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Handwerker in Kevelaer | * 1928
Heinrich Heckens sen. steht für eine Generation von Kevelaerer
Handwerkern, die sich neben guter Arbeit für ihre Kunden auch dem
Marienort verpflichtet fühlen. Im „Gesellenverein“, in der
Kolpingfamilie engagiert, gehört Heinrich Heckens außerdem der
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Bruderschaft Consolatrix afflictorum an, die das Gnadenbild und den
Kapellenplatz behütet und dafür sorgt, daß das „Marienlob“ in der
Kerzenkapelle nie endet. In vorbildlicher Weise kümmert sich Heinrich
Hekkens ehrenamtlich um den beruflichen Nachwuchs. 1997 feierte der
Meisterbetrieb für Elektro-, Gas- und Wasserinstallation, die
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Heinrich
Heckens GmbH an der Biegstraße, 40-jähriges Bestehen.
Heinrich Heckens sen. mit seiner Frau Ida.
Für das Leben in der Nachkriegszeit und in der Marienstadt Anfang der
50er Jahren ist der folgende Bericht charakterisierend, den Heinrich
Heckens niedergeschrieben hat:
„Vier junge Leute aus
Kevelaer, die beiden Gymnasiasten
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Heinz Janssen, heute Weihbischof in
Xanten, und
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Günter Aengenheyster, heute Pastor in Kranenburg, sowie
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Hubert Janssen, damals Stud. theol. in Münster, heute im Ruhestand als
geistlicher Religionslehrer in Kevelaer lebend, und ich, Heinz Heckens,
damals Elektrogeselle, heute im Ruhestand lebender selbständiger
Elektromeister, wollten 1951 mit den Fahrrädern eine Ferientour nach
Ameland machen (alle Vier waren in der katholischen Jugend aktiv und
waren teilweise Nachbarskinder).
Da damals die Grenzen nach Holland noch weitgehend geschlossen waren,
benötigten wir ein Einreisevisum vom holländischen Konsulat. Dieses
Visum bekamen wir nur, wenn wir eine Einladung aus Holland hatten, mit
dem Hinweis, daß für Verpflegung und Unterkunft gesorgt sei, und mit der
Auflage, uns innerhalb von 24 Stunden dort bei der Polizei zu melden.
Ich besorgte mir eine Einladung von entfernt Verwandten aus Well an der
Maas. Als Grenzübergänge waren nur Wyler (damals holländisch) und
Straelen geöffnet. Wir fuhren also in Wyler über die Grenze.
Anstatt uns innerhalb von 24 Stunden bei den Gastgebern polizeilich zu
melden, fuhren wir lieber gleich weiter in Richtung Ameland. In
Appeldorn besuchten wir den dort im Ruhestand lebenden Kardinal de Jong
von Utrecht. Hubert Janssen richtete dem Kardinal Grüße seines Onkels,
von Pastor
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Edmund Janssen aus, der das Ameland-Jugendwerk gegründet
hatte und ein guter Bekannter des Kardinals war, der auf Ameland zu
Hause war.
Auf der Insel angekommen, statteten wir der Familie des Kardinals einen
Besuch ab und richteten die Grüße der ’Eminenzie’ aus. Auf unserer Fahrt
übernachteten wir in verschiedenen Jugendherbergen, wo wir als Deutsche
so kurz nach dem Krieg überall freundlich aufgenommen wurden.
Weil ich als Handwerker nicht so lange Urlaub hatte, fuhr ich auf dem
Rückweg von Amsterdam aus alleine über Well nach Hause. Bei den
Verwandten dort herrschte große Aufregung, weil die örtliche Polizei
mehrmals nach mir gefragt hatte. Ich hätte mich ja innerhalb von 24
Stunden nach dem Grenzübertritt melden müssen. Mit polizeilichem Geleit
wurde ich zum Grenzübergang Straelen befördert und war heilfroh,
ungeschoren in der Heimat zu sein.
Aus den vier Jungen, die damals diese abenteuerliche Reise mit dem
Fahrrad machten, sind später drei Geistliche und ein Handwerkermeister
und Familienvater mit fünf Kindern hervorgegangen. Scherzhaft sage ich
schon mal: ich bin derjenige, der etwas ’Richtiges’ geworden ist.“
Später
schnupperte der junge Heinrich Heckens in Köln, seiner Wahlheimat, den
Duft einer pulsierenden Weltstadt, fand eine gute Stelle als Elektriker
und wollte gar nicht zurück in die Marienstadt. Nur eins war Mangelware
in Köln: Wohnungen. Da er drauf und dran war, seine Ida zu heiraten,
kehrte er dorthin zurück, wo er herkam und wo es Wohnungen gab: Nach
Kevelaer.
Heckens, von seinen Freunden „Henne“ genannt, mietete Ende der 1950er-Jahre von den Leukers-Schwestern ein Ladenlokal an der Hauptstraße. Da
mußte natürlich etwas feilgeboten werden, und so wurde der Etat, der
eigentlich für Wohnzimmermöbel gedacht gewesen war, kurzerhand in einen
Etat für Kabel und andere Strippen umgewandelt. Neben der normalen Ware
erweckten in den Schaufenstern ein paar Kartons, die mit „nichts“
gefüllt waren, den Eindruck von Fülle. Heckens selbst nennt diesen
Beginn „ganz, ganz klein und bescheiden mit einer Fiets“ als
Geschäftsfahrzeug.
Wenige Wochen nach der Geschäftseröffnung heiratete Heinrich Heckens
seine Ida, neun Monate und drei Tage nach der Hochzeit kam das erste von
fünf Kindern zur Welt: Der kleine Heinz, heute längst zu einem Heinrich
ausgewachsen, der rückblickend erzählt: „Meine Eltern schafften den
Sprung in die Selbständigkeit mit Courage und Gottvertrauen“. Und: „Das
habe ich von meinem Vater übernommen: Lieber wenig nach ’Schema F’
machen und stärker die individuellen Ansprüche der Kunden erfüllen“.
Dann könne man sich am ehesten darauf verlassen, daß der Kunde am Ende
zufrieden bis begeistert „wie schön“ sagte.
Heinrich Heckens kümmerte
sich vorbildhaft um die Ausbildung des Gesellennachwuchs. Das Bild wurde
1997, im Jahr des 40-jährigen Bestehens des Heckens-Unternehmens,
aufgenommen.
Heinrich sen. gab seinem Sohn einmal einen Rat, den er nie vergessen
hat: „Zehn Jahre nach einem gut ausgeführten Auftrag will niemand mehr
wissen, was das gekostet hat, sondern nur noch, wer das gemacht hat?“