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    SACHBEGRIFFE |
Meiners, Bernhard

Schulrektor in Kervenheim | * 1923 | † 2008

Toni und Bernhard MeinersDer Lebensweg von Bernhard Meiners beginnt 1923 in Dortmund-Mengede. 1928 zieht die Familie nach Erwitte in Westfalen, weil der Vater, ein Mittelschullehrer, dorthin versetzt worden ist. Der begabte Bernhard ist erst 17, als er am Realgymnasium im März 1941 seine Reifeprüfung ablegt - mitten im Krieg. Wenig später sind die meisten seiner Mitschüler bereits eingezogen, ihre Berufswünsche bleiben unerfüllt.

Bernhard Meiners und seine Frau Toni.

Bernhard will studieren und Ingenieur werden. Stattdessen verschickt der braune Staat den Jungen in den Reichsarbeitsdienst, zunächst nach Ostpreußen, dann nach Rußland. Hier wartet eine Knochenarbeit: Das russische Schienennetz Richtung Leningrad wird für den deutschen Nachschub gebraucht, doch die Schienenspuren sind anders als im Westen und müssen angepasst werden. Bernhard Meiners: „Allerdings war das Netz nur genagelt, es war nicht schwer, die Teile auseinanderzubekommen“.

Ende Oktober wird er aus seiner Einheit entlassen, und er hat Zeit, ein halbes Jahr ein Praktikum in einer Metallverarbeitungsfirma zu machen. Er lernt zu schweißen und zu fräsen. In dem Betrieb gibt es eine Abteilung, in der sich fünf Leute darauf spezialisieren, streng abgeschirmt ausschließlich Aluminium zu verarbeiten - ein neuer, kriegswichtiger Werkstoff für die Flugzeugindustrie.

Im April 1942 kommt Bernhard Meiners zur Flak, wird am Nordostsee-Kanal eingesetzt, später in Tschechien, in Ungarn und zum Schluss auf einem sehr kleinen Flughafen irgendwo zwischen Leipzig und Dresden. Diesen Ort hat er später nie wieder auf einer Karte finden können.

Als den Soldaten dort klar wird, dass Deutschland den Krieg nicht mehr gewinnen kann, „beten wir, dass die Amerikaner vor den Russen einmarschieren“. So kommt es; und Bernhard Meiners kehrt - körperlich unversehrt - in den Westen zurück.

Soll er Ingenieur werden? Oder Lehrer wie sein Vater? Ein Onkel rät entgeistert: „Um Gottes Willen nicht Ingenieur. Deutschland ist gepflastert mit Ingenieuren“. Sein Vater rät: „Um Gottes Willen nicht Lehrer“. Er weiß, wie Lehrer für politische Zwecke missbraucht worden sind. Da sagt ein britischer Soldat zum jungen Bernhard: „Das Erziehungswesen in England liegt nach dem Krieg im Argen. Ich will Lehrer werden, um es mit aufzubauen“.

Bernhard Meiners wird Lehrer. Vier Semester in Paderborn reichen. Drei Tage vor Weihnachten 1948 bekommt er den schriftlichen Bescheid: In Düsseldorf liegen seine Papiere. Er ist für den Niederrhein eingeteilt. Kleve, Geldern und die Wallfahrtsstadt Kevelaer sind ihm ein Begriff. Doch von dem Dörfchen, in dem er arbeiten soll, hat er nie etwas gehört: Kervenheim.

Er fragt sich, wie er sich hier, kurz nach dem Krieg, am besten über Wasser halten kann und quartiert sich in einem Bauernhof ein, um sich „gut im Futter zu halten“. Dreieinhalb Jahre bleibt er auf dem Hatershof der Familie van Elst. Im Juni 1952 bezieht er eine Lehrerwohnung im Obergeschoss des Schulgebäudes, das damals noch an der Wallstraße liegt (dort wo heute gegenüber der Gaststätte Verhoeven Parkplatz und Spielplatz sind). Bereits drei Jahre später, im April 1955, wird er zum kommissarischen Schulleiter ernannt.

Dieses Jahr 1955 bringt ein weiteres Ereignis: Im Oktober heiratet Bernhard Meiners seine Toni, geborene Schäfer, die die Kinder Bernhard (* 1957) und Hildegard (* 1961) zur Welt bringen wird.

Unterdessen wird die alte Schule an der Wallstraße abgerissen. Bernhard Meiners erinnert sich, wie sehr viele Kervenheimer darunter leiden. Das Dorf ist nach dem Krieg zu 85 Prozent zerstört, doch die Schule ist beinahe unversehrt geblieben. „An der Mauer der Gaststätte Verhoeven lehnen beim Abriss alte Männer“, sagt der Schulleiter. Sie weinen und trauern nicht nur um ein Stück heile und im Krieg heilgebliebene Welt, sondern auch um ein Stück eigener Geschichte, die abgebrochen wird, obwohl die Bomben sie verschont haben.

Der Umzug von der alten in die neue Schule wird für den 29. September 1956 geplant. „Ein krummes Datum“, finden viele. „Ein bewusst gewähltes Datum“, sagt Bernhard Meiners. Es ist der Tag des Heiligen Michael, der das Böse in die Hölle stürzte, der Patron der Armen Seelen und des deutschen Volkes. Die Schule wird auf den Namen des Heiligen Norbert von Xanten getauft, dessen Familie nur wenige Kilometer von Kevelaer entfernt in Gennep zu Hause war. Auch nach dem Umzug haben die Schülerklassen Kompaniestärke. Bernhard Meiners unterrichtet 69 Kinder auf einen Schlag. Andere Klassen sind noch größer.

Im Jahr darauf, 1957, wird Meiners zum Hauptlehrer befördert. 1970 macht ein Erlass alle Schulleiter, die mindestens drei Klassen „unter sich“ haben, zu Rektoren. Meiners hat damals vier. Er bleibt Rektor bis Mitte 1987, dem Tag seiner Pensionierung.

Anders als seine Frau Toni gehört Bernhard Meiners keiner Partei an. „Erkennbar war ich politisch tätig“, sagt er in einem Gespräch mit Delia Evers - nicht parteipolitisch, sondern gesellschaftspolitisch, als Erzieher von Kindern. Parteien liegen ihm nicht. Das begründet er so: Das Wort Partei leitet sich vom lateinischen Wort „pars“ ab, bedeutet Teil, Parteien stünden immer nur für einen Teil, könnten nicht für das Ganze sprechen.

Wo er sich einsetzt, setzt er sich ganz ein. Zum Beispiel als Organist. Weit über 30 Jahre übernimmt er zunächst vertretungsweise und ab 1990 hauptberuflich die Organistentätigkeit an St. Antonius Kervenheim - für den „Hauptberuf“ gibt es lediglich eine kleine Entschädigung.

Es gibt eine weitere Tätigkeit, die Meiners ehrenamtlich ausübt. Er lässt sich in den Geschichtskreis einbinden. Schon in der Schule hat er mit Hilfe eines sehr guten Geschichtslehrers den Blick in die Vergangenheit schätzen gelernt. Als Theo Kothes gemeinsam mit anderen Bürgern den Heimat- und Verschönerungsverein Kervenheim-Kervendonk gründet, „hat man mich als den ausgeguckt, der eine Chronik für das Dorf erstellen soll“.

Bernhard Meiners gehört zu den Stillen im Dorf, die viel leisten und trotzdem nicht im Mittelpunkt stehen. So bleibt der Rektor der Kervenheimer Schule den Einwohnern in bester Erinnerung. 

© Martin Willing 2012, 2013