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Der
Kardinal und seine Beziehung zu Kevelaer
| * 1906 | Priesterweihe 1932 | Bischofsweihe 1962 | Kardinalernennung
1969
| Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz 1976 | † 1987
Wenn
ein Bischof wie Joseph Kardinal Höffner in einem Gerresheim-Portal der
Marienbasilika zu Kevelaer abgebildet wird, dann muss er besondere
Beziehungen zum Gnadenort gehabt haben. Wer war dieser Geistliche, der
zu den wenigen Deutschen gehört, die als Gerechte in Jerusalem - in Yad
Vashem - geehrt werden?
Dr. Joseph Höffner betreute vor seiner Berufung nach Köln das Bistum
Münster. Er war der Nachfolger von Bischof Dr. Michael Keller (1947 -
1961) und Vorgänger von Heinrich Tenhumberg (1969 - 1979),
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Dr. Reinhard
Lettmann (1980 - 2008) und Dr. Felix Genn.
Für ihn hatte - wie für alle Münsteraner Bischöfe - Kevelaer einen besonderen Stellenwert,
denn der Wallfahrtsort gehört erst seit 1821 zu ihrem Bistum - nach
kurzzeitiger Anbindung ans Bistum Aachen und nach Jahrhunderte langer
Zugehörigkeit zum Bistum Roermond.
In den Perioden unter den Bischöfen Höffner und Tenhumberg, als sich
auch die negativen Seiten des so genannten Wirtschaftswunders im
Nachkriegsdeutschland längst zeigten, ging es für Kevelaer ums Ganze:
Die Änderungen, die das Zweite Vatikanische Konzil ausgelöst hatte, dämmten
marianisch ausgerichtete Volksfrömmigkeit und ihre Formen ein. Alle
Marienwallfahrtsorte und hierzulande besonders Kevelaer hatten eine der schwersten Bewährungsproben ihrer Geschichte
vor sich. Sie wurde
bestanden, wie wir heute wissen, und das ist auch der
Zuwendung geschuldet, die die Münsteraner Bischöfe dem Gnadenort in den
Zeiten der Umbrüche haben zukommen lassen.
Es war zudem die Zeit, da das Bistum völlig neu strukturiert wurde.
Höffner war der Vorbereiter der Bistums-Regionalisierung, Tenhumberg
vollzog sie. Seitdem hat der Niederrhein einen Regionalbischof.
Joseph
Höffner besuchte als neuer Bischof von Münster den Gnadenort zum ersten
Mal im August 1963. "Kevelaer hinterließ bei ihm einen überwältigenden
Eindruck", berichtete damals das Kävels Bläche. Der Stadtrat,
Bürgermeister
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Peter Plümpe und Ehrendechant
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Johannes Oomen hießen
Höffner auf dem Kirchplatz vor St. Antonius willkommen. In feierlicher
Prozession wurde der Diözesanbischof über die Hauptstraße zur
Gnadenkapelle geleitet.
Bischof Joseph Höffner 1963
im Verlagshaus Butzon & Bercker.
Während dieser drei Besuchstage gab es auch eine Begegnung im
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Verlagshaus Butzon & Bercker. Als Universitätsprofessor und Direktor des
Christlich-sozial-wissenschaftlichen Instituts in Münster hatte Höffner
auf Anregung des Verlags die Herausgabe des Buches "Christliche
Gesellschaftslehre" übernommen. Der Bischof wurde von Verlagschef
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Edmund
Bercker willkommen geheißen.
Höffner weilte im Jahr darauf wiederum in Kevelaer. Diesmal ging es um
das 100-jährige Kirchweihfest der Marienbasilika. Höffner erteilte der
Festgemeinde, unter ihr NRW-Ministerpräsident Dr. Franz Meyers, den
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Päpstlichen Segen. 30.000 Pilger waren an diesem Festtag in Kevelaer.
1968 verlieht der Bischof zum ersten Mal die Paulus-Plakette, die
seitdem als eine besondere Auszeichnung von engagierten Katholiken durch
den Bischof von Münster verliehen wird.
1972 kam Höffner, da war er bereits Erzbischof von Köln, erneut nach
Kevelaer, um zusammen mit den Kölner Fußpilgern den 300. Jahrestag ihrer
Pilgerreise zu feiern. Er besuchte er den Wallfahrtsort ebenfalls in den
Jahren 1976 und 1981.
1987
erkrankte der inzwischen 80-jährige Joseph Kardinal Höffner an einem
Tumor. Als er Anfang Mai 1987 zusammen mit Papst Johannes Paul II. in
der Marienbasilika zu Kevelaer betete, wusste Höffner bereits von seiner
Krankheit. Er lebte nur noch fünf Monate.
Kardinal Höffner mit Papst
Johannes Paul II. in der Kevelaerer Marienbasilika.
In Nachrufen hieß es, der hochgebildete Theologe - er besaß vier
Doktortitel - sei stets ein volksnaher Seelsorger geblieben. Über ihn
sagte Kardinal Ratzinger, der heutige Papst Benedikt XVI., im Oktober 1987
beim Requiem im Kölner Dom: „Wer Kardinal Höffner nur von Ferne sah, dem
mochte er eher streng intellektuell erscheinen. Wer ihm aber in der Nähe
begegnete, spürte nicht nur die Gerechtigkeit, sondern die Liebe. Wer
mit ihm in Berührung kam, wurde betroffen von der inneren Heiterkeit,
die von ihm ausging, von seinem leisen schalkhaften Humor und einer
großen reinen Güte.“
Ehrung in Yad Vashem
(Ulrich Zurkuhlen, Kirche+Leben)
Joseph Höffner und seine Schwester Helene hatten während des Kriegs
jüdische Mitmenschen vor der Nazi-Verfolgung geschützt. So hatte er in
seinem Pfarrhaus als Pfarrer von Kail an der Mosel das jüdische Mädchen
Esther Sara Meyerowitz versteckt, sie war im Dorf bekannt unter dem
Namen Christa Koch. Niemand wusste, wer das Mädchen wirklich war. Erst
1945, nach dem Krieg, hat er darüber gesprochen. In seinem Elternhaus in
Horhausen lebte die Jüdin Edith Nowak, die mit einem evangelischen
Christen verheiratet war. Wegen seiner Verdienste wurden Joseph Höffner
und seine Schwester Helene in der jüdischen Gedenkstätte Yad Vashem
später zu "Gerechten unter den Völkern" erklärt.