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Goldschmied aus Kevelaer | * 1919 | † 1993
Herausragender Vertreter der großen Kevelaerer Goldschmiede-Familie van Ooyen war Paul van Ooyen, der 1919 in Kevelaer geboren wurde. Er legte, wie auch andere Goldschmiedemeister in der Marienstadt, in seiner Arbeit Zeugnis ab für ethische Werte und seine christlichen Überzeugungen.
Paul van Ooyen mit seinem
Sohn Norbert
(1992).
1934 begann Paul van Ooyen eine vierjährige Lehre bei Bernhard Peters
und Johann van Ooyen, legte danach seine Gesellenprüfung ab und begab
sich 1938 für zwei praktische Arbeitsjahre nach Dortmund und Krefeld, wo
er vier Semester an der Werkkunstschule studierte.
Nach dem Krieg war Paul van Ooyen einer der mithelfenden Zeugen, als das
vor den Nazis versteckte und unter dem Basilikaturm vergrabene
Gnadenbild aus dem vermauerten Versteck herausgeholt wurde. Er und der
damalige Küster der Basilika,
Canisianer-Bruder Norbert (Hubbeling),
sowie Dechant
Wilhelm Holtmann waren anwesend.
Paul van Ooyen legte 1948 seine Meisterprüfung ab und übernahm 1953 den
väterlichen Betrieb. In der Folgezeit kümmerte er sich nicht nur um
seine eigene Goldschmiede, sondern widmete sich intensiv der
Nachwuchsausbildung. In den 50er Jahren leitete er Zeichen- und
Modellierkurse im Bildungsprogramm der Kolpingfamilie. Als Lehrlingswart
(1959), Vorsitzender des Gesellenprüfungsausschusses (bis 1969), als
Fachlehrer in der Berufsschule und als Vorsitzender des
Meisterprüfungsausschusses setzte er seine Arbeit für den Nachwuchs
fort.
In der eigenen Werkstatt bildete er im Laufe der Jahre 31 Lehrlinge aus.
Als die Bezirksfachklasse in Geldern geschlossen wurde und die künftigen
Gold- und Silberschmiede die Düsseldorfer Schule besuchen sollten,
initiierte Paul van Ooyen einen neunmonatigen Schulstreik. Nur unter
Protest fuhren die Schüler nach Düsseldorf. Das Ergebnis war
durchgreifend: Die Düsseldorfer Schule, deren Ruf nicht der beste
gewesen war, wurde aufgelöst. Die hiesigen Lehrlinge pendelten fortan
nach Essen - eine Alternative, wie Paul van Ooyen es sah.
Er wirkte bis zur kommunalen Neugliederung 1969 auch in der Stadt- und
Amtsvertretung Kevelaer mit, wurde 1969 Obermeister des Innungsbezirks
(bis 1983), arbeitete ab 1972 als Mitglied der Meisterprüfungsausschüsse
im Goldschmiedehandwerk der Handwerkskammer Düsseldorf, ab 1975 als
Vorsitzender der Meisterprüfungsausschüsse, wurde schließlich 1975
Obermeister der Gold- und Silberschmiedeinnung Niederrhein. 1978 wurde
er ins Präsidium des Juwelier-, Gold- und Silberschmiedehandwerks der
Bundesrepublik Deutschland berufen. Dem Amt des Obermeisters und dieser
Präsidiums-Aufgabe widmete sich Paul van Ooyen bis 1982.
Als 1984 eine Kevelaerer Sektion der St.-Eligius-Gilden gegründet wurde,
geschah dies auf Initiative der Goldschmiede Herbert Cürvers und Paul
van Ooyen zusammen mit Pastor Richard Schulte Staade.
1986 mit dem Goldenen Ehrenzeichen der Handwerkskammer ausgezeichnet,
bereitete sich Paul van Ooyen auf eine der wichtigsten Stationen in
seinem Goldschmiede-Leben vor. Im Schaufenster seiner Goldschmiede an
der Basilikastraße zeigte er das in seiner Werkstatt gefertigte Geschenk
der Wallfahrtsleitung für Papst Johannes Paul II., der zur
Wallfahrtseröffnung des Jahres 1987 Kevelaer besuchen sollte. Es handelt
sich um eine orginalgetreue Kopie des Rahmens für das Kevelaerer
Gnadenbild, zu dem die Familie van Ooyen eine besondere Beziehung hat:
Seit drei Generationen pflegt und reinigt die Familie van Ooyen,
zusammen mit dem Rektor der Wallfahrt, das Gnadenbild. Bei der Arbeit an
dem Geschenk für den Papst kamen Paul van Ooyen und seinem
mitarbeitenden Sohn Norbert die intimen Kenntnisse vom Gnadenbild sehr
zugute.
In der Mitte eines etwa 30 mal 40 Zentimeter großen, silbernen
Barockschildes brachte van Ooyen einen vergoldeten Silberrahmen an.
Hinter einer Scheibe zeigt sich eine besondere Reproduktion des
Gnadenbildes, von der es insgesamt nur vier Exemplare gibt. Umringt wird
das an den Papst geschenkte Bild von zehn Steinen in Blau und Türkis.
Jeder einzelne ist in seiner natürlichen Form belassen - so wie Pastor
Richard Schulte Staade sie aus einem Urlaub mitgebracht hat. Gehalten
werden diese ungenormten Steine in zehn verschiedenen Fassungen -
bedingt durch die naturbelassene äußere Form.
Sohn Norbert van Ooyen, der im Jahr vor dem Papstbesuch 1987 gerade
seine Meisterprüfung bestanden hatte, erklärte, daß an diesem Kunstwerk
viele Goldschmiedetechniken angewandt worden seien: Gußarbeit, Treib-
und Ziselierarbeiten, Drahtwiegearbeiten. Überreicht wurde das Geschenk
in einer Schatulle aus weißem Schweinsleder, angefertigt von Buchbinder
Josef Berns. Das Wappen ist in blauen Samt gebettet, der geschmackvoll
mit der Schatulle harmoniert. Verschlossen wurde das Geschenk für den
Papst mit einer vergoldeten Silberschnalle, die das Wappen von
Hendrik
Busmann trägt.
Auf die Frage, wer die Hauptarbeit geleistet hat, antwortete Paul van
Ooyen schnell: „Ich war der Lehrling meines Sohnes“.
Der Meister, der zuletzt Ehrenmitglied der
Bruderschaft Consolatrix
afflictorum war, wurde 1992 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.