In der 13. Podcast-Episode zum Trauerkraftwerk geht es um den Verlust von Freundinnen oder Freunden. Anja Lüken aus Aurich berichtet von ihrer sehr besonderen Freundschaft zu Ute Tietz. Sie ist in der Nacht zum 27. Februar 2020 gestorben.
Eine schwere Krankheit hatte sie ab Mitte 2019 immer weiter geschwächt. Mit den Familien Tietz und Hahnenkamp trauerten vor allem ihre jungen Freunde.
Sie sind über Jahre im „Kreis junger Erwachsener“ (KjE) zu einer starken Gemeinschaft gewachen und haben mit ihrem Chor ungezählte Menschen begeistert. Ute war mitten unter ihnen, voller Freude an dieser Gemeinschaft, an Gesang und an Rhythmus.
Unvergessen sind die Auftritte, in denen sie und ihre Freunde Finger schnippend und singend in die St.-Ludgerus-Kirche einzogen, Freude in die Bankreihen ausschickten und vom Frieden sangen.
Dass Ute Tietz durch ihren Tod einem anderen Frieden entgegensah, mag ein Trost gewesen sein und war doch eine ungeheure Zumutung besonders für ihre Familie, für ihren Mann Thorsten mit den beiden Jungen Julian und Felix, für ihren kranken Vater Heinrich Hahnenkamp, für ihre Schwester Martina und ihren Bruder Klaus.
Ute Tietz, geboren am 23. August 1973, wurde 47 Jahre alt.
Erst im Januar 2020 war die Mutter der drei Hahnenkamp-Geschwister gestorben: Anni Hahnenkamp hatte ihre Krebsdiagnose Anfang 2018 erhalten. Als sie Mitte 2019 – damals schon schwerstkrank – von der Krebsdiagnose ihrer Tochter erfuhr, versuchte sie noch einmal, mit aller Kraft für sie da zu sein. Die mütterliche Solidarität stärkte die innige Verbundenheit der beiden weiter. Die Krankheit schritt darüber hinweg.
Ute, die an der Lambertischule unterrichtet und sich der St.-Ludgerus-Gemeinde verbunden gefühlt hatte, hatte nicht nur im Kreis junger Erwachsener, sondern auch im Pfarrgemeinderat mitgearbeitet. Zudem engagierte sie sich seit Jahren im Vorbereitungsteam der Kinderkirche.
„Sie besaß ein wunderbares Talent, den Kleinen Bibelgeschichten vorzulesen. Ihre Stimme schenkte den Erzählungen Leben. Durch ihre Arbeit in der Schule wusste sie genau, welche Worte sie noch erklären musste, damit die Kinder ihren Sinn verstanden: Sie hörten ihr immer gebannt zu. Ute war eine wunderbare Mitstreiterin!“, erzählte Nicole Ziems aus dem Vobereitungsteam.
Ähnliches berichtete Tina Hardy, Leiterin des Hauses für Kinder und Familien. Ute hatte einige Jahre zuvor im Elternbeirat dieser Einrichtung mitgearbeitet, in der sie als Kleinkind unter den Fittichen von Antje de Haan selbst schöne Jahre verbracht hatte.
Ute, so erzählte Tina, sei immer auf bestmögliche Lösungen aus gewesen, wenn sie denn praktikabel waren.
„Pack an und mach’“ – von diesem Wort habe sie sich leiten lassen. Ute, die selbst eine starke Mutter gewesen sei, habe immer wieder die Bedeutung von Eltern für das Kindswohl herausgestrichen und alles dafür getan, Familien zu stärken. „Ute war immer allen zugewandt. Sie hatte für alle ein offenes Ohr.“
Ute hatte die Gabe, Menschen wahrzunehmen, die außerhalb standen. Sie sprach sie ohne Scheu an, lud sie zu Veranstaltungen z.B. des KjE ein und sorgte dafür, dass sie sich nicht fremd fühlten.
Familie, Freundinnen und Freunde, Kolleginnen und Kollegen, Bekannte und Mitglieder ihrer Kirchengemeinde verabschiedeten sich von Ute am 6. März 2020 mit einem Requiem in der St.-Ludgerus-Kirche. Es war ein Abschied und ein starkes Zeichen für ihr Leben in Fülle. Sie alle gestalteten die Heilige Messe mit, trugen in der übervollen Kirche Fürbitten vor, beteten, spielten Gitarre, Trommel und Keyboard, klatschten, sangen und feierten. Sie feierten Ute als ein Geschenk.
Pfarrer Johannes Ehrenbrink sagte: „Leben zu dürfen, ist für uns Menschen immer verknüpft mit dem Wissen, dass dieses Leben enden wird. Gerade deshalb ist es entscheidend, dass wir die Zeit unseres Lebens wirklich leben. Ute hat gelebt, für uns viel zu kurz, aber ihr Leben war gefüllt.“
Davon sang der Kreis junger Erwachsener. Während der Messe stand er in den Bankreihen auf und begann zu singen: „So geh nun deinen Weg. … Gottes guter Segen zieht mit dir ins Land, und auf allen Wegen hält dich seine Hand.“
Als der Chor sich mit dem Lied „Weite Räume meinen Füßen“ samt Trommel und rhythmischem Klatschen verabschiedete, war greifbar, dass er Ute wünschte, was im Lied besungen wird: „Perspektiven wie noch nie“.