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Organist und Sozialpolitiker aus Wetten | * 1912 | † 1993
Auch wenn die Träger seines Nachnamens in Schwärmen auftreten wie die
legendären Knoasen beim Angriff auf Wetten, ist Gregor Vos einzigartig
geblieben. Er war der letzte Bürgermeister des Dorfs, aber auch der
letzte in der Vos-Dynastie, der das Amt des „Custos et Cantores
Wettensis“ bekleidete. Mit ihm als Küster und Kirchenmusiker ging eine
rund 350-jährige Familientradition zu Ende.
Seine Familie sammelte über die Jahrhunderte handschriftliche,
geistliche Lieder in altniederländischer Sprache - die “Wettener
Liederhandschrift“. In steter Erinnerung bleibt Gregor Vos auch durch
die Melodie des Wettener Heimatlieds, die er 1937 zu den Versen von
Johann Kösters komponiert hat.
Der Folkwang-Student wurde 1931 als Nachfolger seines Vaters Peter Vos
Organist und Küster an St. Petrus und übernahm zwei Jahre später als
Dirigent die Leitung des Musikvereins Eintracht. Sein Brot verdiente er
als Musiklehrer am Mädchengymnasium in Geldern.
Gregor Vos war 1946 einer der Gründer der neuen Partei CDU im Kreis
Geldern und stellte sich in der jungen Bundesrepublik der
Kommunalpolitik zur Verfügung. Von 1952 an vertrat er Wetten in der
Amtsvertretung Kevelaer und wurde 1961 Mitglied im Gemeinderat seines
Heimatdorfs. Zugleich ließ er sich als Abgeordneter des Kreistags
verpflichten.
In der entscheidenden letzten Ratsperiode vor der Kommunalen
Neugliederung – von 1964 bis 1969 – bekleidete er als Nachfolger von
Johann Verheyen das Amt des Bürgermeisters und brachte Wetten als
Ortsteil in die neue Stadt Kevelaer ein.
Als Leiter des Altenheims St. Josef hatte der Sozialpolitiker Vos auch
praktische Erfahrungen gesammelt. 1969 wurde er ins Kuratorium der
Stiftung des
Marienhospitals Kevelaer berufen, in dem er 20 Jahre mitwirkte. Für
seinen Cäcilienchor in Wetten trug er 1975 die Festkette, unterstützt
von seinem Adjutanten Heinrich Gipmans.
Der Kreistag Kleve wählte ihn 1979 zum Vizelandrat. Anfang der
1980er-Jahre wurde er zudem ehrenamtlicher Rendant von St. Marien
Kevelaer.
Einer der letzten Auftritte von
Gregor Vos als Politiker in der Öffentlichkeit: Totengedenken
1986 im Marienpark Kevelaer.
1984 begann sein Abschied aus öffentlichen Ämtern – zuerst der aus der
Politik, dann der aus der kirchenmusikalischen Arbeit in Wetten (1987).
Im Jahr seiner Goldhochzeit mit Frau Käthe wurde er ins Ehrenpräsidium
zum 17. Marianischen und 10. Mariologischen Weltkongress in Kevelaer
(1987) berufen. Es war das Jahr, in dem er zu einer Privataudienz bei
Papst Johannes Paul II. empfangen wurde.
Gregor Vos beim Papstbesuch
1987 auf der Hüls (v.l.):
Dr. Karl-Heinz Röser,
Gregor Vos,
Peter Roosen und Manfred
Jacobs.
Man überreichte ihm die höchsten Auszeichnungen: den Päpstlichen
Gregorius-Orden (1971), das Bundesverdienstkreuz am Bande (1975), die
Paulus-Plakette des Bistums Münster und die Goldene Ehrennadel des
Caritasverbands (beide 1981).
Als Gregor Vos im Sommer 1993 starb („Ich bilde mir ein, ich werde
erwartet“, sagte er einmal), schrieb der KB-Autor über ihn: „An diesem
Mann haben sich junge und alte Menschen aufgerichtet: unerbittlich von
Humor durchtrieben, ohne jeden Respekt vor blasierten
Gesellschaftsritualen, ein Könner als Mensch, Lehrer, Politiker und
Musiker mit dem Spitznamen ‚ Gregor, der Große‘. Der Kreistag vertraute
ihm einen der schwierigsten Posten an: den Vorsitz des
Sozialausschusses. Das war - neben der Musik - sein Fachgebiet, das er
virtuos beherrschte. Ihm verdanken Generationen von Kindern lebenslange
Liebe zur Musik. Wir alle verdanken ihm die Begegnung mit einem
besonderen Menschen".