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Der
Gesundheitsmarkt ist keine "alte Geschichte" - keine Angelegenheit
allein für Alte und Kranke. Er sollte aus seiner begrifflichen Enge
befreit werden. Denn viele Menschen in allen Altersgruppen haben es
bitter nötig, wieder zu lernen, wie sie gesund und gesünder leben
können.
Ein so verstandener Gesundheitsmarkt umfasst quasi die gesamte
Lebensführung, die von Mangel und Überfluss beschwert wird. Viele
bleiben trotzdem gesund, viele andere aber sind längst krank oder drauf
und dran, es zu werden - durch Fast-Food-Ernährung und fehlende
Kochkünste ebenso wie durch Langzeit-Beschäftigung mit dem Computer und
mangelnde Bewegung, Schein-Kommunikation mit virtuellen
Gesprächspartnern und Alkoholmissbrauch, durch Verdummung vor dem
Fernsehschirm und falsche Versprechungen der Werbung. Die Liste dessen,
was die Gesundheit an Geist und Körper gefährdet, ist sehr viel länger.
Jeder kennt seine eigene Liste am besten.
Gefährdet sind nicht also nur Kinder und Alte, um die sich Einrichtungen
und Organisationen besonders kümmern, sondern alle Menschen - quer durch
die Generationen. Vielleicht liegt es an der unüberschaubaren Vielfalt
solcher Schwachpunkte im Alltagsleben, dass Beratung und Hilfe erst dann
konkret organisiert und angeboten werden, wenn das Kind in den Brunnen
gefallen ist. Dabei wäre Vorbeugung, weiß doch jeder, viel
wirkungsvoller.
Der "Gesundheitsmarkt", zu dem der Seniorenbeirat Kevelaer für Sonntag,
11. November, nun zum zweiten Mal ins Bühnenhaus einlädt, ist
vorbildlich. Was 2010 nach einer Idee von Mechtild Sprenger, der
stellvertretenden Beiratsvorsitzenden, zum ersten Mal in der
Wallfahrtsstadt angeboten worden ist, nämlich eine "Messe" mit
Schwerpunkt "Hilfen für ältere Menschen", trifft auf die Bedürfnisse der
Zielgruppe und nützt ihr.
Der Seniorenbeirat in Kevelaer leistet gute Arbeit. Auch für die junge
Generation gibt es eine "Arbeitsgruppe" des Stadtrats - zwar kein
"Jugendparlament", das es 1953 unter Leitung von Josef Heckens und
Theodor Wilbers bereits gab und 1993 von der CDU-Fraktion beantragt
(aber nicht eingerichtet) wurde, und auch kein ständiger Beirat wie der
für die Senioren, aber immerhin ein - selten einberufenes -
"Jugendhearing", bei dem Jugendliche Dampf ablassen können.
Es ist an der Zeit, einen "Gesundheitsbeirat" einzurichten, der sich -
wie die Gleichstellungsbeauftragte um Rechte von Frauen, wie der
Seniorenbeirat um die Belange der Älteren - um die Gesundheit der
Einwohner von Kevelaer kümmert. Es gibt fast keine Ratsentscheidung, die
nicht in irgendeiner Weise die Gesundheit der Menschen berührt. Ein
Gesundheitsbeirat könnte den Blick für das wirklich Wichtige im Leben
schärfen.
Wir sollten nicht Zeit vergeuden und abwarten, bis Gesetze die Bildung
von Gesundheitsbeiräten vorschreiben. Denn das wird sowieso kommen.
Keine Regierung wird es sich noch lange leisten können, die größte
Bedrohung der Menschheit kleinzureden: die immer mehr verkommende
Gesundheit.
Donnerstag, 8. November 2012
© Martin Willing 2012