|
|
|
|
|
|
|
In
diesen Wochen dekliniert die politische Klasse das Thema Grundrente und
Altersarmut durch. Wofür? Warum? Und vor allem: Weshalb? Was soll die
ganze Erregung über die späte Zwangsverrentung der alten Säcke, die nur
noch im Weg stehen? Wer zu spät stirbt, den bestraft halt das Leben. Das
ist ein Naturgesetz, und der Kevelaerer Bürgermeister - ja, der hat's
begriffen!
Bürgermeister Mathias Marx
(l.) und Dr. Axel Stibi.
Er rief, weil die Renten der Alten vorne und hinten nicht reichten, im
September die Bürgerschaft zu Almosen für die Mitbürger im Seniorenalter
auf: "Helft den Alten! Dieser Bittruf, der mehr als je gerade in unseren
Tagen der erschreckenden Geldentwertung Geltung besitzt, darf auch in
Kevelaer nicht an taube Ohren tönen", verkündete er in einer Amtlichen
Bekanntmachung im Kävels Bläche. Er ermuntere die Kevelaerer, "gerne und
freudig und reichlich zu spenden für jene, welche die Not der Zeit in
den Tagen des Alters doppelt hart fühlen."
Bestimmt wird Bürgermeister Dr. Axel Stibi diesem hervorragenden, leider
schon 90 Jahre zurückliegenden Beispiel eines seiner Vorgänger, nämlich
Mathias Marx, folgen wollen. Allerdings seien ihm einige Erfahrungen
mit auf den Weg gegeben, bevor er die Aktion "Kevelaer hilft den Alten"
ins Leben ruft: Der Haussammlung, die Marx im September 1922 von Frauen
- ja, von wem auch sonst? - durchführen ließ, war kein nachhaltiger
Erfolg beschieden.
Außerdem ist Bargeld, das einem ohne Quittung und Formulare zwischen Tür
und Angel in die Hand gedrückt wird, inzwischen etwas in Verruf geraten.
Deshalb ziehe ich bargeldlosen Zahlungsverkehr vor. Am besten ist monatliche
Überweisung,
damit sich die Bankgebühren in Grenzen halten.
Sollte Ihr Ältestenrat, lieber Herr Dr. Stibi, über die großartige Aktion "Kevelaer hilft den
Alten" weniger begeistert sein als ich, rufen Sie ihm einfach den
Slogan zu: "Stibi toppt Marx!" Der Dank der alten Kevelaerer ist Ihnen
sicher.
Also, sehr verehrter Herr Bürgermeister, ich bin knapp 69 und damit
empfangsberechtigt. Bitte überweisen Sie meine städtische Zusatzrente
aus der Aktion "Kevelaer hilft den Alten" auf das Konto 345 321 bei der
Gemeindekasse Kevelaer.
In vorfreudiger Erregung
Herzlich Ihr
Donnerstag, 13. September 2012
© Martin Willing 2012