Evers, Hanns
sen.
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Journalist,
Fotograf, Maler | * 1933
| †
2014
Seine
Kindheit und Jugend fielen in die dunkelste Zeit deutscher Geschichte. Der
gebürtige Emmericher wuchs ohne die Chancen auf, die Kinder heute wie
selbstverständlich haben, ohne das Glück, auf das Kinder Anspruch haben.
In der Notzeit nach dem Krieg versuchte er sich beruflich zu
orientieren, und auch hier fehlten Hilfe und Zuspruch, um den richtigen
Weg einzuschlagen.
Hanns Evers sen.
Es war ein glücklicher Zufall, dass Hanns Evers mit 18 Jahren und nach ersten
beruflichen Sackgassen-Erfahrungen mit der Fotografie in Berührung kam.
Ein Fotopraktikum 1951 in einem Emmericher Labor wurde für ihn zu einem
Schlüsselerlebnis. Hier zeigte sich zum ersten Mal, dass er etwas
richtig gut konnte, und er erfuhr die ersten Anerkennungen nach Jahren
der Suche.
1953 wurde er Pressefotograf der "Neuen Ruhr-Zeitung" in Emmerich - zwar
"nur" als freier Mitarbeiter, aber endlich angekommen in seinem Metier,
in dem er es zur Meisterschaft bringen sollte. Nach drei Jahren war
klar: Er würde hauptberuflich Bildberichterstatter sein. Diese Chance
wurde ihm 1956 bei der "Rheinischen Post" für den Kreis Rees geboten.
Ein doppelt glücklicher Umstand: Denn im November 1953 hatte er seine
erste Frau
Deli, geborene Holtkamp aus
Hüthum, geheiratet; die Kinder kamen in kurzem Abstand. Für Deli empfand
er eine tiefe Dankbarkeit, von der er noch kurz vor seinem Tod im
Februar 2014 beeindruckt erzählte. Als junger Mann, da hatten sie sich
gerade lieben gelernt, war er an einer lebensbedrohlichen
Lungen-Tuberkulose erkrankt und in ein Sanatorium eingeliefert worden.
Die Bilder, wie Nonnen mit Kerzen an sein Bett traten, um ihn in seiner
vermeintlich letzten Stunde zu begleiten, blieben in ihm lebendig. Deli
war damals die einzige, die ihn trotz der Ansteckungsgefahr besuchte und
tröstend herzte. Sie gab ihm Kraft. Er überstand eine schwere Operation,
von der er Narben fast rund um den Brustkorb zurückbehielt.
1960 wechselte er in die NRZ-Redaktion in Wesel und wurde als
Fotoredakteur angestellt. Inzwischen fotografierte er nicht nur, sondern
schrieb auch Berichte und Reportagen. Nach vier Jahren kehrte er zur
"Rheinischen Post" zurück, um als Redakteur in der Bezirksredaktion für
den Niederrhein in Geldern zu arbeiten. Hier wirkte er auch als Fotograf
für die von der RP herausgegebenen "Niederrheinischen Blätter".
1973, ein Jahr vor seiner Versetzung in die RP-Redaktion Kleve, lernte
Hanns Evers, der mit seiner ersten Frau Deli sieben Kinder hat, in der
Gelderner Redaktion den neuen
Redaktionsleiter Martin Willing kennen. In
Kleve setzte Hanns Evers seine journalistische Arbeit erfolgreich fort
und wurde 1978 zum stellvertretenden Redaktionsleiter berufen. Im Jahr
zuvor hatte er seine Tochter
Delia (19) dem Lokalchef in Geldern
vorgestellt,
die ebenfalls den Journalistenberuf ergreifen wollte. Aus
dieser ersten Begegnung zwischen
Delia Evers und Martin Willing erwuchs
eine lange Zusammenarbeit, die nach drei Jahrzehnten gemeinsamer Arbeit
für das "Kävels Bläche" in Kevelaer eine neue Qualität erhielt: Sie
heirateten 2010.
Hanns Evers in Kleve vollzog 1985 im Alter von 52 Jahren - er hatte
seine zweite Frau Malo geheiratet - einen radikalen
Schnitt: Er schied auf eigenen Wunsch aus dem Redaktionsdienst aus,
verzichtete auf die Vorzüge einer Festanstellung, arbeitete in freier
journalistischer Tätigkeit am Niederrhein, kümmerte sich um die
gemeinsame Tochter und ließ sich immer mehr von
der farbigen und lichtdurchfluteten Landschaft Südfrankreichs, das er
häufig besuchte, einfangen. Seine Eindrücke hielt er nun nicht nur mit
der Kamera, sondern auch an der Staffelei in Bildern der Pastell- und
Öl-Technik fest. In Malkursen bei dem Kalkarer Künstler Helmut Aldenhoff
und in der Provence verfeinerte er seine Malkunst. Zahlreiche Gemälde
entstanden in jenen Jahren.
Hanns Evers brachte den Menschen mit seinen Bildern die Schönheit der
Provence und des Midi nahe. Nach einer Ausstellung in Millau mit
gemalten Impressionen der südfranzösischen Landschaft folgte im Mai 2000
eine Foto-Ausstellung im Rathaus der Gemeinde Bedburg-Hau unter dem
Titel "Zauber des Midi".
Sein stärkstes Medium blieb die Fotografie. Eine Fotodokumentation über
La Ferté Gaucher, der französischen Partnerstadt von Bedburg-Hau, war
während der Festwoche aus Anlass des 200-jährigen Bestehens der Gemeinde
Bedburg-Hau im September 2000 zu sehen. Die Fotos wurden zusammen mit
den Bildern aus Südfrankreich im Frühjahr 2001 auch in der 70 Kilometer
östlich von Paris gelegenen Stadt La Ferté Gaucher gezeigt.
Unterdessen war Hanns Evers, ansonsten in Qualburg zu Hause, in
Südfrankreich sesshaft geworden. Er hatte dort mit Malo in einem abgelegenen Dörfchen, 14 Autostunden von zu Hause
entfernt, ein kleines, altes Refugium erworben und für regelmäßige
Urlaubsaufenthalte hergerichtet. Von hier aus durchstreifte er die
Gegend mit seiner Kamera und schuf mit seinem Blick fürs Wesentliche
Fotoserien von erlesener Schönheit.
Auch in Kevelaer stellte der Fotograf Hanns Evers aus: Im November
2000 wurden seine großformatigen Bilder von der
Patronatsfeier der
Bewegung Maria Kevelaer in der Sparkasse Kevelaer gezeigt.
Der Künstler ließ auch im fortgeschrittenen Alter nicht von seiner
zweiten Heimat an der Mittelmeerküste ab. Hier war er jedes Jahr für
geraume Zeit anzutreffen - meist nicht zu Hause, denn seine Welt, die er
durchstreifte, war die malerische Landschaft vor der südfranzösischen
Küste.
Hanns Evers starb - zwar seit längerem schwer-, aber nach Ärztemeinung
nicht lebensgefährlich krank - am letzten Februar-Samstag 2014 in den frühen
Morgenstunden in einer Klinik.
Eine Woche vor seinem Tod hatte er trotz erheblicher Beschwerden noch
mit Hilfe seines Sohnes Hanns jr. (Kleve) seinen lebensbedrohlich
kranken Schwiegersohn Martin Willing und seine Tochter Delia Evers im
ostfriesischen Großheide besucht. Gemeinsam sprachen sie darüber, was
einem Menschen am Ende seines Lebens Kraft gibt. Nach einer solchen
Kraft hatte Vater Hanns, der sich oft als nichtreligiös bezeichnet
hatte, seinen Schwiegersohn gefragt. Martin sprach über
seinen Glauben.
Die letzte Mail von Hanns Evers lautete: "Meine Gedanken sind intensiv
bei euch. Eines möchte ich euch noch versichern. Wenn ihr mich und damit
meine Hilfe braucht, bin ich bei allen Beschwernissen, die mich plagen,
zur Stelle. Das ist versprochen. Ich habe euch lieb und segne euch mit
väterlichem Gruß, solange der Große Gott das gestattet."