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  News für Kevelaer von Martin Willing

Spiegel berichtet: "In der ersten Klasse zu den Armen geflogen"

Vorwürfe gegen Tebartz-van Elst wegen Indien-Flugs

Foto zeigt die Bischöfe Tebartz-van Elst und MeisnerIm heute erscheinenden Spiegel muss der aus Twisteden gebürtige Diözesanbischof von Limburg, Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst, von Verschwendungsvorwürfen lesen. Er sei "erster Klasse nach Indien geflogen, um soziale Projekte zu besuchen. Laut eigener Aussage wollte er Kindern helfen, die in Steinbrüchen arbeiten müssen."

Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst 2008 bei seiner Amtseinführung in Limburg. Links: Kardinal Meisner.
Foto: Delia Evers

Überraschend kommt der Spiegel-Bericht für Bischof Franz-Peter nicht. Vor wenigen Tagen hatten nach Spiegel-Angaben Anwälte des Bistums dem Magazin vorab die Behauptung verbieten lassen wollen, der Bischof sei "erster Klasse mit dem Flugzeug nach Indien geflogen". Am Tag darauf wurde das Upgrade in die erste Klasse allerdings eingeräumt. Für die Umbuchung seien Bonusmeilen des mitfliegenden Generalvikars eingesetzt worden.

Nach Angaben des Bistums seien die Flüge nach den Reisebestimmungen der deutschen Bischofskonferenz und des Bistums gebucht worden, meldete Spiegel online gestern vorab. Die Kosten der Flugreise hätten bei 8.300 Euro gelegen. Das Upgrade in die erste Klasse sei notwendig gewesen, damit Bischof Tebartz-van Elst während des neunstündigen Flugs schlafen konnte. Nur in der ersten Klasse seien die Sitze in Liegestellung zu bringen. "Das privat bezahlte Upgrade auf die höchste Beförderungsklasse diente demnach ausschließlich dem Erhalt der Leistungsfähigkeit beider Reisender", zitierte Spiegel online aus einer Stellungnahme des Bistums.

Der Limburger Diözesanbischof ist seit seiner Amtseinführung (2008) immer mal wieder Objekt der Berichterstattung im Spiegel, und das meist in wenig vorteilhafter Weise. Seit 2010 reißen die kritischen Berichte über das neue diözesane Zentrum in Limburg nicht ab, einen Neubau der Bistumszentrale mit Privatwohnung für den Bischof.

Am Anfang war das Wort. Diese Erkenntnis bewegte die Bistumsleitung von Limburg nur rudimentär, als der neue Bischofssitz in Auftrag gegeben wurde. Die Öffentlichkeit wurde mit dem Großprojekt wie in der Steinzeit der Kommunikation vertraut gemacht. Und viele Medien sponnen die Fäden bis zum "protzigen Bischofspalast" weiter.

Was ist davon geblieben? Nun, viel Geld kostet das Projekt immer noch, sogar mehr als die veranschlagten 5,5 Millionen Euro. Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst steht im Fokus der Kritik (obwohl das Domkapitel die Bauentscheidung getroffen hatte, als Tebartz-van Elst noch nicht im Amt war). Zusatzkosten verursachen die aufwändige Sanierung der zeitweilig einsturzgefährdeten "Alten Vikarie" (500 Jahre alt) und des früheren Küsterhauses von 1904, aber auch der felsige, zerklüftete Baugrund - ein Albtraum für Architekten.

Die Privaträume von Bischof Franz-Peter entsprechen mit 120 qm Wohnfläche wohl kaum einem Palast. Zusätzlich kann der Bischof eine 60 qm große Privatkapelle, einen schlicht eingerichteten Andachtsraum, nutzen.

Inzwischen dürfte Franz-Peter Tebartz-van Elst klar geworden sein, dass die Öffentlichkeitsarbeit seines Bistums seit Jahren nur suboptimal war. Jetzt einem recherchierenden Magazin eine Aussage verbieten lassen zu wollen und am nächsten Tag deren Richtigkeit einzugestehen, zeugt nicht davon, dass sich die Kommunikation des Bistums mit der Öffentlichkeit verbessert hätte.

Domradio.de: Viel Lärm um einen Flug

Montag, 20. August 2012

© Martin Willing 2012