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Festkettenträger in Kevelaer | * 1922
Wir
sind ganz romantisch zueinander gekommen“, erinnert sich Käthe Papon,
geborene Tebartz, als wir sie vor ihrer Gochhochzeit im Sommer 1999
sprechen: Hubert Papon und sie kannten sich nicht, waren auf
unterschiedlichen Veranstaltungen in Goch und in Weeze gewesen und
fuhren unabhängig voneinander mit dem Rad nach Hause. Irgendwann
überholte Hubert Papon, unterwegs auf brettharten Vollgummireifen, die
junge Frau und fragte:
„Wo möchten Sie hin?“
„Nach Kevelaer.“
„Da muss ich auch hin“, behauptete Hubert, der auf Schloss Wissen zu
Hause war, wo er im Sägewerk arbeitete.
„Das war eine Notlüge“, meint er augenzwinkernd. Hubert wollte Käthe
wiedersehen, so fuhr er später erneut mit dem Rad nach Kevelaer, um sie
an der Wember Straße 201 in ihrem Elternhaus zu besuchen. Käthe sah ihn
kommen, hatte Klompen an den Füßen, wollte sie eilig ablegen, doch dann
dachte sie: „Wenn er Dich in Klompen nicht will, kriegt er Dich nicht“.
Hubert hatte nichts gegen das hölzerne Schuhwerk - der Liebe stand
nichts mehr im Weg. Sie begannen damit, für die Hochzeitsfeier ein Schaf
zu mästen und brannten - verbotenerweise - Schnaps auf Kirschbasis. „Das
war eine erfindungsreiche Zeit“, sagt Käthe Papon: „Alle Leuten waren
zufrieden, weil alle nichts hatten“. Sie heirateten im Juli 1949.
Isabelle Gräfin Loë ließ für sie eine Kutsche anspannen.
Hubert Papon, dessen Vater, zu Hause im oberschlesischen Schoppinitz,
über das Gefangenenlager in Schloß Wissen entlassen worden war und die
Familie nachgeholt hatte, nahm eine Stelle im Walzwerk von Krupp
Rheinhausen an, arbeitete später für die
Azalerika und für den
graphischen Betrieb Bercker als Kraftfahrer.
„Ich habe halb Europa bereist“, sagt er. In seiner Freizeit widmete er
sich der Kyffhäusergemeinschaft, für die er 1971 die Festkette trug, und
der „Männ“. Zweimal schoss er für sie den Vogel ab, 1981 und 1988. Er
erinnert sich lebhaft an die Augenblicke, als die Klötze von der Stange
kippten: „Das ist der schönste Moment überhaupt“.