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Gottlob
wissen nicht alle Menschen muslimischen Glaubens, wie die beiden
katholischen Marienfesttage "Mariä Namen" (12. September) und "Unsere
Liebe Frau vom Rosenkranz" (7. Oktober) entstanden sind. Und Gottseidank
haben es auch die meisten Katholiken vergessen. Beide Vorgeschichten
sind ein heftiger Affront gegen den Islam.
Dabei spielt die Mutter Jesu für Muslime eine herausragende Rolle, denn
Maryam ist die einzige Frau, die im Koran beim Namen genannt
wird. Und sie kommt öfter vor als ihr Sohn Jesus (34 zu 25 Mal). Und sie
soll 1571 tatsächlich Partei ergriffen und dabei geholfen haben, 30.000
Osmanen bei einer Seeschlacht im Mittelmeer niederzumetzeln? Und 1683
dazu beigetragen haben, das Türkenheer vor Wien in die Flucht zu
schlagen? Dieser Irrglaube ist keinen Deut besser als jener zur Zeit der
Kreuzzüge, als die Christen mit dem Schlachtruf "Gott will es!" im
Heiligen Land Muslime meuchelten, was Gott ganz sicherlich nicht wollte.
Im 16. Jahrhundert stachen christliche Seeleute mit Spanien an der
Spitze gegen die als unbesiegbar geltende Mittelmeerflotte des
Osmanischen Reichs in See. Die bis dahin größte Seeschlacht der
Geschichte kostete 8.000 Christen und 30.000 Muslime das Leben. Das
Osmanische Reich (1300 bis 1923), heute besser bekannt als Türkei, erlitt eine
empfindliche Niederlage. Die Gründe sind inzwischen klar: Die Allianz
Spanien/Venedig verfügte über die moderneren Schiffstypen und schwereren
Waffen. Die Osmanen hatten trotz zahlenmäßiger Überlegenheit keine
Chance.
Papst Pius V. aber führte den Sieg auf das Eingreifen Mariens zurück,
die er im Rosenkranzgebet um Hilfe gebeten hatte. Seitdem wird am 7.
Oktober das Marienfest "Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz" gefeiert.
Auch dem Fest "Mariä Namen" liegt eine solche abenteuerlich falsche
Vorstellung von der Gottesmutter zu Grunde: Im 17. Jahrhundert setzten
die Muslime zur Eroberung des christlichen Abendlandes an und standen
mit einem riesigen Heer - die Schätzungen schwanken zwischen 120.000 und
350.000 Mann - vor Wien. Es sollte die Schicksalsschlacht zwischen dem
Osmanischen Reich und dem "Heiligen Römischen Reich deutscher Nation" um
die Vorherrschaft in Europa werden.
Lange wurde die Stadt belagert. Ein "christliches Heer" eilte den
Wienern zu Hilfe und begann 1663 mit seinem Angriff auf die Belagerer.
Das Kriegsglück war auf Seiten der Christen: Fluchtartig musste sich das
Heer der Türken aus dem Raum Wien zurückziehen.
Weil nach Ansicht von Papst Innozenz XI. (1956 seliggesprochen) die
Gottesmutter bei dieser Entscheidungsschlacht ihre Hand im Spiel hatte,
erhob er den Tag des Sieges zum Feiertag "Mariä Namen", und Papst Pius
X. legte dafür schließlich den 12. September fest.
Es ist gut, dass die blutigen Vorgeschichten beider Marienfeste in
Vergessenheit geraten sind. Und es ist traurig, dass dieser Missbrauch
von Mariens Namen immer noch nicht aus der Welt geschafft ist.
Jeder Marienverehrer kennt aus eigener Erfahrung Ereignisse und
Wendungen in seinem Leben, bei denen er allen Grund hat, der
Gottesmutter für ihr Wirken zu danken. Indes, Mord und Totschlag gehören
nicht dazu.
Donnerstag, 13. September 2012
© Martin Willing 2012