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Präsident der St.-Antonius-Schützengilde Kevelaer | * 1909 | † 1977
"Wir
pflegen der Väter Tradition, seit über 300 Jahren nun schon. Treue zu
unserem Gnadenort, sei immer unser Losungswort“.
Das schreibt 1963 Paul Rogmann ins Goldene Buch der Stadt Kevelaer. Er
ist der Präsident der St.-Antonius- Schützengilde in den Jahren von 1952
bis 1974 und Festkettenträger der Geselligen Vereine in jenem Jahr 1963.
Paul Rogmann, 1909 geboren, muss in den Krieg, der ihn 1942/43 an die
Ostfront bringt. Hier treffen er und seine Kevelaerer Soldatenkameraden
Hein Looschelders, Hein Meurs und Jan Blenkers per Zufall auf
Theo
Wolfgarten, wie die Kevelaerer Soldatenzeitung „Et Nejste von t´hüss“
vermerkt. Das unverhoffte Wiedersehen „wurde kurz, aber gut gefeiert“.
Als Paul Rogmann wieder zu Hause ist, arbeitet er schon bald in der
St.-Antonius-Schützengilde mit. Die Gilde beruft eine erste Versammlung
nach dem Krieg für den 5. März 1946 ein und beginnt mit einem
Kassenbestand von 464,60 Reichsmark und 20 Mitgliedern den Neuanfang der
„Männ“.
Mit dem auf dieser Versammlung gewählten Präsidenten Johann Baldeau
startet die Gilde in die weitere Nachkriegszeit. Jan Baldeau, der schon
vor dem Krieg Gildenpräsident gewesen ist, will 1952 das Amt in jüngere
Hände übergeben. Er hat schreckliche Erinnerungen aus den letzten
Kriegswochen im Kopf.
Auf der Jahreshauptversammlung 1952 wird Paul Rogmann zum neuen
Präsidenten der Gilde gewählt, die Jan Baldeau zum Ehrenpräsidenten
ernennt - ein für die damalige Zeit und die oft recht konservative
Einstellung der „Bruders“ sehr junger Präsident, denn Paul Rogmann ist
erst 43. Gemeinsam ans Werk - so macht er sich an die Aufgabe, das
Vorhandene zu sichern und die St.-Antonius-Schützengilde in eine neue
Zeit zu führen.
Der Wiederaufbau ist nicht leicht, doch es gelingt Paul Rogmann und
seinem Vorstand, die Mitglieder immer wieder zu motivieren und für Neues
zu begeistern. Aus der Chronik des Ehrenstadtbundmeisters
Josef Schotten
ist zu entnehmen, dass Paul Rogmann zu jenen Schützen gehört, die das
Luftgewehr- und Kleinkaliberschießen vorangebracht und den Neubau des
Schießstandes bei Scholten gefördert haben.
Als der Stadtbund der Schützen, dessen Mitgründer und -initiator der
Gildenpräsident ist, für das Schießstandgrundstück im Oktober 1961 mit
Gerhard und Maria Scholten auf die Dauer von 99 Jahren einen
Erbpachtvertrag abschließt, unterschreibt für den Stadtbund neben Theo
Geurts, Gerhard Joosten, Johann Wehren und
Johann Willems auch Paul
Rogmann.
Er bringt seine Gilde ins Vereinsregister beim Amtsgericht Geldern und
initiiert eine neue Satzung, nach der auch junge, unverheiratete Männer
in der „Männ“ Platz finden. Paul Rogmann ist ein Idealist alter Prägung,
aber neuen Entwicklungen gegenüber aufgeschlossen. Er ist ein Mensch,
der ein tiefes Pflichtbewusstsein besitzt, verbunden mit bedingungsloser
Liebe zur St.-Antonius-Schützengilde und seiner Heimatstadt Kevelaer.
Der Höhepunkt im Vereinsleben von Paul Rogmann ist das Festjahr 1963.
Schon 1955 ist über die Anschaffung einer neuen Präsidentenkette in Form
eines großen „T“ nachgedacht worden. Jetzt wird Rogmanns Wunsch endlich
verwirklicht. Und eine zweite Kette trägt er in diesem Jahr: Paul
Rogmann ist Festkettenträger der Gilde. Mathias Roelofs assistiert ihm
als Adjutant. Zur Erinnerung an die Kirmes schreibt Paul Rogmann 1963
ins Goldene Buch der Stadt Kevelaer:
Die Liebe zur Heimat, zu
Volk und Land,
schlingt um uns alle ein festes Band.
Sie lässt uns treu zusammen steh’n
und alle Wege gemeinsam geh’n.
Nicht nur in Leid, auch in frohen Stunden,
wollen wir unsere Gemeinschaft bekunden.
Wir pflegen der Väter Tradition,
seit über 300 Jahren nun schon.
Treue zu unserem Gnadenort,
sei immer unser Losungswort.
Diese Zeilen sagen alles über Paul Rogmann aus - seinen Charakter, die Lebenseinstellung und den Menschen. Er ist hilfsbereit und offen für alles, was der Gemeinschaft hilft. Josef Schotten schreibt in seinem Schützentagebuch für Freitag, den 31. August 1962:
15.00 Uhr meldete die Lieferfirma 1 Lkw mit 8000 Klinkersteinen, die gegen 16.30 Uhr abzuladen sind. Das kommt prima aus. Ein Anruf bei Präsident Paul Rogmann, denn die „Männ“ beginnt gegen 16.00 Uhr ihr Ankerfest und [kann] somit bestens, vorher die 8000 Klinkersteine per Hand entladen. Paul Rogmann sagt spontan zu. Abends gegen 19.30 Uhr kontrolliere ich den Arbeitseinsatz, alles hat geklappt.
1970 lässt Paul Rogmann einen ziemlich alten Zopf in der „Männ“ abschneiden: Nach langer und teilweise heftiger Diskussion wird durch geheime Abstimmung eine Mehrheit für einen neuen Schützenhut gefunden. Der steife Zylinder ist seitdem Vergangenheit.
Paul und
seine Frau Katharina Rogmann, geborene Ingenpaß, die in der
Dondertstraße wohnen, freuen sich 1971 über die Heirat ihrer Tochter
Maria mit
Fred Bay, der später einer der Nachfolger des Präsidenten
werden wird.
Paul Rogmann, dem 1974
Johann Ingenhaag im Präsidentenamt folgt, stirbt
im April 1977. Er ist ein Mensch, an den man sich immer wieder gerne
erinnert. Seinen Plan, im Ruhestand die Geschichte der „Männ“
aufarbeiten, niederschreiben und veröffentlichen zu können, kann er
nicht mehr ausführen. Aber seinem Anliegen wird von der nachfolgenden
„Männ“-Generation entsprochen.