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Erster evangelischer Pfarrer in Kevelaer | * 1923 | † 1968
Als am Erntedankfest 1955 die Kirchenleitung die Gründung der Evangelischen Kirchengemeinde zu Kevelaer bestätigt hatte, war Hans-Joachim Theune als Hilfsprediger in der Stadt tätig. Es war die Zeit, da eine Entscheidung anstand, auf welches Bekenntnis sich die neue heranwachsende Gemeinde festlegen wollte: Pfarrer Peltner aus Weeze, der bisher auch für Kevelaer zuständig war, war reformiert, Hilfsprediger Theune dagegen lutherisch.
Hans-Joachim Theune auf einer Landessynode (1966).
Es bildete
sich eine Mehrheit für eine lutherische Gemeinde heraus. Die
Kirchenleitung übertrug dem Presbyterium das Wahlrecht, und so wurde
Hans-Joachim Theune zum 1. Juli 1956 einstimmig zum Pfarrer von Kevelaer
gewählt. Am 30. September wurde er in sein Amt eingeführt.
Der erste Pfarrer der neuen Flüchtlingsgemeinde, 1923 in Halle an der
Saale geboren, wirkte bis zu seinem frühen Tod (1968) in Kevelaer. Als
Schüler der Franckeschen Stiftungen hatte er eine umfassende Bildung aus
dem Geist des pädagogischen Pietismus genossen. Nach dem Abitur war er
zunächst Soldat geworden, als Leutnant in amerikanische
Kriegsgefangenschaft geraten und während dieser Zeit in der
"Lager-Universität" in Amerika mit der hebräischischen Sprache vertraut
geworden.
Nach seiner Entlassung studierte er in Marburg Theologie. Nach der
theologischen Prüfung und Heirat mit Frau
Eva-Maria versuchte er, in
seine Heimatstadt Halle zurückzukehren, doch die Zuzugsgenehmigung wurde
ihm versagt. Er wurde dann von der Evangelischen Kirche im Rheinland
übernommen. Schenkenschanz war seine erste Stelle als Theologe.
Mit der eigenen Erfahrung, die Heimat verloren zu haben, fiel es
Hans-Joachim Theune leicht, sich in die zahlreichen Flüchtlinge
hineinzudenken, mit denen er es in Kevelaer zu tun hatte. Sie fanden in
ihrem Hilfspastor und späteren Pfarrer einen starken Fürsprecher, der
ihnen dabei half, die Vorurteile und Diskriminierungen in der Diaspora
durchzustehen und schiere Not zu lindern.
Im September 1956 wurde Theune feierlich in sein Pfarrer-Amt eingeführt.
Beim anschließenden festlichen Empfang im Hotel Zur Krone erschienen
auch der katholische Amtsbruder, Pfarrer
Overlack, und Landrat Bösken,
Amtsdirektor
Holtmann, Bürgermeister
Plümpe sowie Studiendirektor
Schröer. Die Stadt Kevelaer schenkte der jungen evangelischen Gemeinde
eine Taufkanne. Overlack, der den verhinderten Dechanten
Heinrich Maria
Janssen entschuldigte, sagte: "Die katholischen Christen Kevelaers
nehmen herzlichen Anteil an dem Festtag." Die katholische Gemeinde werde
sich mit ganzer Kraft dafür einsetzen, dass beide christlichen
Konfessionen in christlicher Liebe zusammenarbeiten.
Hans-Joachim Theune trieb mit großem Einsatz den Bau eines größeren
Gotteshaus, der späteren
Jesus-Christus-Kirche, voran. Schwierigkeiten
gab es, als die Gemeinde einen evangelischen Friedhof neben dem
katholischen an der Römerstraße einrichtete.
Grab von Hans-Joachim Theune.
Evangelische Familien
hatten weniger Rechte als katholische bei der Auswahl und Gestaltung von
Grabstätten. Erst ab 1965 durften auch Evangelische auf dem weitläufigen
Friedfhofsgelände ein Familiengrab kaufen. Pfarrer Hans-Joachim Theune
sollte der erste Protestant sein, der im "katholischen Teil" beigesetzt
wurde.
In seinen Kevelaerer Jahren war Eva-Maria Theune ihrem Mann eine starke
Stütze. Sie hatten 1950 geheiratet und wurden Eltern von fünf Töchtern,
darunter
Tina Theune.
Hans-Joachim Theune erkrankte an Darmkrebs und starb 1968 im Alter von
nur 45 Jahren.