „Wat lernt uns dat?“

Auf jeden Fall dies: Fragt bei Problemen aller Art unbedingt eine weise Frau.

Und was lernen wir noch? Wenn ich mich traue, außerhalb meiner gewohnten Kameltrampelpfade anders und vielleicht ein bisschen größer zu rechnen, tun sich neue Möglichkeiten auf. Dann lösen wir mit der Primzahl 17 „plus 1 im Sinn“ unlösbare Aufgaben.

Anders gesagt: Probleme von einer anderen Warte aus zu betrachten, frei und perspektivisch zu denken, statt in festgezurrten (mathematischen, gesellschaftlichen, kirchlichen, politischen) Strukturen zu verharren, setzt in Köpfen eine Menge Kreativität frei und beschenkt uns mit spannenden Ergebnissen.

Und das Tolle: Am Ende bleibt sogar noch ein Kamel übrig,

sagt herzlich eure

Blattflüsterin

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