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  MARTINI ON THE ROCKS | Martinus auf der Palme

Halloween versus Allerheiligen

Kapitulation in Raten

Logo für Mr. W. Martini on the RocksHalloweenEs ist ein Kampf gegen Windmühlen. Halloween, der Grusel-Import aus den Vereinigten Staaten, zieht als Sieger durch Deutschland. Allerorten amüsieren sich die Menschen über den schaurig-lustigen Mummenschanz. Der Widerstand der katholischen Kirche gegen den Halloween-Kult am 31. Oktober, der ihr Allerheiligen-Fest in Mitleidenschaft zieht, bröckelt.

In dieser Situation forderte Münsters Bischof Dr. Felix Genn am Mittwoch in der NRZ die katholischen Gemeinden auf, am Abend vor Allerheiligen gute Alternativen zu Halloween-Aktionen anzubieten. Er halte nichts davon, dass die Kirche nur gegen den Halloween-Brauch opponiere.

Kevelaer bietet schon lange ein solches Alternativprogramm. 2004 begannen in der Pfarrgemeinde St. Marien Aktivisten um Verona Marliani-Eyll, ihr Fest Holy Wins gegen Halloween zu setzen, und zwar am Vorabend von Allerheiligen, wenn die Grusel-Fans unterwegs sind. Dabei geht es nicht um Druck ("Süßes oder Saures!") und Erschrecken, sondern um Zuwendung und Vorbilder, und das unterhaltsam und humorvoll verpackt, damit die Kinder Spaß haben.

Während engagierte Privatleute in den Pfarrgemeinden die katholische Fahne hochhalten, gehen Vereine in Kevelaer allerdings ihren eigenen Weg. So lud beispielsweise die DLRG, einer der größten Vereine in der Marienstadt, im vorigen Jahr unbekümmert zur Halloween-Party ein. In gruseligen Verkleidungen amüsierte sich man bei Monstertanz, Mumienwickeln, Besenrennen und Grusel-Geräusche-Memory. Dazu wurden zur Stärkung Blutsaft und Fingerwürstchen gereicht. Und nach einer Gruselstory gab es in der Schravelschen Heide eine schaurige Nachtwanderung. Zum Abschluss wurde gemeinsam im Fernsehen der Film  „Scooby Doo 2 - Die Monster sind los“ angeschaut.

Ob Gottfried Mülders, heute Rendant von St. Marien und früher Vorsitzender der DLRG, Gänsehaut bekam und erbleichte, als er von den kontraproduktiven Aktivitäten seiner DLRG hörte, wissen wir nicht. Wohl aber das: Der Kommerz klaut hemmungslos christliche Symbole, Bräuche und Glaubenselemente, und dagegen ist offenbar kein Kraut gewachsen.

Der heilige Nikolaus als Gabenbringer wurde auch im katholischen Rheinland vom lutherischen Christkind suspendiert, und seitdem niemand mehr an das Christkind glaubt (Warum auch? Es ist nur ein weltliches Mädchen und mitnichten das Kind in der Krippe), poltert eine Coca-Cola-Erfindung durch die Welt im Kleid des feisten Weihnachtsmanns. Mit putzigen Aktionen wie der "weihnachtsmannfreien Zone" versuchen einige tapfere Kevelaerer dagegenzuhalten.

Das in ganz Deutschland populär gewordene Halloween am Vorabend von Allerheiligen ist eine weitere Stufe der Niederlage der Christen in Raten. Wenn niemand mehr zuhört, muss etwas mit den Leuten, die für die Verkündigung in den christlichen Kirchen verantwortlich sind, und mit ihrer Kommunikation nicht stimmen.

Mehr Selbstkritik ist angesagt, weniger Schimpf auf das verweltlichte Volk.

Donnerstag, 1. November 2012

© Martin Willing 2012