Logo für Blattus Martini
Logo für Martini on the Rocks
Logo für Biografie Zwei Leben

Logo für Spurensuche

Logo für Willing-Evers GbR

Logo für das Archiv

Logo für Kontakt und Impressum
Logo für Pipe on Line
Logo für Button zurück zum Start

  Blattus Martini | ACH SO!

Worauf wir uns konzentrieren müssten

Es gibt nicht nur das Rathaus

Die überzogene Konzentration der öffentlichen Aufmerksamkeit auf wenige Großthemen wie das der Rathaussanierung geht am Alltag in Kevelaer vorbei, denn der sieht völlig anders aus. In allen Generationen stehen, verständlicherweise, das eigene Leben und seine Gestaltung im Vordergrund des Interesses. Nichts berührt so sehr wie das eigene Wohl und Wehe. Das war nie anders, das wird nie anders sein.

Das Rathaus-Theater, für das der entscheidende Premierenvorhang nun geöffnet ist, rauscht wie im Film an uns Zuschauern vorüber. Wir erregen uns köstlich über die Millionen, die das Ding kosten wird, und wissen, wenn wir Gewissenserforschung treiben, doch nicht wirklich, ob die Rathausverantwortlichen das Geld zum Fenster hinauswerfen oder überaus sorgsam mit unseren Steuern umgehen.

Ich jedenfalls kann das nicht mit letzter Sicherheit beurteilen und vertraue auf unser eingebautes Kontrollsystem, das Handeln und Kontrolle, Mehrheit und Opposition, gelernte Profis und Politiker mit gesundem Menschenverstand gegenüberstellt. Es gehört zum (guten) System, dass sie miteinander ringen müssen und erst nach Abwägung aller Argumente endgültig entscheiden können. Dafür haben wir Stellvertreter gewählt - die Inhaber der Ratsmandate.

Die ständige Kritik an der nun hoffentlich endenden Ratshausgeschichte verkleistert den Blick darauf, dass sich die Politiker viel stärker auf die Mitgestaltung des Kevelaerer Alltags, aus dem sich kein Bürger ausklinken kann, konzentrieren müssten. Unser Gemeinwesen, das uns von der Wiege bis zur Bahre umgibt, darf weder dem Zufall, noch "denen da oben", noch der immer größer werdenden Bürgerfraktion aus Menschen, die nur noch sich selbst kennen, überlassen werden.

Ich bin am Wochenende in Kevelaer an einem Geschäft vorbeigekommen, das Mode-Textilien anbietet und dessen Preisauszeichnungen mir ins Auge stachen: Da wurde ein Jäckchen für sage und schreibe 300 Euro angepriesen. In meiner Nachbarschaft wohnt ein Mensch, der mit diesem Geld etwa vier Wochen lang seinen Lebensunterhalt bestreiten muss - ein Hartz IV-Empfänger. Ich habe nichts gegen superteure Klamotten. Ich habe nur etwas dagegen, dass Menschen nicht wissen, wie sie klarkommen sollen.

Die Unterschiede unter den Bürgern und ihren Lebensführungen auszugleichen, so dass sie von allen ertragen werden können, ist wichtiger als eine Rathaussanierung. Wir sollten stärker darauf achten, was diejenigen, die Einfluss nehmen können, für die Zukunft des inneren Friedens in der Bürgerschaft leisten.

Donnerstag, 4. Oktober 2012

© Martin Willing 2012