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Teil 44

Die Traberparkaffäre (2)

Logo für das nächste KapitelLogo für das vorige KapitelDas große Täuschungsmanöver im Munitionsdepot

Von Martin Willing

An beiden Gesellschaften waren zunächst 20 einheimische Gesellschafter (je 2.500 DM) bzw. Kommanditisten (je 50.000 Mark) beteiligt, darunter der Leiter des städtischen Jugendamts, Matthias Jansen, der Gärtner und Ratsherr Heinz Verrieth (CDU), der Rechtsanwalt und Ratsherr Dr. Klaus Hölzle, der Rechtsanwalt und Kommunalpolitiker Rüdiger van Straelen (FDP) und der Steuerfachmann Rainer Beck (später: Beck & Hölzle).

Von Anfang an war der Keim für spätere Probleme gelegt. Die besitzende „Traberpark Den Heyberg Kevelaer GmbH & Co KG“ ließ ins Handelsregister unter anderem eintragen, dass sie gegebenenfalls Flächen und Bunker auch zu nicht sportlichen Zwecken nutzen oder verpachten wollte, was sie aus eigener Kraft allerdings gar nicht konnte: Jedwede Nutzungsänderung war von der Zustimmung der Stadt abhängig. Außerdem verbot die neue Ausweisung im Flächennutzungsplan alles, was nicht mit Pferdesport zu tun hatte.

Die bisherige Ausweisung „Anlage der Landesverteidigung“ war im Herbst 1994 in „Anlage für Pferdesport“ geändert geworden. Nur wegen dieser klaren Einengung auf eine spezielle Nutzung war es aus Sicht von Bund, Land und Stadt überhaupt zu verantworten gewesen, dass die öffentliche Hand einem Privatunternehmen dieses riesige Grundstück zu einem Preis überlassen hatte, der bei einem Großteil der Fläche unter einer Mark je Quadratmeter lag.

Würde es dem Unternehmen dennoch gelingen, die Nutzungsmöglichkeiten auszudehnen oder sogar eine Vielfalt wie in einem Gewerbepark zu erreichen, könnten sich wegen der überaus günstigen Einstiegskosten sensationelle Vermögenszuwächse einstellen. Öffentliche und private Interessen standen also von Anfang an im Konflikt, und dieser Konflikt spielte bei allen Auseinandersetzungen der folgenden Jahre eine wesentliche Rolle. Bis heute ist er nicht ausgestanden.

Der Stadtrat zeigte sich nicht kleinlich. Noch im Jahr 1994 akzeptierte er auf Empfehlung von Paal das Begehren der Traberpark-Firma, in der Anlaufphase knapp die Hälfte der 325 Bunker fremdvermieten zu dürfen, um die Liquididät des Unternehmens aufzubessern. Ein Großmieter stand bereits vor den Toren: 100 Bunker wollte ein niederländischer Pilzzüchter zur Nachreife von Pilzen buchen. Weitere 30 bis 50 Bunker sollten als Lagerräume für nicht umweltgefährdende Güter dienen.

Der Kevelaerer Stadtrat genehmigte die Nutzungsänderung von 130 Bunkern - befristet bis zum 31. Dezember 1999. Im Januar 1995 wurde zwischen Firma und Stadt ein entsprechender Vertrag geschlossen.

Fremdnutzung“ geriet zum Schlüsselwort für die meisten Auseinandersetzungen mit Den Heyberg. Schon 1995 kam einigen Ratsmitgliedern, so Josef Zeller und Heinz Lamers von der Kevelaerer Bürgervereinigung (KBV), der Verdacht, hier könnte ein Gewerbepark entstehen.

Nein, betonte Den Heyberg-Geschäftsführer Heinz-Willy Verrieth ohne Unterlass, „die anderweitigen Nutzungen wie gewerbliche Lagerhallenvermietung, Pilzernte etc.“ dienten ausschließlich „der Mitfinanzierung unserer Investitionen für den Pferdesport“, und außerdem seien die Fremdnutzungen „baurechtlich befristet bis Ende 1999“.

Traberpark Den Heyberg
Trabrennpferde und andere Sportpferde - sie garantierten im Laufe der Jahre immer weniger den Betreibern des Traberparks eine wirtschaftliche Grundlage mit Zukunft.

Aber schon bald bat der Geschäftsführer um Ausdehnung: „Damit auf Dauer die Fortführung und der weitere Ausbau des Traberparks gesichert werden kann, ist eine Verlängerung dieser zusätzlichen Nutzungsmöglichkeiten aus unserer Sicht unumgänglich.“

Etwa zwölf Millionen Mark seien in den Pferdebereich investiert worden. In 532 ausgebauten Boxen seien rund 450 Pferde fest eingestallt. Die recht positive Entwicklung könne nur fortgesetzt werden, wenn über 1999 hinaus zusätzliches Geld außerhalb des Pferdebereiches (Fremdnutzung) verdient werde. Das Unternehmen sei zwingend auf die gewerblichen Vermietung in den für den Pferdesport nicht benötigten Hallen über 1999 hinaus angewiesen. Der Nutzungszeitraum für Fremdnutzung solle durch den Stadtrat um 15 Jahre bis zum 31.12.2014 erweitert werden.

Dafür wurde der Stadt als Gegenleistung angeboten, die gewinnabhängige (und folglich noch nicht gezahlte) Bodenrente in Höhe von maximal 50.000 DM in eine gewinnunabhängige Bodenrente umzuwandeln. Ab 2000 wolle die Traberfirma unbefristet jedes Jahr 50.000 Mark an die Stadt abführen.

trabrennbahn Twisteden
Als in Twisteden in den Trabersport investiert wurde - hier die Trabrennbahn im Jahr 2000 -, war der deutsche Trabersport bereits in der Krise. Bald wurde klar: Man hatte auf das falsche Pferd gesetzt.

Zwar wussten Insider längst, dass der deutsche Trabersport kriselte. Gute Renditen der Twistedener Investitionen waren aus dem Pferdesport vorläufig kaum zu erwarten. Und das meiste Geld erwirtschaftete Den Heyberg aus der Fremdnutzung. Trotzdem wurde vor dem Stadtrat und der Öffentlichkeit 1998 bei der Vorstellung eines neuen Projekts, nämlich des Baus einer großen „Trainingshalle“, der Eindruck erweckt, als diente sie vorrangig dem Trabrennsport: Die Halle, so erzählte auch Beigeordneter Karl-Ulrich Braasch den Politikern, werde dringend gebraucht, um bei schlechter Witterung mit den Rennpferden trainieren zu können.

Einige der Ratsmitglieder, die die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Großhalle schaffen sollten, taten sich schwer, die offizielle Begründung für bare Münze zu nehmen, und glaubten eher dem Gerücht, die neue Großhalle solle in Wirklichkeit als Lager einer Transportfirma hohe Mieteinnahmen einfahren. Jedenfalls wuchs in jenen Tagen die Anzahl der Ratsmitglieder, die den Verdacht hegten, hier werde einem was vom Pferd erzählt.

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