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    SACHBEGRIFFE |
Gruyters, Arnold

Hotelier in Kevelaer | * 1896 | † 1959

Foto zeigt Arnold GruytersEs ist eines der ältesten Gasthäuser in Kevelaer und schon 1705 als Haus „Zwei Sleutels“ bekannt: Das Hotel „Zu den goldenen und silbernen Schlüsseln“ am Kapellenplatz. Wie > Ludwig Freudenhammer in seinem „Streifzug durch die Straßen“, nachgedruckt in „Unsere Heimat“ 7/1996, erläutert, lassen Bezeichnungen wie „Zu den goldenen Schlüsseln“, „Zu den silbernen Schlüsseln“, „Zu den 3 Scheren“, „Zur Brille“ oder „Zum Hufeisen“ Schlüsse auf Handel und Beruf der Gründer oder Vorgänger zu. 

Arnold Gruyters war einer aus der langen Reihe der Gastwirte des Hotels „Zu den goldenen und silbernen Schlüsseln“. 1896 in Kevelaer geboren, führte er mit Elisabeth Müller, die er 1925 heiratete, eine glückliche Ehe, aus der sechs Kinder hervorgingen. Hinter dem Hotel wurden Schweine gehalten.

Einmal sorgten vier von ihnen für helle Aufregung: Sie waren auf den Kapellenplatz ausgerissen. Als eines der ersten Häuser am Platze wurde der „Goldene und silberne Schlüssel“ 1945 vom britischen Führungsstab belegt, der als Oberste Behörde das DP-Camp leitete. Das am 20. März eingerichtete Lager diente dazu, von Deutschen verschleppte Ausländer aufzunehmen und von hier aus in ihre Heimatländer zurückzuführen. Der Lagerleiter, ein britischer Major, residierte nicht in dem Hotel, sondern im früheren Büro von Dechant Wilhelm Holtmann im Priesterhaus.
Hotelier Arnold Gruyters fand mit seinen Berufskollegen bald zur Normalität zurück.

Ihn wählten die Gastronomen zum Vorsitzenden der Wirteversammlung, die bis heute eine wichtige Rolle in der Versorgung der Pilger spielt. Nicht gerade begeistert waren die Wirte, als mit der Wiederbelebung der Wallfahrt auch im Priesterhaus wieder Pilgergruppen untergebracht wurden. Das Priesterhaus sei das „bestbelegte Hotel“, erklärte nach der Erinnerung von > Martin Pauli auf einer Wirteversammlung der Vorsitzende Arnold Gruyters im Jahr 1948. 

Dass kirchliche Häuser wie > Priesterhaus, Provinzialat (> Clemensschwestern, Sonnenstraße) und Mutterhaus (> Vorsehungsschwestern, Friedenstraße) Übernachtungsgäste aufnahmen, wurde auch von den Hotel- und Pensionsbetreibern in Kevelaer als unerlässlich eingestuft, denn die Beherbergungsstruktur hatte sich so stark verändert, dass größere Gruppen und Prozessionen sonst nicht mehr in Kevelaer untergebracht werden konnten. „Ganz zu schweigen von den Sonderzügen mit 800 bis 1200 Teilnehmern aus dem süddeutschen Raum, wie diese von mir ab 1968 nach Kevelaer geführt wurden“, sagte Martin Pauli.

Das Hotel „Zu den goldenen und silbernen Schlüsseln“ schrieb sich im Jahr 1948 mit einem Großereignis in die Geschichte ein. Bischof Pierre-Marie Théas, erster Präsident der internationalen Pax-Christi-Bewegung, besuchte den Pax-Christi-Kongress in Kevelaer, wo der Wunsch nach Versöhnung zwischen Deutschen und Franzosen - drei Jahre nach Kriegsende - unter den Schutz der Gottesmutter gestellt werden sollte. Arnold Gruyters dolmetschte. 

Die 600 Kongressbesucher waren in der Marienstadt kaum unterzubringen und vor allem kaum zu beköstigen. Niederländer halfen aus und brachten vor Tagungsbeginn einen ganzen Lastwagen mit Lebensmitteln ins fast unzerstörte Kevelaer. Das Hotel „Zu den goldenen und silbernen Schlüsseln“ war als Empfangsraum des Pax-Christi-Kongresses eingerichtet. Delegationen aus fünf Ländern reichten sich hier die Hände; sieben Bischöfe und weitere kirchliche Würdenträger fanden sich ein. Sie diskutierten in sechs religiösen, pädagogischen und sozialen Arbeitskreisen bis tief in die Nächte. 
Am 3. April 1948 wurde die deutsche Sektion der internationalen Pax-Christi-Bewegung in Kevelaer gegründet.

1949 wurde auf einer außerordentlichen Generalversammlung des „Gaststätten- und Hotelgewerbes, Ortsstelle Kevelaer“, Arnold Gruyters als Vorsitzender wiedergewählt. Alex Jacobs wurde sein Stellvertreter, nachdem Josef Aengenheyster aus beruflichen Gründen seinen Rücktritt von der Vorstandsarbeit erklärt hatte. Zwei Punkte standen besonders im Mittelpunkt der Erörterungen: Bildung eines Verkehrsvereins und „anderweitige Inanspruchnahme von konzessionierten Räumen“. 

Zum Thema > Verkehrsverein verabredeten Arnold Gruyters und seine Kollegen, mit der Stadtverwaltung zu reden, weil gesamtstädtische Interessen angesprochen waren. 

Bis zum Beginn der Wallfahrtszeit am 1. Juni 1949 sollte versucht werden, weitere beschlagnahmte Räume für die Unterbringung von Pilgern freizubekommen, denn die Zahl der vorhandenen Fremdenzimmer lag „noch weit unter der des Jahres 1938, während der Bedarf fast der gleiche ist.“

Zehn Jahre später, im August 1959, starb Arnold Gruyters.

„Er war ein tiefgläubiger katholischer Mann, der es ernst nahm mit der Erfüllung seiner religiösen Pflichten. Seiner Gattin war er der edle und treue Weggefährte, seinen Kindern der gute, sorgende Vater“, heißt es in seinem Totenzettel. „Selbst erfüllt von einer kindlichen Verehrung zur Gottesmutter war es ihm in seinem Beruf ein Herzensanliegen, den vielen Kevelaerpilgern in echter Gastfreundschaft zu dienen. Durch sein gütiges Wesen und seine ungeheuchelte Liebenswürdigkeit gewann er schnell die Wertschätzung aller, die ihn kennenlernten. Nach kurzer, schwerer Krankheit gab er gläubig und ergeben, gestärkt durch den andächtigen Empfang der hl. Sakramente, in den Abendstunden des 31. August 1959 unter dem Gebet seiner Angehörigen seine Seele in die Hand des Schöpfers zurück.“

Quellenhinweis: Kevelaerer Persönlichkeiten 2

© Martin Willing 2012, 2013