Overlack, Wilhelm
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Pfarrer
von St. Antonius Kevelaer |
* 1905 | Priesterweihe 1930 |
† 1997
1997
starb Wilhelm Overlack im hohen Alter von 91 Jahren. Er war ab 1953
Hilfsgeistlicher für den geplanten Seelsorgebezirk St. Antonius Kevelaer
und ab 1955 Pfarrer an St. Antonius gewesen und damit Vorgänger von
Gerd Coenen,
Alois van Doornick und Andreas Poorten.
Bis ins hohe Alter half Wilhelm Overlack als Priester aus. Er freute
sich, wenn ihn seine alte Gemeinde St. Antonius brauchte, und die
Gläubigen freuten sich, ihn wiederzusehen.
Er war einer der dienstältesten Geistlichen im Bistum Münster und der
einzige, der seine 65 Jahre priesterlichen Wirkens ausschließlich am
Niederrhein verbrachte. Er liebte diesen Landstrich und erlebte hier im
normalen Alltag, der manchem Last und lästig ist, ein erfülltes Dasein.
Ihm war dabei seine Disziplin eine gute Hilfe: Jeder Tag war fest gefügt
und hatte seine geplante Ordnung, die ihm Halt gab.
1956 vertraute der Bischof von Münster dem Niederrheiner Wilhelm
Overlack eines der schwierigsten Ämter an, die er zu vergeben hatte. St.
Antonius, damals die einzige katholische Pfarrgemeinde in Kevelaer - die
neue Stadt mit ihren Ortsteilen wurde erst 1969 gebildet, und St. Marien
gab es noch nicht - war riesengroß und zugleich Wallfahrtspfarrei. Nicht
wenige Gläubige hatten das Gefühl verloren, wo sie eigentlich „zu Hause“
waren - in der Pfarrkirche St. Antonius, in der Marienbasilika, in
beiden oder in keiner?
Und da war noch etwas:
Heinrich Maria Janssen,
damals Pfarrer von St. Antonius und zugleich Rektor der Wallfahrt, war
eine solch herausragende Persönlichkeit, dass der „kleine Landpastor“ in
den Augen mancher Kevelaerer eigentlich nur in seinem Schatten stehen
konnte. Overlack selbst betrachtete das so nie. Er erkannte etwas viel
Bedeutsameres. Die Teilung der Super-Gemeinde in die Bezirke St.
Antonius und St. Marien (über Jahre vorbereitet und vollzogen zum 1.
Januar 1956) brachte eine einmalige Chance: Die Pfarrei St. Antonius,
die sich ein wenig im Schatten der Basilika sah und mit ihrem Eigenleben
als Pfarrgemeinde nicht so recht vorankam, konnte sich, über Nacht
kleiner und überschaubarer geworden, zu einem neuen Selbstverständnis
aufmachen.
Overlack stellte die Pfarrkirche St. Antonius in den Mittelpunkt seiner
Gemeinde, was in den Jahren vor der Pfarrteilung bei gleichzeitiger
Verantwortung für die vielen Pilger in den Gotteshäusern am
Kapellenplatz so nicht möglich gewesen war.
Wilhelm Overlack und sein Nachfolger Alois van Doornick (1995).
Es ist nicht selbstverständlich, dass St. Marien heute nicht die
gleichen Probleme hat wie seinerzeit St. Antonius vor der Aufteilung in
zwei Pfarreien. In der heutigen Wallfahrtspfarrei bemühen sich die
Verantwortlichen, aus der Geschichte lernend, noch sensibler um eine
Balance zwischen den Anforderungen der Pfarrgemeinde und der Wallfahrt.
Wilhelm Overlack konnte sich in St. Antonius in den 1950er- und
1960er-Jahren auf die Verkündigung konzentrieren und begleitete junge
und alte Pfarrangehörige als Mann des Gottesdienstes, des Gebetes und
der leisen Töne durch die Zeit. Mit dieser Form der Seelsorge gewann er
die Herzen der ihm Anvertrauten und verhalf ihnen zu einem neuen
Eigenverständnis als Pfarrgemeinde, die sich gleichwohl zu ihrer
Verantwortung als „Muttergemeinde“ der Wallfahrt gerne bekennt.
1996 ehrte die KAB Kevelaer ihre langjährigen Mitglieder (v.l.):
Präses Pastor Alois van Doornick, Pastor Wilhelm Overlack (50 Jahre
Mitglied), Vorstandsmitglied Heinz Schilinsky, Agnes Hecker (40 J.),
Heinz Ingenpaß
(40 J.), Hans Hecker (40 J.), Vorsitzende Gisela Ingenwepelt, Barbara
van Oorschot (als Vertrauensfrau verabschiedet), Maria und Norbert
Jakubcik als neue Mitglieder.
In diesem Geist entwickelte sich unter Wilhelm Overlack, fortgeführt von
seinen Nachfolgern, ein reiches Pfarrgemeindeleben, dem die Zerstörung
der Kirche durch den Brand nichts anhaben konnte. Im Gegenteil: Selten
haben die Gläubigen aus den Kevelaerer Pfarreien das
Zusammengehörigkeitsgefühl so stark erlebt wie in den Jahren der
„fehlenden“ Pfarrkirche.
Als Vorarbeiter für die geistige Einheit hat Wilhelm Overlack einen
festen Platz in der Geschichte dieser ältesten Kirchengemeinde von
Kevelaer.
Damals konnte Wilhelm Overlack nicht ahnen, dass einmal der umgekehrte
Weg gegangen werden würde: nicht die Trennung einer Gemeinde in zwei
Gemeinden, sondern letztendlich eine Erweiterung von St. Antonius auf
alle Gemeinden im Stadtgebiet mit Ausnahme von St. Marien. Die
Anforderung, eine geistige Einheit zu schaffen, ist so aktuell wie eh
und je.