* |
* |
* |
* |
* |
* |
* |
* |
Wenn
kluge Kirchenmänner wie Dr. Notker Wolf öffentlich Denkanstöße geben,
dann rauscht es im Blätterwald. Vor einigen Jahren haute der Mönch, der
als Abtprimas weltweit an der Spitze der Benediktiner steht, auch den
Kevelaerern was auf die Ohren, nämlich mit seiner Hardrockgitarre. 2004
war das - im Rahmen der 350-Jahr-Feier der Gnadenkapelle. Jetzt mussten
sich die Kirchenvertreter neue Kritik anhören: Ihnen fehle die
Dialogbereitschaft, beklagte der Abtprimas.
Notker Wolf: Hardrockgittarist.
19 bayrische Lokalradios verbreiteten die Thesen aus Wolfs Revier.
"Ich weiß nicht", sagte er laut kirchensite.de, "ob wir
überhaupt begriffen haben, was Dialog ist."
Kirchliche Amtsinhaber seien oft resistent gegenüber anderen Meinungen
und für Kritik fast taub. Sie flüchteten sich in die Aura von "ex
cathedra" und reklamierten für sich den "Heiligen Geist". Viele Menschen
würden sich dem unterwürfig unterordnen und lieber den Mund halten, als
einem Geistlichen zu widersprechen. Und die Kirche besitze die
"Gnadengabe, alle Unterwürfigkeit und alle menschliche Unreife noch
theologisch zu verbrämen", ätzte der Benediktiner.
Querdenker seien unerwünschte Störenfriede - in der Kirche wie in vielen
Unternehmen der Wirtschaft. Mangelnde Dialogbereitschaft der Führenden
verhindere einen wirklichen Austausch von Argumenten.
Notker Wolfs Gedanken standen auch schon mal im Mittelpunkt eines
Beitrags in der KB-Rubrik "Bedenkliches". Der Kevelaerer Pfarrer Hubert
Janssen griff Gedanken aus Wolfs Buch "Die sieben Säulen des Glücks"
auf. Dort hatte der Benediktiner die strenge hierarchische Ordnung in
der Kirche mit ihren völlig unterentwickelten demokratischen Formen
hinterfragt: "Könnten wir nicht auch in demokratisch herbeigeführten
Entscheidungen den Willen Gottes erkennen?"
Hubert Janssens Antwort: "Das II. Vatikanische Konzil (1962-65) hat in
aller Deutlichkeit erklärt: ,Die Gesamtheit aller Gläubigen kann nicht
irren’. Diese ,Gesamtheit’ schließt nicht nur ein den Papst, die
Bischöfe und Priester, sondern alle Getauften und Gefirmten, denn sie
können mit Paulus sprechen ,Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt
in mir.’ (Gal 2,20). Das gilt für getaufte Männer wie Frauen. Darin
liegt ihre Legitimation für eine echte und unverzichtbare
Mitverantwortung auf allen Ebenen der Kirche. Die Ära einer ,versorgten’
Kirche ist vorbei. Zukunft hat die Kirche nur in der Mitsorge und
Mitverantwortung aller."
Dienstag, 14. August 2012
© Martin Willing 2012