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Sie
lebte nur acht Jahre. Ihr kurzes Leben rührt uns zu Tränen, und wir
stehen fassungslos vor ihren sterblichen Überresten. Plötzlich und
unerwartet ging die liebe Verstorbene von uns. Noch erschütterter als
wir ist die Riege der Krankenkassen, für die unsere kostbare Verstorbene
am 1. Januar 2004 in die Welt gekommen war, um ihnen pro Quartal und
Patient eine
Zuzahlung von 10 Euro in die Taschen zu schaufeln. Ein gutes Herz hat
aufgehört zu schlagen.
Noch im Todeskampf erwies die Verstorbene der Berliner Koalitionsrunde aus CDU, CSU und FDP einen letzten
Dienst: Sie verblich nach gemeinschaftlichem Angriff auf ihr Leben wie
seinerzeit Cäsar, der ebenfalls nur einen unter seinen Mördern erkannte:
"Auch Du, mein Sohn Brutus?" Ebenso wird sie sterbend und mit brechendem
Augenlicht im Berliner Kanzleramt die Worte gehaucht haben: "Auch Du,
meine Tochter Angela?"
Jeder der Verschwörer in Berlin schlich sich nach den Todesstößen in
dem guten Gefühl vondannen, seinen Fans nun vorschwärmen zu können, sie
allein gemeuchelt zu haben. So wie ja immer in Nachrufen gelogen wird,
bis sich die Sargbalken biegen.
Wahr ist von alledem nur eines: Die Freude der bisherigen Kassenwarte
der Krankenkassen, der Ärzte also, grenzt an Jubel. Sie hatten die
Praxisgebühr als durchlaufenden Posten vereinnahmen müssen - Geld, das
ihnen später bei der Abrechnung ihrer Leistungen 1:1 von Kassen
abgezogen wurde.
Die Ärzte hatten nichts von der Praxisgebühr, nur den Ärger und die
Arbeit. Nun können sie die Schilder abhängen: "Gehst du zum Arzt,
vergiss die Geldbörse nicht!"
Und sie dürfen wieder Hoffnung schöpfen, dass sich bei Einbrechern die
Erkenntnis durchsetzt: Bei Ärzten ist nichts Bares zu holen.
Donnerstag, 8. November 2012
© Martin Willing 2012