Giltjes,
Peter und seine Beziehung zu Kevelaer
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Klever FDP-Politiker mit kreisweiter Bedeutung | * 1942 | † 2013
Peter Giltjes (l.),
rechts: Klaus Sadowski: Ehrenmitlieder der
FDP.
Als im Jahr 2011 FDP-Mitglieder für bis bis zu 50-jährige
Mitgliedschaft ausgezeichnet wurden, war der Höhepunkt beim FDP-Treffen
in Weeze die Überreichung der Theodor-Heuß-Medaille an die
Ehrenmitglieder der FDP Peter Giltjes (Kleve) und Klaus Sadowski
(Kevelaer). FDP-Kreisvorsitzender Prof Dr. Ralf Klapdor betonte, Giltjes
und Sadowski seien damit die einzigen Ehrenmitglieder des Kreisverbands.
Peter Giltjes, viele Jahre Vorsitzender der FDP-Kreispartei und
anschließend der FDP-Kreistagsfraktion, übte schon in den 1990er-Jahren
starken Einfluss auf die Kreispolitik aus. Giltjes' FDP lehnte 1993 die
Wahl des CDU-Mannes
Gerd Jacobs
(Geldern) zum neuen Landrat ab. Die CDU-Mehrheit im Kreistag klammerte
sich damals an eine einzige Stimme. Würden die Prozente bei der
1994er-Wahl trendgemäß weiter absacken, könnte die CDU ohne die FDP
keinen Landrat mehr durchsetzen. Die Kreis-FDP hatte sich bis dahin bei
CDU-Personalien alles andere als zimperlich gezeigt. Als dann in Kleve
der langjährige Bürgermeister (und Landtagsabgeordnete) Gert Brock
gewählt werden sollte, verlangten die Freidemokraten wenige Stunden vor
der Bürgermeisterwahl seinen Kopf - und bekamen ihn. Die CDU gab klein
bei, opferte ihren Mann und schickte Karl Telosen vor. Brock musste sich
mit einem Platz auf der hinteren Bank im Stadtrat Kleve bescheiden.
Einen solchen Bückling vor der FDP auf Kosten eines hochverdienten
Politikers, der zum Zwecke des Machterhalts über Nacht nichts mehr zählt
- eine solche Verbiegung war inzwischen mit vielen Christdmeokraten
nicht mehr zu machen. Die Situation war verfahren.
FDP-Kreistagsfraktionschef Peter Giltjes hatte im Gespräch mit dem
Journalisten Klaus Schürmanns unverhüllt zu erkennen gegeben, dass er
sich nicht vorstellen könne, dass Gerd Jacobs Landrat werde.
Die Kreis-CDU reagierte daraufhin geradezu panisch und schickte für die
Nominierung in Kranenburg den Uedemer Werner van Briel als
Landratskandidaten ins einsame Rennen. Starke Betaillone aus Kleve und
Emmerich unterstützten van Brief. Aber als CDU-Kreisparteichef Ronald
Pofalla den Wahlgang im "Katharinenhof" aufrief, stand der Gelderner
Gerd Jacobs "nicht ohne da". Selbst aus Uedem, wo der als Favorit
gehandelte van Briel zu Hause ist, erhielt der Bauer und Agrarpolitiker
Gerd Jacobs Unterstützung: Die Landwirte in der Kreis-CDU, kein Zeifel,
haben die Landratsnominierung entschieden. Sie wählten Jacobs. In diesem
Konzert war der Kevelaerer Landratskandidat
Peter Hohl, der sich einige
Chancen ausgerechnet hatte, letztlich chancenlos (nur 56 von 298
Stimmen).
Zur gleichen Zeit drohte in Kevelaer eine Schlacht um die beiden
Kreistagsmandate. Peter Hohl war einer der Mandatsinhaber und Bewerber
für die neue Amtsübernahme, seine Konkurrenten waren
Ludwig Selders (Schravelen),
Leni Stammen(Wetten) und
Udo
Holtmann (Kevelaer). Nach dem plötzlichen Tod von Ludwig Selders (†
1994), der sich breiter Unterstützung erfreute hatte, übernahm
Hannes Selders, Ludwigs
Bruder, den Wahlbezirk Winnekendonk/Kervenheim/Teilgebiet Kevelaer. Im
zweiten Bezirk entschied Peter Hohl das Rennen für sich.
Im selben Jahr krachte es auch in der FDP. Es ging ausgerechnet um Klaus
Sadowski, mit dessen Ehrenmitgliedschaft sind die Kreispartei heute
schmückt. In Kevelaer wurde nach Kräften gegen den Altvorderen
"geputscht", und die Ära Sadowski sollte in Kevelaer beendet werden. Der
Kevelaerer Parteivorstand wollte Sadowski ganz auf die Kreisebene
schieben, und das schien 1994 auch zu gelingen, als Sadowskis
Kreistagsnominierung sogar mit dem sicheren Glanz eines 2. Platzes auf
der Reserveliste vergoldet wurde - ohne sich in einem Bezirk direkt um
Stimmen bewerben zu müssen. Um die sollten sich die als Zählkandidaten
die Kevelaerer Sadowski-Konkurrenzen Joachim Werner und Rüdiger van
Straelen bemühen. Dass der "Putsch" kläglich scheiterte und Sadowski in
seine zahlreichen "Kevelaerer Sättel" zurückkehren würde, ahnte zu
diesem Zeitpunkt - außer Sadowski - wohl niemand.
Zur Wahl jedenfalls stand Klaus Sadowski als zweiter Mann der
FDP-Kreisreserveliste gleich hinter dem Spitzenkandidaten Peter Giljtes
(Kleve). Aber schon zur nächsten Kommunalwal - 1999 - war der
"Sadowski-Rausch" auf Kreisebene verflogen. Der Kevelaerer verlor seinen
Platz 2 und kam auch für keinen anderen der sicheren Plätze in Frage.
Bis in die 2000er-Jahre hatte die Kreis-FDP ihre Führungsfrage geklärt.
Dietmar Gorißen führte als Landratskandidat die Partei in den Wahlkampf,
Peter Giltjes (Kleve), Wolfgang Urbach (Emmerich) und Dr. Ralf Klapdor
aus Uedem - der spätere Parteichef - belegten die ersten drei
Reservelistenplätze.
Ende 2011, als der FDP-Kreisverband unter Führung von Ralf Klapdor die
Aufnahme von zwei Ehrenmitgliedern beschloss, wurde das Ausklingen der
politischen Karrieren von Peter Giltjes († 2013) und Klaus Sadowski (†
2012) eingeleitet. Beide Kreispolitiker kämpften inzwischen erkennbar um
ihre Gesundheitheit.