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Werner, Rudolf
Sozialdemokrat in Kevelaer | * 1929 | † 1997

Foto zeigt Werner Rudolf
In den 1990er-Jahren war Sozialdemokrat stadtbekannt. Er mischte sich mit entwaffnend offenen Fragen in die Kommunalpolitik ein. Unter Wolfgang Funke wurde der Elektriker Beisitzer und damit Vorstandsmitglied der SPD.

Rudi Werner, Jahrgang 1929, tauchte immer häufiger als Zuhörer in Rats- und Ausschusssitzungen auf und nahm in den Fragestunden kein Blatt vor den Mund. Als Gewerkschaftsvertreter arbeitete der Rentner ab Mitte 1991 im Seniorenbeirat der Stadt mit. Martin Franzen und Heinrich van Rissenbeck waren aus der Riege der alten Kevelaerer Sozialdemokraten seine Mitstreiter.

Werners große Stunde kam im Juli 1992, als sich die SPD-Fraktion wegen einer geplanten Sparkassen-Dienstfahrt nach Fürstenwalde verkrachte, Ratsherr Heinz Lamers sein Mandat niederlegte und wenig später auch sein Parteibuch zurückgab (das er längst wieder besitzt). Rudi Werner rückte für ihn nach.

1994 musste er sich bei der Kommunalwahl bewähren, holte in seinem Bezirk im Großraum Hubertusstraße fast 32 Prozent der Stimmen und hatte nun eine Plattform für sein Engagement, das den Anliegen sozial schwacher Bürger galt.

Rudi Werner, Dr. Friedrich Börgers
1994 oblag es dem ältesten Ratsmitglied Rudi Werner, Bürgermeister Dr. Friedrich Börgers zu dessen Wiederwahl durch den neuen Stadtrat zu gratulieren.

Bezeichnend für Werners Haltung und seine Art war ein Wortbeitrag im April 1994, mit dem er eine lange und komplizierte Diskussion um das Arbeitslosenzentrum der Arbeiterwohlfahrt in Kevelaer auf den Punkt brachte. Am Ende einer spitzfindigen Debatte über die Frage, ob die Beratungsstelle nur beraten oder auch Arbeitsstellen vermitteln dürfe, sagte Werner schlicht: Wenn jemand arbeitslos werde, erhalte er zunächst Arbeitslosengeld, dann Arbeitslosenhilfe und schließlich Sozialhilfe. Es sei doch besser, Arbeitslosen möglichst frühzeitig Arbeit zu vermitteln, damit sie nicht bis zur Sozialhilfe abrutschten.

Rudi Werner war respektlos vor Paragraphengedöhns und klar und einfach in seinen Gedanken. Mitte 1995 hatte der Stadtdirektor den Vorschlag, Verkehrsinseln mit weißer Farbe sicherer zu machen, mit dem Hinweis abbügeln wollen, die Pflanzen würden das Weiß bald überwuchern. Werner entgegnete, die Pflanzen könnten beigeschnitten werden. Auf das Naheliegende muss man erst mal kommen.

Drei Monate vor seinem 68. Geburtstag war Rudi Werner mit Genossen unterwegs und klagte auf der Rückreise über Brustschmerzen. In der folgenden Nacht wurde der Notarzt gerufen, der ihm nicht mehr helfen konnte. Mit Rudi Werner verloren die kleinen Leute in Kevelaer und diskriminierte Randgruppen einen ihrer engagiertesten Anwälte.