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Bürgermeister von Kervenheim | * 1912 | † 1998
Als Theo Kothes seinen 70. Geburtstag feierte, stand er immer noch als
Geschäftsführer der Schuhfabrik Otterbeck in Arbeit und Verantwortung.
Er diente zu diesem Zeitpunkt bereits seit über 50 Jahren dem für
Kervenheim so wichtigen Betrieb.
Theo Kothes, 1912 geboren, war ein „Otterbecker“ der ersten Stunde. Er
wurde 1936, als Otterbeck von Mülheim aus ein Zweigwerk in Kervenheim
plante, zur Leitung der Filiale nach Kervenheim geschickt. Zwei Jahre
später heiratete er Anneliese Goebels.
Nach der äußerst schwierigen Anfangszeit und dem Zusammenbruch im Krieg
beschäftigte Otterbeck schon wenige Jahre nach der Befreiung in
Spitzenzeiten fast 600 Arbeiter. Der jüngste Sohn des 1953 durch einen
Verkehrsunfall ums Leben gekommenen
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Wilhelm Otterbeck, Josef, übernahm
als persönlich haftender Gesellschafter die Verantwortung für das
Unternehmen. Den Prokuristen Fritz Hügen und Theo Kothes oblag nun die
engere Betriebsleitung. Ihr über viele Jahre erreichtes Ziel:
Vollbeschäftigung!
Ende der 1950er-Jahre wurden bei Otterbeck täglich 2000 Paar Herrenschuhe
hergestellt. Zu den wichtigsten Kunden gehörten neben den großen
westdeutschen Schuheinkaufsvereinigungen auch bedeutende Schuhhändler
wie Deichmann. Unter den 600 Schuhfabriken damals in der Bundesrepublik
nahm Otterbeck eine der führenden Stellungen ein. Für Otterbeck-Schuhe
wurde auch in Winnekendonk und Dinslaken gearbeitet. Deutlich mehr als
300 Frauen und Männer zählten immer zum Stammpersonal, und die
Fluktuation war ungewöhnlich niedrig. Gute Löhne, 45-Stunden-Woche und
hervorragende Arbeitsergebnisse machten in den 50er Jahren aus Otterbeck
einen Vorzeigebetrieb.
Als
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Ernst Otterbeck, ein Bruder des Gesellschafters
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Josef Otterbeck,
1958 - fünf Jahre nach seinem Vater - ebenfalls durch einen Unfall
starb, trug nunmehr Theo Kothes die Hauptbürde in der praktischen
Unternehmensleitung. Es war die Zeit ungestümen Wachstums, und Kothes
hatte große Schwierigkeiten, genügend Fachkräfte aus dem Umland anwerben
zu können.
Es war zugleich die Zeit, da Theo Kothes auch kommunalpolitisch in die
Fußstapfen von Wilhelm Otterbeck, des früheren Bürgermeisters von
Kervenheim, trat. Der Christdemokrat stellte sich zur Wahl für den
Gemeinderat und wurde schließlich Bürgermeister von Kervenheim, was er
bis zur Auflösung der selbständigen Gemeinde (1969) blieb. Dann wurde er
Ortsvorsteher des Schusterdorfes.
Kothes initiierte noch zu Zeiten der Selbständigkeit Kervenheims
zahlreiche Gemeindeprojekte, beispielsweise die zentrale
Wasserversorgung und die dringend benötigte Kanalisation und Kläranlage.
Die Straßen wurden ausgebaut, Bürgersteige modernisiert, Wohnungen in
zunächst zwei Siedlungsprojekten geschaffen.
1961 trat Geschäftsführer Kothes mit einem zehnprozentigen Anteil als
Kommanditist in die Eignergemeinschaft des Unternehmens ein. Josef
Otterbeck, promovierter Diplomphysiker, haftete zwar für die Mehrheit in
der Gesellschaft, war aber seit den 70er Jahren als Sachverständiger
hauptberuflich außerhalb des Unternehmens tätig.
Nach wirtschaftlichen
Krisen in 1966 und 1972 wurde die von Kothes ab 1974 als alleinigem
Geschäftsführer geleitete Firma in eine GmbH & Co KG umgewandelt. Trotz
der eher schwieriger werdenden Situation für die Schuhfabrik engagierte
sich Kothes weiterhin in seinem Dorf und gehörte zu den Gründern des
Heimat- und Verschönerungsvereins (1981), dessen erster Vorsitzender er
wurde.
Im September 1984 leitete sich der Untergang des Unternehmens ein, der
im Konkurs, mit Vermögensverlust für die Gesellschafter - vorneweg Dr.
Josef Otterbeck - und der Vernichtung sämtlicher Arbeitsplätze endete.
Niemand hätte den Niedergang der deutschen Schuhindustrie aufhalten
können. Gleichwohl wird Theo Kothes den Untergang „seines“ Unternehmens
als persönliche Niederlage empfunden haben.