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Aaken, Wilhelm van
Lehrer, Politiker und Buchautor | * 1940

Wilhelm van Aaken
Willi van Aaken wurde als ältestes von sieben Kindern in Emmerich geboren. Er schlüpfte schon früh in die Vaterrolle und kümmerte sich z.B. um die Hausaufgaben seiner Geschwister.

Sein Vater, Dr. med. Ernst van Aaken, widmete sich seinem Beruf und dem Sport. Er entwickelte neue revolutionierende Trainingsmethoden, nach denen Weltklasseathleten im In- und Ausland übten.

Seine Bücher erreichten Millionenauflagen, und sein Ruf als Krebsforscher ging weit über die Grenzen des deutschen Sprachraums hinaus. In unzähligen Referaten, Vorträgen, Aufsätzen und Büchern zeigte er neue Wege der Krebsforschung und -heilung auf und beschrieb den Ausdauersport als alternative Form der Medizin.

„Er wollte beweisen, dass Frauen ausdauernder sind als Männer“, erzählte Sohn Willi. 1983 initiierte sein Vater in Schwalmtal/Waldniel den 100-Meilen-Lauf für Frauen. „Die Siegerin schaffte die 160 Kilometer in 14 Stunden und 30 Minuten.“

1984 gelang es dem Vater, den Frauenmarathon als olympische Disziplin einzuführen. Kurz vor dem Lauf starb er. 1972 war er von einem Auto angefahren worden und hatte beide Beine verloren. Wilhelm van Aaken: „Er hatte fürchterliche Phantomschmerzen, bis er mit 74 Jahren starb.“

Willis Mutter Adelgunde, geborene Koenen, managte das Leben der Familie so gut es ging. Schon als Junge wünschte sich Willi van Aaken nichts sehnlicher, als Französisch zu lernen. Aber der Vater schickte ihn auf das stiftische humanistische Gymnasium von Mönchengladbach. Er musste Griechisch und Latein pauken.

Nach dem Abitur 1960 wollte er Priester werden; wieder legte der Vater sein Veto ein: „Tu‘ das nicht, lass‘ dir erst den Wind um die Nase wehen.“ Van Aaken schlug die Reserveoffizierslaufbahn ein. Durch den Mauerbau in Berlin 1961 verzögerte sich seine Entlassung. Erst im März 1962 begann er, in Bonn Theologie zu studieren. Nach sechs Semestern nahm er die Fächer Germanistik und Philosophie hinzu. „Ich wollte nicht mehr Priester werden. Ohne Frau und Familie zu leben, war nicht mein Weg.“

Um sein Studium zu finanzieren, arbeitete er in den Semesterferien und lernte in der evangelischen Stiftung für behinderte Menschen Hephata in Mönchengladbach die Kinder- und Säuglingsschwester Marlies Heindorf kennen und lieben. Sie heirateten 1967 und lebten in Rheydt. Nach acht Semestern bestand er sein Theologieexamen und unterrichtete montags und dienstags Religion an einer Berufsschule. Mittwochs bis freitags fuhr er nach Bonn zur Uni. In den drei Stunden pro Tag im Zug las er die großen deutschen Klassiker.

Nach seiner Zeit als Referendar und Studienassessor kam er 1981 als Studiendirektor an das Kardinal-von-Galen-Gymnasium Kevelaer. 1982 zogen seine Frau und seine drei Kinder nach.

1989 trat van Aaken in die Ökologisch Demokratische Partei (ÖDP) ein, deren Kreisvorsitzender er 1991 wurde und acht Jahre blieb. Wilhelm van Aaken führte die Reserveliste der ÖDP bei der Kreistagswahl 1994 an. 1995 trat er gegen Dr. Helmut Linssen (CDU), Albert Holzhauer (SPD) und Anna Peters (Grüne) als Landtagskandidat an.

Immer wieder ließ er sich für den Naturschutz einspannen, z.B. 1991, als er mit Werner Röttge und Heinz van der Linde in der von Jugendlichen initiierten Aktion "Rettet den Regenwald" einen Marathon lief, um Spenden aufzubringen.

Wilhelm van Aaken
Laufend engagiert für die Rettung des Regenwalds: Wilhelm van Aaken, der Herr mit der Startnummer 450 im Jahr 1991.

Auch im privaten Alltag schonte er die Umwelt und lebte mit seiner Familie von Februar 1992 bis Juli 1996 ohne Auto. „Wir wollten es so lange machen, wie wir es schön fanden. Wir haben in der Zeit viel Geld gespart, aber alles war ein bisschen umständlicher und kostete mehr Zeit“, berichtete er einmal. Damals fuhr er die 150 Kilometer zur Mutter in Mönchengladbach mit dem Fahrrad.

Als er 2003 pensioniert wurde, schrieb ihm ein Schüler in ein Erinnerungsbuch: „Sie waren das Beste, was uns passieren konnte.“ Da verblasst jede andere Anerkennung, die einem zu Willi van Aaken auf den Lippen liegt. Es gibt wohl nur wenige Lehrer in der Marienstadt, die wie van Aaken ihre Schüler auch zum geistigen Kern des Ortes, in dem sie lernen und leben, heranführen.

So hat der Religionslehrer Kinder und Jugendliche über Heilungswunder in Kevelaer forschen lassen - mit beachtlichen Ergebnissen, die im KB veröffentlicht worden sind.

Dem Lehrer ging es weniger um die Frage, ob ein berichtetes Wunder tatsächlich eingetreten war. Vielmehr wollte er die Empfindsamkeit seiner Schüler dafür fördern, wozu die Kraft des Glaubens fähig ist. So vermittelte er jungen Menschen eine sinnliche Vorstellung davon, worum es am Gnadenort geht.

Er selbst sagte zu seinem Abschied vom Schuldienst: „Es war schön, Lehrer zu sein, aber nun ist es gut.“ Die 6c, die er zuletzt als Klassenlehrer unterrichtet hatte, schenkte ihm ein Album. Darin sind Willi van Aakens Schnürsenkel eingeklebt, die die Mädels ihm an Altweiber abgeschnitten hatten, und jedes Kind hatte ein Dankeschön formuliert. Van Aaken sah, wie über die ein oder andere „coole“ Schülerwange Abschiedstränen liefen, als die Kinder ihm das Büchlein überreichten.

Er habe die Schüler als Partner empfunden, so beschrieb er damals seine Profession, sie zu führen. „Für mich waren sie keine Objekte von Erziehung.“ Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sollten sich in seiner Gegenwart wohl und vollwertig fühlen. Sie taten es und lernten selbstbewusst und rücksichtsvoll zu handeln. Willi van Aaken arbeitete nicht mit Angstmacherei. „Das produziert angepasste Menschen.“

Für seinen Ruhestand hatte Willi van Aaken, der sich in 20 Sprachen zurechtfindet, vor allem Reisepläne. In der Fremde sammelt er Vokabeln. Das sind seine Souvenirs.

Und er sammelt weiter Informationen rund um das Gnadengeschehen in Kevelaer. So erarbeitete er mit Heinz van der Linde einen lückenlosen Überblick über die in Kevelaer geschehenen Spontanheilungen, von denen einige wenige seitens der Kirche als Wunder anerkannt sind.

Sachbuch über Spontanheilungen in Kevelaer: "Ich bin geheilt!"

2008 brachten die beiden das Buch „Ich bin geheilt“ heraus, das 217 Fälle unerklärlicher Genesungen dokumentiert und die Kevelaer-Literatur um ein Standardwerk bereichert.

2012 meldete sich Wilhelm van Aaken erneut mit einer Forschungsarbeit: Er wies nach, dass der „Bildstock“, den Wallfahrtsstifter Hendrik Busmann bauen ließ und in den 1642 das Gnadenbild eingesetzt wurde, in Wirklichkeit eine begehbare Kapelle und nicht nur ein kleines „Heiligenhäuschen“ gewesen sein muss, wie es sich der Maler Wenzel auf seinem bekannten Einsetzungsbild ausgedacht hat.

Wilhelm van Aaken lebt heute am Bodensee.