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Wir
schrieben das Jahr 1997, und in Kleve regierte ein Oberkreisdirektor und
in Kevelaer ein Stadtdirektor. Die beiden Verwaltungschefs gerieten sich
in die Haare, und das kam so:
Stadtdirektor
Heinz Paal schickte seine Hostessen zum
Knöllchen-Schreiben auf private Parkplätze, nämlich in die Tiefgarage
der Luxemburger Galerie und deren Parkplatz zu ebener Erde.
Nicht, daß die Unseren nichts geahnt hätten! Bereits im November 1992
hatten
einige Leute im Planungsausschuss genörgelt, das sei ja wohl ein scharfes Ei, wenn
städtische Hostessen einem Privatmann zu Diensten seien.
Investor
Werner Helmus war seinerzeit so hoch auf der berühmten Palme,
dass er die LuGa am liebsten wieder verkloppt hätte.
Da klopfte ein freidemokratischer Rechtsanwalt das Verfahren auf seine
Rechtmäßigkeit ab und empfahl, frei nach Behrens: Bezahlt keine
Knöllchen mehr! Worauf die Zahlungsmoral ins Bodenlose sank. Geparkt
wurde nun hauptsächlich für lau. Es wurde sogar überlegt, ob die alten
LuGa-Knöllchen von der Stadt zurückerstattet werden müssten.
Schließlich wurde der Oberkreisdirektor, sonst ein konzilianter Mann,
richtiggehend förmlich: Die Stadt Kevelaer habe in § 2 Abs. 5 der
amtlichen Parkgebührenordnung vom 21.12.1995 von Parkgebühren auf einem
Privatgrundstück gefaselt und das auch noch amtlich verkündet, aber
Gebühren seien, bitteschön, Einnahmen der öffentlichen Hand und kein
öffentliches Geld, nach dem ein Privatmann seine Hand ausstrecken dürfe.
Folglich hätten die Hostessen auf dem Gelände nichts verloren, und
überhaupt sei die ganze Geschichte rechtlich unwahrscheinlich verkorkst.
Die Entkorkung fand in einer Sitzung Anfang März 1997 statt. Die Stadt
verdünnisierte sich schleunigst von den Privatparkplätzen, und Investor
Helmus bestellte eine Schranke.
Donnerstag, 6. Dezember 2012
© Martin Willing 2012