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Loë, Isabelle Gräfin von
Hausherrin auf Schloss Wissen | * 1903 | † 2009

Foto zeigt Isabelle Gräfin von Loe
Gräfin Isabelle von Loë, 1903 als Prinzessin zu Salm Salm auf  Schloß Anholt geboren, heiratete 1925 Felix Graf von Loë von Schloß Wissen. Graf Felix wurde 1939 zur Wehrmacht einberufen und fiel 1944 an der Ostfront.

Im selben Jahr wurde - nach dem Studium der Landwirtschaft - auch ihr Sohn Fritz zum Kriegsdienst herangezogen. Er verlor bei Kampfhandlungen am Karsamstag 1945 ein Auge. Schon während des Krieges hatte Gräfin Isabelle die Oberleitung der Wissener Betriebe übernommen. In den Kellern der Schloss- Gebäude erlebte sie mit den ältesten Töchtern und einer kleinen Schar von Mitarbeitern und Nachbarn die letzte Zeit vor dem Kriegsende 1945. 

1951, als ihr Sohn Graf Fritz seine Ausbildung abgeschlossen hatte, übergab sie an ihn die Schloßleitung und zog nach der Heirat ihres Nachfolgers mit Inez Freiin von Boeselager in die Friedenstraße nach Kevelaer. Fritz entwickelte viele wirtschaftliche Aktivitäten auf dem Schloß und seinem umfangreichen Forstbetrieb, wobei ihm die Sanierung des durch den Krieg zerstörten Waldes besonders am Herzen lag.

Flurbereinigung in Weeze und Wemb, Aufsichtsratsvorsitz der Weezer Molkerei, Ratsmandat und Mitgliedschaft in weiteren Gremien und nicht zuletzt der Wiederaufbau des durch Alter und Krieg stark in Mitleidenschaft gezogenen Schlosses Wissen waren weitere Aufgaben, die ihn bis 1990, als er seinem Sohn Raphael die Leitung übertrug, forderten.

Foto zeigt Isabelle Gräfin von Loe im hohen AlterUnterdessen übernahm seine Mutter in Kevelaer Aufgaben in der Frauengemeinschaft von St. Marien. Viele Jahre war Gräfin Isabelle von Loë Vorsitzende dieser Vereinigung. Sechs Kinder, viele Enkel, Urenkel - rund 70 an der Zahl - gehörten zu ihrer engeren Familie, als sie in der Wallfahrtsstadt ihren 100. Geburtstag erlebte.

Gräfin Isabelle im hohen Alter.

Das Geschlecht der Grafen von Wissen reicht zurück bis ins erste Jahrtausend. Vor 900 Jahren, zur Zeit der mittelalterlichen Kreuzzüge, waren unfreie und freie Bauern von ihren Grundherren abhängig, und die Grafen von Wissen (und Geldern) zählten zu den wichtigsten Grundherren in unserem Raum. Zwar sind ihre Privilegien längst Geschichte, aber ihre Bedeutung als Land- und Waldbesitzer, Unternehmer und Bewahrer von historischen Sammlungen und Gebäuden ist ungebrochen. Das vielleicht bedeutendste Geschenk, das Kevelaer von Schloß Wissen empfangen hat, ist der Kapellenplatz. Die 1645 fertiggestellte Kerzenkapelle war ohne vorherige Erlaubnis des Wissener Grundbesitzers erbaut worden. Die Oratorianer-Patres, die 1646 die Wallfahrtsleitung übernahmen, bemühten sich erst einmal um klare Verhältnisse.
Der Graf von Wissen schenkte in einem 1649 unterzeichneten Vertrag der Kirche die Grundstücke, auf denen heute die Gnadenkapelle steht.

Von Gräfin Isabelle ist die Schrift „Die Wissener Notgemeinschaft 1944/45“ überliefert. Dutzende Menschen hatten während der dunklen Jahre auf Schloß Wissen Zuflucht gesucht. Mit Gottes Hilfe, davon ist die Notgemeinschaft überzeugt, erlebten alle die Befreiung durch die Alliierten.

Für den 17. Juni 1945 vermerkte die Gräfin in ihren Aufzeichnungen:

► „Nun wurde der Wunsch laut, das gemeinsam Erlebte in einer Wallfahrt zur Gottesmutter von Kevelaer zu tragen. Hierfür mußten wir die Genehmigung des Militärkommandanten erwirken. Am 17. Juni 1945 war dann alles bereit. Geführt von Herrn Pastor Mütter fand sich die Wissener Notgemeinschaft fast vollzählig zusammen. Ihr schlossen sich die Bewohner des Laar und einige zu ihnen geflüchtete Weezer mit an. Betend und singend zogen wir durch die blühenden Gärten und Felder des Keylaer zur Marienstadt, um noch einmal Gott dem Herrn für seine große Hilfe in allen Nöten des Krieges und für alle Wohltaten zu danken und Ihm besonders auch alle jene zu empfehlen, auf die wir noch mit banger Sorge warteten und für jene zu beten, die nicht mehr unter uns waren."


1993 zum 90. Geburtstag der Gräfin Empfang auf Schloss Wissen.
Quellenhinweis: Kevelaerer Persönlichkeiten 1

© Martin Willing 2012, 2013