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In der "Wackers-Affäre" gibt es einen neuen Zwischenstand, keine
grundlegende Wende. Der in Düsseldorf beschäftigte ehemalige
CDU-Stadtverbandsvorsitzende in Kevelaer, Dr. Frank Wackers, lässt sich
heute nicht als neues Ratsmitglied verpflichten. Wackers bleibt der
Sitzung fern, die erstens seine Aufnahme in den Stadtrat und zweitens
seinen Einsatz in verschiedenen Ausschüssen regeln sollte. Die
Streichung der beiden Tagesordnungspunkte ist mit Bürgermeister Dr. Axel
Stibi abgestimmt.
Was ist Sache?
Stibi, juristisch ausgebildeter Bürgermeister, hat offenbar zur Stunde
keine ausreichende Sicherheit, dass Wackers die rechtlichen
Voraussetzungen erfüllt, die an eine Ratsübernahme geknüpft sind. Der
Prüfungsvorgang ist auch einige Tage nach dem "Anschwärzen" durch einen
gefälschten Beschwerdebrief nicht abgeschlossen, was darauf hindeutet,
dass der "Fall Wackers" komplizierter ist als die einfache Frage, wo der
frühere CDU-Chef denn nun seinen ersten Wohnsitz hat. Das hatte sich
mit einem Blick ins Einwohnermelderegister geklärt.
Stibi würde, wenn er heute und in diesem Stadium der Erkenntnisse
Wackers als Ratsmitglied verpflichtete, riskieren, dass alle Beschlüsse,
die das Gremium nun fasst, später für ungültig erklärt werden müssten,
falls sich herausstellte, dass Wackers nicht hätte mitwirken
dürfen. Im Angesicht dieses Risikos waren sich Stibi und Wackers einig,
die Verpflichtung auszusetzen.
Für Frank Wackers ist die Geschichte doppelt problematisch: Sie könnte ihm
zum einen den Einzug in den Stadtrat verhageln, sie könnte aber auch
unangenehme Weiterungen nach sich ziehen, falls sich herausstellen
sollte, dass sein einziger und damit erster Wohnsitz in Kevelaer nicht
auf rechtlich einwandfreiem Boden steht und er sich dort hätte anmelden
müssen, wo sein Lebensmittelpunkt vermutet wird, nämlich in Düsseldorf.
Für solche Fragen interessiert sich auch das Finanzamt.
Zudem dürfte der
CDU-Kreisvorstand, dem Wackers angehört, mit großer Aufmerksamkeit
den weiteren Fortgang beobachten. Für Wackers steht nicht weniger als
sein gesamtes politisches Engagement im Kreis Kleve auf dem Spiel.
Außerdem ist
es kein Geheimnis, dass stets auch sein Name genannt wird, wenn über die
zukünftige Besetzung von höheren politischen Aufgaben im Kreis Kleve nachgedacht wird.
Der Kevelaerer selbst sieht sich zu Unrecht verdächtigt: Er sei, so
betonte er gestern im Gespräch mit mir, Mitglied in einigen Kevelaerer
Vereinen, sei trotz seiner beruflichen Aufgaben in Düsseldorf häufig
in der Marienstadt und fühle sich durch und durch als Kevelaerer. Seine Wohnung in
Kevelaer sei keine Briefkastenadresse, sondern eine richtige Wohnung.
Das genau bezweifeln seine Widersacher, weil seine Familie nur in
Düsseldorf mit einem Wohnsitz gemeldet ist.
Was tun?
Es ist keine Schande für Frank Wackers, dass er mit seinem Comeback in die
Kevelaerer Stadtpolitik in diesem Anlauf gescheitert ist. Zu raten ist
ihm, sich
von dem Gewuhle aus Verdächtigungen fernzuhalten, die offenbar
inzwischen auch aus den eigenen Reihen kommen. Solange er noch Herr des
Verfahrens ist, sollte er besser dazu übergehen, die
Geschichte - bei noch ausstehendem Ergebnis einer abschließenden
Rechtsprüfung - mit aufrechtem Gang zu beenden, als in eine
Schlammschlacht zu geraten, die auch das Private berührt.
Dr. Frank Wackers Politiker aus Kevelaer
Donnerstag, 27. September 2012
© Martin Willing 2012