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    SACHBEGRIFFE |
Fischer, Rudolf

KBV-Politiker, Ehrenpräsident des KMGV (bis 2012) | * 1938

Der Kaufmann arbeitete im Außendienst für die > Buchbinderei und den Kunsthandel Thum in Kevelaer. Nachdem sich das Thum-Unternehmen bereits in den 1960er-Jahren teilweise aus dem Markt hatte verabschieden müssen (endgültig 1982), engagierte sich Rudolf Fischer zunächst bei Metall Iding (Rheinstraße) und Bilderrahmen Dycks (am Bahnhof), dann für die Rheinlandmühle Linssen (Geldern), ab 1978/79 für > Butzon & Bercker und schließlich im Außendienst für die > UGA.

Rudi, wie er von Freunden gerufen wird, fand trotz des Außendienstes immer wieder Zeit, sich in Kevelaer gesellschaftlich einzubringen. Der Mann, der offenbar karnevalistische Gene besitzt, ließ sich 1993 als Adjutanten des Karnevalsprinzen des Vereins zur Förderung des Rosenmontagszugs (VfR), Hein Koenen (Hein I.), verpflichten.

Rudi Fischer
Adjutant Rudi Fischer (r.) mit Hein Koenen als Karnevalsprinz Hein I. 

Das ging allerdings nicht gut: Fischer legte knapp vor den Haupttagen des Karnevals 1994 seine Adjutanten-Aufgaben nieder. Er begründete seinen Rücktritt mit internen Verstimmungen. Der unerwartete Schritt stieß im VfR-Präsidium auf Unverständnis. Das karnevalistische Gespann Prinz und Garde setzte seine Auftritte ohne Adjutanten fort.

1994 ließ Rudolf Fischer seiner Sympathie mit der neuen Partei Kevelaerer Bürgervereinigung (KBV) Taten folgen: Er nahm im Januar die Aufgabe eines stellvertretenden Schriftführers im ersten Vorstand der neuen Partei an. KBV-Chef wurde damals Heinz-Josef van Aaken, der sich auf seinen Stellvertreter > Hein Friesen, Schriftführer Hans-Peter Ballegooy, Schatzmeister Josef Zeller, Beisitzerin > Andrea Wynhoff, Beisitzer Michael van Kempen - und eben Rudi Fischer stützen konnte.

Im selben Jahr wurde Fischer als Direkkandidat im Kevelaerer Wahlbezirk 8 für die KBV in den Kommunalwahlkampf geschickt. Dort musste er gegen bekannte Politiker wie Hans Stratmann (CDU), Dr. Horst Grobe (SPD), Arnulf Jackel (Grüne) und Franz Tiemann (FDP) bestehen. Fischer fuhr hier mit 12,8 Prozent der Stimmen für sich und die KBV das drittbeste Ergebnis nach Grobe (38,2 %, Direktgewinn des Mandats) und Stratmann (36,8) ein.

1996 schied Rudolf Fischer aus dem KBV-Vorstand aus. Im Jahr darauf widmete er sich verstärkt dem Kevelaerer Männergesangverein (KMGV), der nun von dem neuen Präsidenten Peter Krause-Heiber geführt wurde. Im Jahr nach der 100-Jahr-Feier brach der KMGV zu einer neuen Epoche auf; dafür hatte er den geschäftsführenden Vorstand beinahe vollständig neu besetzt. Und Rudolf Fischer wurde zweiter Vorsitzender.

Zur Kommunalwahl 1999 kandidierte Fischer erneut direkt - diesmal im Kevelaerer Wahlbezirk 6, wo Erstaunliches eintrat: Dr. Horst Grobe (SPD), der Direktgewinner von 1994 im Wahlbezirk 8, stürzte auf 28,2 Prozent der Stimmen ab, Stephan Martens (Grüne, 5,8 %) und Petra Sadowski (FDP, 1,4 %) blieben wirkungslos, > Christel Janßen (CDU) gewann das Direktmandat souverän (46,3 %) und Rudi Fischer schaffte mit 18,4 Prozent der Stimmen für die KBV ein herausragendes Ergebnis.

Nachdem der 62-jährige Fischer im April 2000 seinen Vorruhestand angetreten hatte, ließ er sich zum Präsidenten des KMGV wählen. Er sei „von Geburt an und Sänger seit 30 Jahren", kommentierte der Tenor die Entscheidung. Er wolle frischen Wind in die Sängerseelen bringen, versprach er. „Die Mitglieder sollen sich im KMGV heimisch fühlen.“ Und nahm sich vor, Sänger, die in den letzten Jahren abgesprungen waren, zurückzugewinnen. In seinem Vorstand arbeiteten 2. Vorsitzender und Geschäftsführer > Franz Gerhards, stellvertretender Geschäftsführer Reiner Altenhoff, Schatzmeister Paul Hoymann und stellvertretender Schatzmeister Jürgen Hendricks mit.

2002 und 2006 wurde KMGV-Präsident Fischer wiedergewählt. Zwei Jahre später, Anfang 2008, legte der Präsident sein Amt aus persönlichen Gründen nieder. Neuer Präsident wurde Karl van de Braak. Die Sänger ernannten Rudi Fischer zu einem Ehrenpräsidenten, eine Auszeichnung, die ein zweiter aktiver KMGV-Sänger - Jakob Claßen nach 25 Präsidentenjahren - bereits seit langem besitzt.

Die freundschaftliche Bindung zwischen Fischer und KMGV, ab 2008 brüchig geworden, hielt nicht. Ende Januar 2012 kam es in der Gemeinschaft zu einer Zäsur: Mit zwei weiteren führenden Vorstandsmitgliedern trat Ehrenpräsident Rudolf Fischer aus dem KMGV aus. Die "Klärung der Verhältnisse", so versicherten Insider, habe dem Verein und seiner Gemeinschaft, aber auch den ausgetretenen Mitgliedern gut getan.

© Martin Willing 2012, 2013