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    SACHBEGRIFFE |
St.-Petrus-Häuschen, Gelderner Straße

Entstanden um die Wende zum 20. Jahrhundert

Gemälde Petrushäuschen in KevelaerDas alte Heiligenhäuschen stand bereits an der Gelderner Straße, als sich Ende Mai 1907 etwa 60 Anwohner in der Wirtschaft von Ant. Hermanns trafen, um einen neuen Schützenverein aus der Taufe zu heben. Die Gilde wurde nach dem Heiligen genannt, der in dem Heiligenhäuschen verehrt wird - nach dem heiligen Petrus. Die offizielle Gründung wurde am 29. Juni 1907, am Fest Peter und Paul, vollzogen.

Gemälde mit dem Heiligenhäuschen, das dem heiligen Petrus gewidmet ist.
Foto: Familie Brouwers

In der ersten Satzung - sie musste von Bürgermeister Marx genehmigt werden - wurde bestimmt, dass vorzugsweise Anwohner der Gelderner Straße Mitglied werden konnten. Als die Petrusgilde 1913 den Antrag stellte, im Jahr darauf festgebender Verein zur Kirmes der Geselligen Vereine werden zu dürfen, lehnte dies der Bürgermeister ab: Die Peterei bestehe noch keine zehn Jahre. In einer außerordentlichen Sitzung der Geselligen Vereine erhielt die Gilde Dispens und damit die Gelegenheit, den ersten von bis heute sieben Festkettenträgern zu stellen.

Es war Jean Wallendorf, der Präsident der Schützen, der am Vorabend des Ersten Weltkriegs die Bürgerschaft Kevelaers repräsentierte. Zwei Jahre danach fiel Soldat Wallendorf in Frankreich. Erst 1927 konnten die sterblichen Überreste des Kevelaerers in seine Heimat überführt werden. Selten sah man in Kevelaer eine so große Trauergemeinde, nachdem Witwe Gertrud Wallendorf zur Beerdigungsfeier am 11. Februar 1927 eingeladen hatte. Am Trauerzug zum Friedhof im Marienpark beteiligten sich alle Vereine Kevelaers und Abordnungen sämtlicher Bruderschaften des Kreises Geldern.

Für das Petrus-Häuschen fühlte sich besonders Stappe Chris, der Vater von Walter Brouwers (heute Aachen), verantwortlich. Er kümmerte sich sein ganzes Leben lang um die kleine Kultstätte. 1986 übernahm die St.-Petrus-Bruderschaft - nach Rücksprache mit Stappe Chris - die Verantwortung für das Heiligenhäuschen.

Einsegnung des Petrus-Heiligenhäuschens 1986
Im August 1986 wurde das renovierte Petrus-Häuschen gesegnet. Vordere Reihe (v.l.):
Heinrich Simmes (* 1927, † 2006), Präsident der St.-Petrus-Bruderschaft, Pfarrer
Wilhelm Overlack (* 1905, † 1997), Stadtbundmeister Josef Schotten
(* 1900, † 1997) und Bürgermeister Karl Dingermann (* 1920, † 2003).


"Die sorgfältige Pflege besorgten zu unserer Kinderzeit vor allem meine Oma und meine Schwester Aggi (Verheyen). Mindestens einmal in der Woche (meistens samstags) wurde das Häuschen auf Hochglanz gebracht. Ich sehe noch heute die schönen Harkmuster, die im Sand vor dem Häuschen entstanden, vor meinem inneren Auge", berichtete Walter Brouwers, der Sohn von Gret und Chris Brouwers, einem Musiker. "Auch erinnere ich mich noch sehr gut, dass wir mit unserer Oma oder unserer Mutter oft frische Blumen in eine Vase stellten. Für viele Fußprozessionen war das Häuschen letzte Rast vor dem Einzug nach Kevelaer. Oft haben wir Kinder dann Äpfel oder Birnen den müden Wallfahrern als Erfrischung gereicht. Da wir einen Obstgärtnereibetrieb hatten, war genug da."

Das Heiligenhäuschen musste 1986 einer Generalüberholung unterzogen werden. Es hatte sich bedenklich zu einer Seite geneigt und drohte abzusacken. Das Häuschen musste angehoben und mit einem neuen Fundament versehen werden. Helfer verputzten die Risse im Mauerwerk, erneuerten das morsche, undichte Dach mit Schiefertafel und richteten den Innenraum neu her. Der Vorplatz wurde gepflastert, eine Bank aufgestellt und die Schrifttafel erneuert. Der Einsegnung wohnte auch Bürgermeister Karl Dingermann bei. Die Stadt Kevelaer hatte sämtliche Baumaterialien kostenlos zur Verfügung gestellt. Präsident Heinrich Simmes versprach, dass es für die Petrus-Bruderschaft weiterhin Ehrensache sei, sich um das Kleinod zu kümmern.

Ende Oktober 2012 wurde das Heiligenhäuschen aufgebrochen. Die Holzskulptur des heiligen Petrus - eine Arbeit des Kevelaerer Petrus-Schützen Manfred Gerhards (de Klütt) aus Lindenholz, 2007 für das Heiligenhäuschen gestiftet von Hubert Simmes und Gerhard Zwiener - fiel in die Hände der Diebe.

© Martin Willing 2012, 2013