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Vos, Franz-Josef
Banker und Präsident der Geselligen Vereine | * 1950

Foto zeigt Franz-Josef Vos
Es wird kaum einen Wettener geben, der Franz-Josef Vos nicht kennt. Jahrelang war er Präsident der Geselligen Vereine, als Sitzungschef von Rot-Weiß prägte er ganze Karnevalsveranstaltungen – und über Jahrzehnte war er Voba-Chef in Kevelaer.

Franz-Josef Vos ist das erste von sechs Kindern des Kaufmanns Karl Vos und seiner Frau Hedwig, geb. Selders. Franz-Josef Vos studierte Betriebswirtschaft und schloss 1977 mit Diplom ab. In der Volksbank Alpen begann seine praktische Ausbildung zum Bankkaufmann. Ab 1979 war er für den Genossenschaftsverband Rheinland tätig, wurde 1980 Verbandsprüfer, kam 1983 als geschäftsführendes Vorstandsmitglied zur Uedemer Bank und wechselte bereits 1984 in den Vorstand der Volksbank Kevelaer.

1994 war Franz-Josef Vos zum 100-jährigen Bestehen der Volksbank daran beteiligt, eine Stiftung für Heimatforschung und Heimatpflege ins Leben zu rufen, in die ein Betrag von 300.000 Mark eingebracht worden ist. Aus der Kapitalverzinsung steht jährlich gutes Geld für eine ganze Reihe ehrenamtlicher Projekte zur Verfügung.

1999 wurde er Sprecher der Volksbanken im Kreis Kleve. Ab der Fusion mit Geldern war er einer der Direktoren der Volksbank an der Niers eG.

2010 wurde Vos zum Eintritt in seinen Ruhestand mit der Ehrennadel in Gold des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbandes e.V. ausgezeichnet.

Sein langjähriger Mitstreiter von Beginn an, Ulrich Wolken, dankte damals: „Wir haben mit dem Vorstand zwei Fusionen gemeistert. Unsere Arbeit war geprägt von Kontinuität.“ Ihr „Duett“ habe gut funktioniert. Vos sei immer „der Fels in der Brandung“ gewesen. Der Betriebsratsvorsitzende Hans-Theo Vermeulen erwähnte die Unaufgeregtheit des scheidenden Chefs: „Der coolste Typ im Vorstand nimmt Abschied.“

Als Vos seinem Mitstreiter Wolken danken wollte und Rührung aufkam, fing er sie auf eine Weise ab, die für ihn typisch war: „Es wäre schön, wenn wir uns auch weiterhin sehen, ohne dass ich einen Kredit bei der Volksbank aufnehmen muss.“

Vos war Banker durch und durch gewesen. Er war und ist Familienmensch mit Frau Wilma und seinen Kindern Christian, Barbara und Peter. Und er war Oberhaupt einer noch etwas größeren Familie: der Wettener Dorfgemeinschaft. Für sie engagiert er sich quasi so lange er denken kann in verschiedensten Bereichen.

Seit Jahrzehnten ist er Mitglied des Kirchenchors Cäcilia und arbeitet im Vorstand mit; 2009 wurde er Vorsitzender. Jährlich verfasst er den Bericht für die Chronik, und bei Bedarf übernimmt er die Aufgabe des Dirigenten oder Organisten.

Franz-Josef Vos ist seit 1989 Mitglied der kirchlichen Bruderschaft „Consolatrix Afflictorum“ in Kevelaer, für die er Prozessionen durchführt und jeden Monat Vorbeter des Marienlobs in der Kerzenkapelle ist.

Seit Beginn der 90er-Jahre unterstützt Franz-Josef Vos die Partnerschaft seines Heimatortes Wetten mit Lebendorf in Sachsen-Anhalt. Er half nach der Wiedervereinigung mit seiner Erfahrung, Vereine in Lebendorf zu gründen, und er überbrachte ein gebrauchtes Feuerwehrfahrzeug, das heute noch im Einsatz ist.

2003 übernahm Franz-Josef Vos nach dem plötzlichen Tod von Ratsherr Hans Broeckmann das vakante Mandat für die CDU-Fraktion im Rat der Stadt Kevelaer und war dort bis 2004 tätig.


Franz-Josef Vos (Mitte) Anfang der 80er-Jahre mit seinem Vater Karl (links) und Hans Broeckmann.

Im Dezember 2010 ehrte ihn Landrat Wolfgang Spreen mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande. Die Laudatio erwähnte die Vorstandsarbeit im Caritasverband Geldern-Kevelaer e.V. und die Gründung des Kindergartens „Am Broeckhof“, bei der Franz-Josef Vos mitwirkte.

Zudem sei er seit 2005 Mitglied des Kirchensteuerrates der Diözese Münster und seit 2006 als Mitglied des Verwaltungsrates des „Caritasverbandes für die Diözese Münster e.V.“ zuständig für wirtschaftliche Angelegenheiten des Verbandes.

Zu Beginn seines Ruhestandes 2010 wurde Vos Mitglied des „Bürgerbusvereins Kevelaer-Wetten e.V.“, der mit Hilfe von ehrenamtlichen Fahrern einen Linienverkehr mit Kleinbussen betreibt. Auch als Fahrer ist er dort immer wieder tätig.

Bei all den vielen Aufgaben und Engagements: Überaus geschätzt wird Franz-Josef Vos in Wetten für seinen Dienst am Dorf als Präsident der Geselligen Vereine von 1984 bis 2000. Und was für ein Präsident!


Mitten unter den zehn örtlichen Vereinen und weiteren Gruppierungen mit insgesamt etwa 1.900 Mitgliedern fühlte er sich wohl. Alle Sitzungen leitete er souverän und mit einer ganz eigenen Art: Er war mit dem Herzen dabei, ließ sich anrühren und einspannen.

Franz-Josef Vos mit Präsidentenkette 1987, links sein Onkel Gregor Vos, Leni Stammen und halb verdeckt Stadtdirektor Heinz Paal.

Unvergessen sind seine plattdeutschen Einsprengsel in Reden, die auch ernstere Passagen herrlich auflockerten und manche Kritik weicher landen ließ. Wenn er Stadtdirektor Heinz Paal, der gerade heftig im öffentlichen Feuer stand, als „Paalen Henn“ bezeichnete, der „verrecks gut“ arbeite, war das mehr als eine Befriedigung. Vos holte die Menschen ins Bodenständige zurück, wo sie Luft holen und noch einmal ihre eigenen Ansätze überdenken konnten.

Er war in der Lage, stundenlange politische Sitzungen ohne Ergebnis durch eine einzige Bemerkung zu erden. Als 1996 das neue Service-Center im Rathaus ins Gerede kam, weil die Aufträge gezielt an der örtlichen Wirtschaft vorbeigegangen waren, erklärte Vos keck, natürlich hätten die Büromöbel bei Rennings in Wetten gekauft werden müssen. Alles lachte über diese Unverschämtheit, und die Verbissenheit war „raus“.

Entschlossenheit zeigte er – ebenfalls 1996 -, als die Wettener Petrus-Schützen sich im Besitz eines Königs wähnten, jedenfalls hatte einer der ihren den Vogel abgeschossen; aber der war darüber so erschrocken, dass er sich flugs trollte. Der König wollte kein König sein. Keiner tat was. Da erbarmte sich Vos und hielt auf den zerfledderten Vogelrest, der eilig wieder hochgezogen worden war, traf mit dem zweiten Schutz. Er war wirklich ein König.

Die Tat trug ihm weiteres Schussglück ein. Vos sicherte sich mit treffsicherer Hand und scharfem Auge auch die Majestätenwürde über alle Grünröcke im Bezirksverband Kevelaer.

Vos war es, der die Idee hatte, den Wettener Heimatausschuss zu gründen, der sich seit 1987 mit der Planung und Ausführung örtlicher Veranstaltungen und Feste befasst.

Geschichte hatte und hat für Franz-Josef Vos eine besondere Bedeutung für die Dorfgemeinschaft; so wurde unter seiner Führung 2004 eine „Dorfchronik“ zur 850-Jahrfeier des Ortes erstellt. Er organisierte die Renovierung der Hermann-Alders-Schule in Wetten, in der seitdem Schulkinder nach dem Unterricht betreut werden.

Darüber hinaus half er tatkräftig, den örtlichen Dorfgarten mitanzulegen.

Bei Rot-Weiß packte sich Vos ab 1988 als Sitzungspräsident unter die Narrenkappe und prägte in Zusammenhang mit der Verleihung des Knoaseordens einen Satz, der auch in anderen Lebensfeldern gültig ist, vor allem bei Vos selbst: „Den Orden bekommen Leute, die anderen Freude machen; es muss aber gelebte Mentalität dahinterstecken, nicht nur einstudierter Witz.“

Franz-Josef Vos 2009 als Sitzungspräsident von Rot-Weiß.

Besonders bei Reden – und davon hielt er ungezählte – zeigte er sich als Mann, der bei anderen das Wesentliche erkennen und auf den Punkt bringen konnte. Er war und ist in der Lage, Herzblut zu wittern und zu würdigen. Er verstand und versteht es, zu motivieren und andere in ihrem ehrenamtlichen Tun zu bestärken.

Ende der 1990-Jahre bereitete Franz-Josef Vos seinen Abschied vom Präsidentenamt der Geselligen Vereine vor. „Ich habe eine Entscheidung des Kopfes und nicht des Herzens getroffen“, sagte er 2000 nach 16 Amtsjahren. Aber personeller Wechsel bedeute Erneuerung und Wiederbelebung von Routine. Der Abschied falle ihm schwer, denn Vereinsarbeit entspreche seiner inneren Einstellung, sie sei die Grundlage des geselligen Lebens und die Grundlage von Lebensqualität.


2000 machte Franz-Josef Vos Platz für Jüngere.

Die Dorfgemeinschaft dankte ihm auf besondere Weise: Sie ernannte ihn zum Ehrenpräsidenten, so wie schon sein Vorgänger im Amt, sein Vater Karl Vos, nach seinen Chef-Jahren von 1968 bis 1983 zum Ehrenpräsidenten ernannt worden war.

„In der Familie“ blieb eine weitere Ehrung. 1994 zeichnete die Dorfgemeinschaft Mutter Hedwig Vos mit der Festkette aus. So kam es zu einer ungewöhnlichen Begegnung: Der Präsident der Geselligen Vereine Franz-Josef Vos beglückwünschte die neue Festkettenträgerin, seine Mutter Hedwig Vos, deren Mann Karl Vos 1983 die Festkette getragen hatte. Zu diesem Zeitpunkt konnte niemand wissen, dass Franz-Josef Vos zehn Jahre nach seiner Mutter – 2004 – ebenfalls die Festkette tragen würde.

Über den Vorgänger seines Vaters, Johann Kösters, sagte Franz-Josef Vos einmal: „Er war jemand, zu dem man hochguckt“. Da hat Vos sich, ohne es zu ahnen, selbst beschrieben.


Franz-Josef Vos 2004 als Festkettenträger mit Adjutant Joachim Janshen und Pfarrer em. Wilhelm Kanders.