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Alle wissen es. Alle haben Bauchschmerzen.
Aber nur wenige trauen sich, den Airport Weeze als das zu bezeichnen,
was er ist: ein mit Steuergeld alimentierter Kleinstflughafen, der ohne
die gepumpten Millionen des Kreises längst von der Landkarte geflogen
wäre.
Empfangshalle
des Airports Weezes. Foto: Airport Weeze
Was die deutschen Aufsichtsbehörden bisher ausgebrütet haben, kann schon
bald von den Prüfern der Europäischen Union als ein dickes, faules Ei
zertifiziert werden. Sollte die EU tatsächlich auf Wettbewerbsverzerrung
erkennen und die massive Geldunterstützung durch den Kreis Kleve
verbieten, hängt die Eier legende Wolfmilchsau in den Seilen und mit ihr
die kreisangehörigen Gemeinden.
Staatliche Eingriffe in den Markt sind nicht a priori von Übel. Als es
mit dem Bergbau in Deutschland bergab ging, weil die Kohleförderung hier
zu teuer geworden war, subventionierten Bund und Land die Zechen über
Jahrzehnte. Und das war gut so, denn dort hätten auf einen Schlag
Hunderttausende ihre Arbeitsplätze verloren, wenn die Problemlösung
allein den Marktkräften überlassen worden wäre. Mit den Subventionen
erkaufte die Politik einen abgefederten Rückbau in diesem wichtigen
Industriezweig und sicherte so den sozialen Frieden.
In Weeze aber hätte kein Mensch seinen Arbeitsplatz verloren, wenn nach
dem Abzug der Briten der Nato-Flughafen zum Eldorado für Karnickel
geworden wäre. Der privatwirtschaftliche Airport Weeze wurde, unter
Nutzung der vorhandenen Infrastruktur, aus dem Nichts geschaffen. Hier
ging es nicht um Rettung von Arbeitsplätzen, sondern um die
Schaffung von neuen. Das ist dem Betreiber in nicht geringem Umfang
gelungen. Indes: Ohne die Kreis-Stütze in Millionenhöhe geriete der
Flughafen ins Trudeln. Und wenn der sich nicht halten könnte, wären auch
die Unternehmungen, die dem Airport zuarbeiten, gefährdet.
Mit
fairem Wettbewerb hat das nichts zu tun, findet Karl-Heinz Kandolf, der
Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft gegen Luftverschmutzung und
Fluglärm, weshalb er die EU-Prüfer auf den "Fall Laarbruch" aufmerksam
gemacht hat.
Karl-Heinz Kandolf: Airport Weeze bald
ausgequalmt?
Die dehnt ihre Untersuchungen mittlerweile erheblich aus, wie die
"Lufthansa" in ihrem "Politikbrief 02/2012" mitteilt: "Es ist an der
Zeit, dass der Verschwendung öffentlicher Gelder endlich Einhalt geboten
wird". Und weil das ein großer Mitbewerber sagt, der eigene Interessen
verfolgt, muss dieser Satz nicht falsch sein. Die Lufthansa:
"Die EU-Kommission greift nun stark ein und setzt Subventionen enge
Grenzen - aus Gründung der Wettbewerbsfairness und zum Vorteil der
Steuerzahler".
Nun, so schnell schießen auch in Brüssel die Preußen nicht. Noch ist
nichts entschieden, aber es schwebt gefährlich über den Köpfen - das
Damoklesschwert. Und betroffen wäre nicht nur der Airport Weeze. Das
Vorgehen gegen die subventionierten Kleinstflughäfen könnte auch zur
Folge haben, dass den Billigfluggesellschaften die Basis für ihre
Schnapspreise entzogen wird. Wenn man heute für 130 Euro nach Spanien in
den Urlaub fliegen kann - für die Hälfte dessen, was der Autofahrer für
die gleiche Strecke an den Tankstellen zahlen müsste -, dann stimmt
etwas nicht mehr im Gleichgewicht des Marktes. Hier zu einer neuen
Ausgewogenheit zu finden, die von allen die gleiche Verantwortung für
unsere Umwelt verlangt und allen die gleichen Belastungen für ihren
Schutz auferlegt, ist längst überfällig.
Dienstag, 17. Juli 2012
© Martin Willing 2012