Vorsehungsschwestern
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Schwestern von der Göttlichen Vorsehung | Ab 1871 in Kevelaer
Das Kloster der Vorsehungsschwestern in Kevelaer an der Friedenstraße
(inzwischen aufgegeben und teilweise abgerissen).
Chronik eines Frauenordens
1842
• Eduard Michelis (28), Priester im Bistum Münster, gründet den Orden
der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung (3.11.1842) . Elternlose
Kinder sind sein Anliegen. Michelis richtet das erste Waisenhaus in
Münster ein.
1871
• Vorsehungsschwestern übernehmen die Haushaltsführung des
Priesterhauses Kevelaer und beginnen mit der Ausbildung von
Lehrköchinnen.
1878
• Die preußische Regierung weist die Ordensschwestern aus. Das
Josefskloster in Steyl/NL wird ihr Generalat (Kulturkampf in
Deutschland).
1892
• Das Generalat des Ordens wird von Holland nach Münster zurückverlegt.
1893
• Regierung genehmigt auf Antrag von Pastor Joseph van Ackeren die
Gründung einer Höheren Schule für Mädchen in Kevelaer (19.7.1893).
Leitung: Vorsehungsschwestern.
1894
• Beschluss des Kirchenvorstands von St. Antonius, ein Gebäude für eine
Kleinkinderbewahrschule und eine Mädchenschule für Handarbeit und
Hauswirtschaftslehre zu bauen (22.10.1894, einstöckiger Bau; Kosten
inklusive Inventar: 22.000 Mark).
1895
• Genehmigung des Ministeriums für geistlichen Unterricht und
Medizinalangelegenheiten der königlich-preußischen Regierung für eine
Niederlassung des Ordens in Kevelaer (13.4.1895). Aufgaben der
Schwestern: Pflege und Unterweisung von Kevelaerer Kleinkindern in der
Bewahranstalt (Kleinkinderwarteschule), Unterweisung nicht mehr
schulpflichtiger, katholischer Mädchen, vor allem von Fabrikmädchen, in
den Fächern Handarbeit und Hauswirtschaftslehre. - Regierung erlaubt den
Vorsehungsschwestern wieder die Haushaltsführung im Priesterhaus
(15.8.1895). - Drei Vorsehungsschwestern betreuen im Marienheim die
Kinderbewahrschule (1.9.1895 eingeweiht) und Hauswirtschaftsschule. -
Die ersten sechs Vorsehungsschwestern kommen in Brasilien an
(27.3.1895). [1894 hat der Lüdinghausener Pater Franzisco Topp, der mit
einer Gruppe verarmter deutscher Auswanderer als deren Seelsorger nach
Brasilien gegangen ist, den Bischof von Münster gebeten, ihm eine Gruppe
von Ordensschwestern für die Gemeindearbeit und die Krankenversorgung zu
schicken. Für das Abenteuer Brasilien haben sich spontan 90 Schwestern
gemeldet.]
1896
• Eröffnung der Handarbeitsschule Kevelaer (1.1.1896) - ab 1901 mit
Zusatz "Industrieschule" -, bestehend aus Näh- und Strickschule. Erste
Schulstärke: Über 100 Mädchen. - Beginn der Arbeit in der
Kindergartenerziehung. - Pastor Joseph van Ackeren beantragt beim
Bischöflichen Generalvikariat in Münster die Genehmigung zur Errichtung
einer Sonntagsschule für die Fabrikmädchen (20.1.1896).
1897
• Der Kinderbewahrschule schenkt die Gemeinde Kevelaer einen offenen
Bretterverschlag, damit die Kinder auch bei Regen sich im Freien
aufhalten können. - Umbenennung in "Handarbeits- und
Haushaltungsschule". Weil Geld für bessere Ausstattung fehlt, können die
Schwestern nur unzureichend die Mädchen in Theorie und Praxis
unterweisen. Die Regierung lehnt Unterstützung ab: Schule "ist nicht
allgemeinnützlich", sondern "einseitig auf Fabrikmädchen ausgerichtet".
1900 (~)
• Genehmigung für eine Sonntagsschule für junge Hilfsarbeiterinnen in
Kevelaer.
1900
• Im Marienheim nehmen Vorsehungsschwestern mit ehrenamtlich tätigen
Frauen die Paramentenarbeit auf. Gründung des
Paramentenstickereivereins.
1901
• Die um eine Handarbeitsfortbildungsschule erweiterte Handarbeitsschule
Kevelaer erhält den Zusatz "Industrieschule".
1902
• Der Unterricht in der Höheren Schule für Mädchen in Kevelaer auf dem
bisherigen Spielplatz der Bewahrschule wird aufgenommen (3.11.1902).
Erste Klassenstärke: Elf Mädchen. Klassenzimmer: Saal der
Handarbeitsschule. Entwicklung der Mädchenschule: 1913 zweiklassig, ab
1921 dreiklassig.
1903
• Das neue Schulgebäude der Höheren Mädchenschule wird bezogen
(29.4.1903). Es bürgert sich nach und nach der Name "Marienheim" ein.
1914
• Pastor Peter Kempkes bemüht sich beim Bischöflichen Generalvikariat in
Münster um die Genehmigung für eine Erweiterung des Marienheims. Es
"platzt aus allen Nähten": Fast 200 Kinder der Bewahrschule, 50 Mädchen
in der Handarbeitsschule. Kein Platz für soziale Einrichtungen und kaum
Platz für die Suppenküche, die seit 1911 ganzjährig bedürftige Kinder
und Erwachsene mit Mittagsessen versorgt. Die Suppenküche der Schule
wird im ersten Kriegsjahr zur Volks- und Suppenküche für die ganze
Bevölkerung.
1917
• Erste weltliche Lehrerin an der Höheren Mädchenschule in Kevelaer.
1919
• Genehmigung der Sonntagsschule für Mädchen in Kevelaer durch die
belgische Besatzungskommandantur (8.2.1919).
1920
• Durch Mangelernährung erkranken vor allem Kinder an Tuberkulose,
Skrophulose und Blutarmut. Der Gemeinderat Kevelaer beschließt, 20 auf
ärztlichen Vorschlag ausgewählte Kinder acht Wochen lang bei den
Vorsehungsschwestern in der Bewahrschule beköstigen zu lassen.
1934
• Vorsehungsschwestern beginnen mit ihrer Arbeit in Indonesien.
1935
• Schulstärke der Höheren Mädchenschule: 70 Schülerinnen in fünf
Klassen.
1936
• Vorsehungsschwestern übernehmen an Stelle der Dominikanerinnen
ambulante Krankenpflege, Kindergarten, Kochschule und Nähschule im
Katharinenhaus in Winnekendonk (1.5.1936).
1939
• Gelderns Landrat verlangt von Schwester Waltheris, Leiterin der Höhen
Mädchenschule in Kevelaer, die Schule bis Ende des Jahres zu schließen
(17.1.1939). Pastor Wilhelm Holtmann wird vor die Wahl gestellt,
entweder die Rektoratsschule oder die Höhere Mädchenschule - beide in
Trägerschaft und Eigentum der Kirchengemeinde St. Antonius - an die
Kommunalgemeinde Kevelaer abzutreten, weil Kevelaer für die
einzurichtende staatliche Zubringeschule kein geeignetes Gebäude
besitzt. Im selben Jahr wird die Höhere Mädchenschule zwangsauflöst. Die
Kirchengemeinde vermietet zunächst für ein Jahr das Gebäude der
Marienschule an die Kommunalgemeinde (daraus werden 15 Jahre). Die
Kevelaerer Rektorratsschule wird mit der bisherigen Höheren
Mädchenschule der Vorsehungsschwestern (Bogenstraße) fusioniert.
Erstmals Koedukation: Jungen und Mädchen in einer Klasse. Die neue
kommunale Zubringeschule - Vorläuferin des heutigen Gymnaskiums - hat
108 Schüler und Schülerinnen (drei Lehrpersonen). Schwester Walterhis,
15 Jahre lang Schulleiterin in Kevelaer, und Schwester Gerhardis, 26
Jahre hier Lehrerin, verlassen die Marienstadt.
1942
• Erst jetzt offizielle Genehmigung für die neue Schule in Kevelaer
durch den Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung:
Zubringeschule für die Hindenburg-Oberschule für Jungen und die neue
Oberschule für Mädchen in Geldern (11.7.1942).
1944
• Nach Zerstörung des Klarissenklosters werden die ausgebombten
Klarissen erstversorgt durch Vorsehungsschwestern im Priesterhaus
(27.9.1944).
1945
• Kindergarten und Handarbeitsschule der Vorsehungsschwestern werden
geschlossen (1.1.1945). - Die nach Sonsbeck evakuierten Kevelaerer
Vorsehungsschwestern kehren zurück (19.3.1945). Aber ihr Marienheim ist
mit Besatzungssoldaten belegt und zu 60 Prozent beschädigt. Provisorisch
wird im "Heidelberger Faß" ein Kindergarten eingerichtet. Die Schwestern
wohnen tagsüber im "Haus zur guten Quelle" am Kapellenplatz. Sie
schlafen in einem leerstehenden Haus an der Neustraße. - Die Schwestern
erhalten das Marienheim zurück (10.6.1945).
1946
• Um Ostern wird der Unterricht in der Marienschule aufgenommen.
1950
• Der Orden der Vorsehungsschwestern kauft die Villa Bercker in der
Friedenstraße 45 (15.5.1950). - In der Villa wird das
Provinzialmutterhaus der neu gegründeten Rheinischen Ordensprovinz der
Schwestern von der Göttlichen Vorsehung eingerichtet (7.10.1950).
Villa Bercker.
1953
• Beginn der Planung zur Erweiterung der Bewahrschule. Der
Kirchenvorstand entscheidet sich zum Neubau einer Spielplatzhalle (am
26.7.1954 durch die Gemeindeverwaltung genehmigt).
1955
• Um- und Anbau des Marienkindergartens (7/1955).
1957
• Erster Spatenstich für den Neubau des Provinzhauses an der
Friedenstraße (12.9.1957).
1958
• Richtfest des neuen Klosters der Vorsehungsschwestern (30.7.1958). -
Glockenweihe im Kloster (7.10.1958).
1959
• Konsekration der Kirche und Segnung des Hauses an der Friedenstraße
durch Bischof Heinrich Maria Janssen (6.1.1959). - Vorsehungsschwestern
übernehmen auch die Leitung des Kindergartens für St. Antonius.
1960
• Das Gebäude der früheren Höheren Schule wird abgerissen; hier entsteht
der Spielplatz für den Marienkindergarten. - Von Münster aus brechen
Vorsehungsschwestern nach Malawi/Afrika auf. - Der Kirchenvorsstand St.
Marien beschließt Erweiterung des Kindergartens (19.11.1960).
Klostergang der Vorsehungsschwestern.
1961
• Anbau des 6. Kindergartenraumes und Renovierung aller Kindergartenäume
sowie der Küche.
1962
• Genehmigung der Stadt Kevelaer zum Um- und Ausbau des Marienheimes
(14.6.1962).
1963
• Das Marienheim wird bis zur ersten Decke der unteren Kindergartenräume
abgerissen und neu aufgebaut (3/1963) . Ein kleines Altenheim entsteht.
1967
• Das von Vorsehungsschwestern geleitete Katharinenhaus in Winnekendonk
wird zum Altenheim umgebaut.
1972
• Grundstein für den Bau der neuen Hauskapelle im Katharinenhaus
Winnekendonk (10.12.1972).
1977
• Vorsehungsschwestern übernehmen die Informationsstelle im Priesterhaus
(bis 1986).
1980
• Abriss der früheren Villa Bercker.
1986
• Die Vorsehungsschwestern Liboris und Edburga verlassen Kevelaer,
ziehen nach Wemb und gründen dort eine neue kleine
Schwesterngemeinschaft (10.12.1986).
1988
• Eine weltliche Erzieherin (Maria van Meegen) löst Schwester Stephanie
als Leiterin des Marienkindergartens ab.
2000
• Jubiläum "50 Jahre Rheinische Ordensprovinz" - Feier in Kevelaer
Claudia Daniels berichtet (KB vom 13.10.2000):
► Provinzleiterin Schwester Gertraud Hüdepohl nutzte die festliche
Gelegenheit, um Dank zu sagen an zahlreiche liebe Menschen, die im Laufe
der letzten 50 Jahre den Weg der Ordensschwestern begleitet hätten.
Vielen Gästen und Schwestern galt an diesem Tag herzlicher Applaus.
„Tätigkeiten und Einrichtungen haben im Laufe der langen Zeit
gewechselt. Der apostolische Sendungsauftrag bleibt erhalten. Nach dem
Leitsatz ‘Solidarisch leben, barmherzig handeln’ wollen wir unseren
Auftrag weiterhin erfüllen.“
Dabei zähle nicht das erkennbar hohe durchschnittliche Lebensalter und
die sich verringernde Mitgliederzahl. „Auch im Orden ist es sehr
wichtig, Freunde zu haben“, schloss die Provinzleiterin ihre Dankesrede
an Freunde und Helfer des Hauses.
Schwester Agape Küttner führte streiflichtartig durch vergangene Jahre -
die Ordensprovinz, im Strom der Zeit, dargestellt als ein Spiegel der
Gesellschaft. Das Jubiläum sei ein Anlass zur Freude und Rückschau, aber
auch ein Anlass, den aktuellen Standort zu überprüfen und in die Zukunft
zu blicken. Und es sei ein „Jubiläum, als Wegmarkierung zu sehen, wie,
um an einem Rastplatz innezuhalten.“ Die gesammelte Freude über Gottes
Wegbegleitung könnten alle, „die mit uns gemeinsam unterwegs sind, als
gute Voraussetzung für den weiteren Weg der nächsten Jahre nutzen“,
sagte die Schwester. Ihre Aufgabe formulierte die Ordensfrau so: „Mit
unserer kleinen Kraft suchen, was Frieden schafft.“
Mit einer feierlichen Vesper im Provinzhaus endete der Jubiläumstag.
Diözesanbischof Dr. Reinhard Lettmann beehrte die Schwestern von der
Göttlichen Vorsehung mit seinem Besuch. Gefeiert wurde das 50-jährige
Bestehen der Rheinischen Ordensprovinz in Kevelaer. Das Bild zeigt
(v.l.) Vizebürgermeisterin Leni Stammen, Schwester Laetitia Janßen,
Provinzleiterin Schwester Gertraud Hüdepohl und Reinhard Lettmann. Foto:
Claudia Daniels
2005
• Die Vorsehungsschwestern von der Friedenstraße feiern ihren Abschied
von Kevelaer (30.7.2005).
Teilweise wurde das Kloster-Ensemble abgerissen. Hier entstand die
Seniorenresidenz St.-Elisabeth-Stift.
2007
• KlosterkircheNach Um- und Neubau des Kloster-Ensembles entsteht hier
die Seniorenresidenz St.-Elisabeth-Stift. Die Klosterkirche bleibt
erhalten.
Die Maria-Königin-Kapelle, die frühere Klosterkapelle, blieb
erhalten.
Auflösung der beiden Provinzen Kevelaer (1950 gegründet) und Münster
(1954) und Gründung der neuen Deutschen Provinz (21.3.2007).