|
|
|
|
|
|
|
Als
Ronald Pofalla seiner Parteivorsitzenden Angela Merkel noch als
Generalsekretär diente, wagte er sich, gedeckt von der Kanzlerin, aus
der Deckung. Er stelle, verkündete er 2006 laut und vernehmlich,
das Ehegattensplitting in Frage.
Da war was los im CDU-Stall!
Ronald Pofalla und Angela Merkel 2007 auf
Laarbruch.
"Tabu-Bruch" war noch der geringste Vorwurf, den empörte
Christdemokraten ihrem Generalsekretär an den Kopf warfen.
Ronald Pofalla zog sich gelassen darauf zurück, dies sei nur seine
persönliche Meinung. Und Befürchtungen, die Parteivorsitzende könnte ihn
sich zur Brust nehmen, quälten ihn nicht. Denn die Geschichte war
natürlich kein einsamer Alleingang des Generalsekretärs, sondern, wie
politische Beobachter mutmaßten, ein Versuchsballon der Chefin. Sie habe
ausprobieren wollen, wie die Partei darauf reagiere, wenn das
Ehegattensplittung ins Wackeln gerate.
Es war ein Überbleibsel aus Zeiten der verblichenen rot-grünen
Koalition. Deren Regierung hatte bereits im Jahr 2000 geplant,
homosexuelle Lebenspartner im Steuerrecht weitgehend den Eheleuten
gleichzustellen. Seitdem geistert die Forderung durch die Lande, und
vermutlich wird erst das Bundesverfassungsgericht im nächsten Jahr den
Knoten lösen: Dann müssen, so wird erwartet, gleichgeschlechtliche
Lebenspartnerschaften steuerrechtlich genauso behandelt werden wie die
Ehe.
Angela Merkel ist, wie ihr Kanzleramtsminister, lernfähig. Der Sturm der
Entrüstung, den die derzeitige Debatte um Homosexuelle und
Ehegattensplitting in der CDU ausgelöst hat, ließ Angela Merkel ein
klares Wort sprechen: Sie lehne eine Übertragung des Ehegattensplittings
auf gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften ab.
Und Ronald Pofalla? Warten wir mal ab, ob und was er am 7. September zum
Thema sagt, wenn es um seine Nominierung zum Bundestagskandidaten
geht. Aber bitte, niemand möge ihn daran erinnern, was er 2006 dazu
gesagt hat. Denn es soll doch ein schöner Kreisparteitag werden - mit
stehenden Ovationen für einen strahlenden Kandidaten.
Donnerstag, 30. August 2012
© Martin Willing 2012