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In diesen Tagen lernen wir die Klarissen neu
kennen. Die Klausurschwestern in Kevelaer nehmen sich der Anliegen von Menschen im
Gebet an.
Heilige Klara, Ordensstifterin der Klarissen.
Belgische Klarissen gehen nun in einem Einzelfall einen
Schritt weiter: Sie nehmen eine Frau in ihre Obhut, die zu 30 Jahren
Haft verurteilt ist und nach 16 Jahren unter der Bedingung entlassen
werden soll, dass sie in einem Kloster unterkommt. Bei dem Häftling
Michelle Martin (52), die im Gefängnis zum Glauben gefunden hat, handelt
es sich um die ehemalige Frau und Komplizin des belgischen
Kinderschänders Marc Dutroux. Verurteilt wurde Michelle Martin, weil sie
zwei Mädchen in einem Kellerversteck hatte verhungern lassen.
Die vorzeitige Freilassung auf Bewährung wegen guter Führung und
Unterbringung in einem Frauenkloster war schon im vorigen Jahr Thema der
Medien. In vielen Klostergemeinschaften wurde darüber diskutiert, wie
weit die Gastfreundschaft eines Ordens gehen soll und darf. Damals wurde
vergeblich nach einer französischen Klostergemeinschaft gesucht, die
bereit war, Michelle Martin aufzunehmen und mit ihr in enger
Gemeinschaft zu leben.
Nun haben sich die Klarissen des Klosters in Malonne bei Namur zu diesem
Aufsehen erregenden Schritt entschlossen. Die frommen Frauen sind sich
bewusst, worauf sie sich einlassen. "Die Opfer und ihre Familien sind
durch die Hölle gegangen", schreibt Äbtissin Christine in einem
Kommunique, das am Dienstag nach der Verhandlung um die vorzeitige
Entlassung von Michelle Martin verlesen wurde. So berichtet heute
domradio.de. Für die Ordensfrauen sei Martins Bitte um Aufnahme in
das Kloster eine "Herausforderung gewesen, aufgewühlt wie wir waren
durch den furchtbaren Schmerz der Opfer und ihrer Familien", schreibt
die Äbtissin. Sie hätten das Anliegen mit einer großen Offenheit
untereinander diskutiert. Letztlich sei es darum gegangen, wie man den
Glauben, das Anliegen Martins und die Qualen der Opfer vereinbaren
könne. Man habe beschlossen, beide Leiden anzunehmen.
Die Klarissen nehmen noch etwas auf sich: Angehörige der Opfer des
Kinderschänders und seiner Frau reagierten empört auf die Entscheidung.
Die Frau lebe dann sozusagen in der Nähe der Opferfamilien.
Hätte das die Heilige Klara gewollt? Ja, und sie hätte ihre Schwestern
bei ihrer schweren Aufgabe, der sie sich stellen, tatkräftig
unterstützt.
Mittwoch, 1. August 2012
© Martin Willing 2012