Eines seiner Werke begleitet die Kevelaerer jeden Tag. Die Bronzebüste des Heimatdichters Theodor Bergmann, zu sehen an der Basilikastraße, stammt aus den Händen des Bildhauers. Er formte kurz nach dem Zweiten Weltkrieg den Kopf aus Gips; diese Form, im Museum verwahrt, wurde später für den Bronzeguss benutzt.
Will Horsten, der 1940 als 20-Jähriger vor der Industrie- und Handelskammer in Krefeld seine Facharbeiterprüfung als Form-Ziseleur bestanden hatte, also gekonnt mit flüssigem Metall umgehen konnte, ist auch der Gestalter des Silberschreins, in dem das Kevelaerer Gnadenbild während der Marientracht zum Wallfahrtsjubiläum durch die Straßen getragen wurde.
Horsten hatte ihn für die Marientracht des Jahrs 1951 entworfen. Von ihm stammt ferner der Sarkophag für den selig gesprochenen Arnold Janssen in der Unterkirche des Klosters Steyl. Und wer die Sonsbecker oder Gelderner Pfarrkirche besucht, steht in einem von Will Horsten ausgestalteten Raum.
Der Künstler hat in vielen Sakralbauten seine Spuren hinterlassen. Im Klosterpark der Clemensschwestern an der Sonnenstraße segnete Weihbischof Heinrich Janssen 1990 nach Restaurierung ein Eichenkreuz von Will Horsten ein.
Die Kapelle des längst aufgegebenen Klosters der Clemensschwestern wurde nach Horstens Entwürfen gestaltet. In dieser Kapelle feierten, nachdem der Künstler während eines Krankenhausaufenthalts in Anholt im August 1979 plötzlich gestorben war, Angehörige und Freunde einen Gottesdienst zu seinem Gedenken.
Für viele ist sie bis heute ein besonderer Ort, an dem die Ziele des Zweiten Vaticanums eindrucksvoll „Gestalt“ bekommen haben.
Horstens Ausgestaltung der Kapelle „lädt den Beter zur Stille und Meditation ein, und das wieder offenbart einen wesentlichen Charakterzug des 58 Jahre alt gewordenen Künstlers. (…) Will Horsten lebte und wirkte abseits vom Getriebe des offiziellen Kunstmarktes. Der universal begabte Maler, Bildhauer und Grafiker hätte in der modernen Kunstszene gewiss Karriere machen können, aber er war jeder Effekthascherei abhold. Sein Denken kreiste um den Bereich des religiösen Bildes, um dessen Gestaltung er in den letzten Jahren seines Lebens gerungen hat. Er durchlitt die Krise, in der sich die religiöse Porträtmalerei befand und kehrte zu einer mehr gegenständlichen Darstellung zurück“, schrieb Dr. Wilhelm Cuypers 1979 in einem Nachruf.
Mitte der 1960er-Jahre besuchte die Journalistin Renate Wilkes-Valkyser den Künstler in seinem Atelier an der Hubertusstraße, wo er auch lebte. Sie sagte einmal, sie habe sich unversehens in eine falsche Rolle gedrängt gesehen, denn auf einmal sei sie die Befragte gewesen. „Will Horsten unternimmt allerlei Versuche, um von sich selbst abzulenken. Seine Kirchen und Kapellen im Rheinland und in Westfalen, in Süddeutschland und in Holland, die darf man sich ansehen. Ihn selbst, das wünscht er sich, sollte man ungeschoren lassen. ‚Ich bin doch unwichtig‘, versichert er immer wieder.“
Die Journalistin blieb hartnäckig. Sie schrieb: „Er schaffte den mühseligen Weg vom Autodidakten zum anerkannten Künstler. Er schaffte auch die letzte Hürde, anerkannter Prophet im eigenen Land zu werden, in den letzten Jahren. Doch eins wird ihm nie gelingen, ein Künstler zu werden, der sich etabliert hat, sich auf seinen Lorbeeren ausruht, der sich häuslich in der Anerkennung einrichtet, die ihm zuteilwurde.“
Seine Kapellen und Kirchen seien „modern, und das kompromisslos. Den, der dahinter steht, stellt man sich als intellektuellen Avantgardisten vor. Man kennt die modernen Künstler, die zur Erleichterung ihrer Arbeit eine weite Distanz zum bürgerlichen Alltag nehmen und diese Distanzierung fast zu einem Markenzeichen ausbauen.“
Renate Wilkes-Valkyser kam zu dem Schluss: „Den Künstler Will Horsten hat sein autodidaktischer Weg zum Einzelgänger gemacht. Der Mensch Will Horsten, den man hier ausnahmsweise oberflächlich vom Künstler trennen sollte, liebt die Geselligkeit im Kreis guter Freunde, für die er wenig Zeit hat, die er allerdings umso herzlicher zu verbringen weiß. Wer ihn so kennt, würde ihn neben Felix Timmermans stellen und neben die lebensbejahenden Künstler des niederländischen Raumes.“
Will Horsten fand in Holland und am Niederrhein erste Freunde und Förderer seiner Kunst. Der Orden der Vorsehungsschwestern mit seinem geistlichen Direktor Stint wurde sein erster bedeutender Mäzen.
Später gestaltete Will Horsten die Inneneinrichtung der Kapelle des Mutterhauses der Vorsehungsschwestern am Friedensplatz in Kevelaer. Renate Wilkes-Valkyser: „Glas und Bronze, Gold und Edelsteine, Beton und Stein, kein Werkstoff, den Will Horsten nicht verwenden würde. Drei Wochen lang arbeitete er im Steinbruch in der Eifel, um den Altar für die Kapuzinerkirche in Geldern zu fertigen.“
Ständig habe er seinen Arbeitsplatz gewechselt. In seinem Atelier, das kein Unberufener habe betreten dürfen, habe er seine Entwürfe zunächst aus Ton geformt. Auf diese Art sei er zu einer räumlichen Vorstellung vom künftigen Modell gekommen. Dieses Modell sei der Vorentwurf für die Detailzeichnungen gewesen. Doch auch die Zeichnung habe nicht die endgültige Form des Werkes festgelegt. Erst in der Arbeit mit dem Material habe Will Horsten die nach seinen Wünschen beste Form gefunden.
Zum 25. Todestag des begnadeten Kevelaerer Künstlers im Jahr 2004 zeigte ‚Pro Arte‘ im Museum eine Ausstellung über Will Horsten. Dafür stark gemacht hatten sich u.a. Dr. Peter Lingens, Ursula Renard, Ingeborg Eisenbach, Cilly Pannen, Johanna Heckens, Josef Sautmann und Rafael Sürgers.
Quellenhinweis: Kevelaerer Persönlichkeiten 2