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Nonne und Mystikerin | * 1863 | † 1899 | Seliggeprochen 1975
Als
Papst Pius IX. 1856 die Feier des >
Herz-Jesu-Festes für die
Kirche festschrieb, ging er auf Visionen der Ordensfrau Margarete Maria
Alacoque ein, die im 17. Jahrhundert in Burgund lebte. Papst Leo XIII.
ging noch einen Schritt weiter. 1899 ordnete er für die gesamte Kirche
die 'Weltweihe an das Herz Jesu' an. Wiederum war es eine Nonne, die ihn
dazu bewegte: Schwester Maria Droste zu Vischering", berichtete Dieter
Lämmerding in der Kirchenzeitung Kirche+Leben (Münster) am
6.6.1999: Damals standen die Feiern zum 100. Todestag der Nonne bevor,
die Papst Paul VI. 1975 seliggesprochen hatte.
Die Verbindung zwischen Kevelaer, dem Adelsgeschlecht Droste zu
Vischering und im Speziellen zur seligen Schwester Maria ist zwar nur
feingliedrig, aber nicht nicht unbedeutend: Ihr Großonkel ist
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Wilhelm Emanuel von Ketteler,
der Bischof von Mainz, der im niederrheinischen Marienwallfahrtsort 1873
- auf dem Höhepunkt des Kulturkampfs in Preußen - vor 25.000 Menschen
eine seiner berühmten Predigten gehalten hat. Ihr jüngerer Vetter ist
Clemens August von Galen, der spätere Bischof von Münster.
Direkt verwandt ist Maria außerdem mit Kaspar Maximilian Droste zu
Vischering (* 1770, † 1846), der von 1826 bis 1846 Bischof von
Münster war und den heftigen Sprachenstreit am Niederrhein zu schlichten
hatte, nachdem die preußische Regierung verlangt hatte, dass die Kleriker
nur noch Deutsch und nicht mehr Niederländisch zu sprechen hätten.
Bischof Max musste 1832 den Geistlichen Anno Adam Adolph Tilmans von
seinen Rechten und Pflichten als Pfarrer in Straelen suspendieren,
nachdem sich Tilmans nachhaltig der deutschen Sprachen verweigert hatte.
Die selige Schwester Maria ist als Abbildung seit November 1990 in
Kevelaer gegenwärtig: Der Düsseldorf Bildhauer
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Bert Gerresheim hat sie und
viele andere Glaubenszeugen in seinem doppeltürigen "Portal der
Nachfolge Christi" an der Südseite der >
Marienbasilika
dargestellt.
Maria war als gläubiges Kind
begeistert von den Heiligenlegenden und die Herz-Jesu-Verehrung. Nach
ihrer Internatszeit bei den Sacre-Coeur-Schwestern im österreichischen
Riedenburg am Bodensee beschließt sie, in den Orden einzutreten. Doch
die Oberin lehnte Maria wegen einer körperlichen Schwäche (Lunge) ab.
Sie kehrte nach Hause zurück, kümmerte sich um Haushalt und Landsitz und
strebte dennoch zu einem eher kontemplativen Leben. Mit 24 Jahren war
der Zeitpunkt gekommen, da sie ihren Herzenswunsch, Nonne zu werden,
endlich verwirklichen wollte. Eine offene Klostertür fand sie bei den
"Schwestern vom Guten Hirten" in Münster, einer Kongregation, die sich
besonders um Mädchen und Frauen kümmerte, die in Not geraten waren.
Dieter Lämmerding schilderte in Kirche+Leben (6.6.1999), wie es
weiterging:
"An 10. Januar 1889 wurde
Maria in Anwesenheit ihrer Eltern in der Klosterkirche eingekleidet. Den
Gottesdienst feierte ihr Onkel Max Gereon von Galen, der inzwischen
Domkapitular in Münster war; ihre Brüder dienten am Altar. Maria erhielt
zu ihrer besonderen Freude den Ordensnamen 'Schwester Maria vom
Göttlichen Herzen'. Überglücklich war sie, und sie glaubte nun, ihren
Seelenfrieden gefunden zu haben.
Verschiedene Dienste versah sie in der ersten Zeit: als Pförtnerin, als
Botin, als Vertraute der Oberin Lamberta, als Betreuerin einer
Mädchengruppe. Maria ging die Erziehung der jungen Mädchen, die aus
schwierigen Verhältnissen kamen und von Armut, Krankheit,
Arbeitslosigkeit und Prostitution gezeichnet waren, mit Begeisterung an;
und als Erzieherin wurde sie immer beliebter. In ihren Erinnerungen
schrieb sie dazu: 'Einzig dem Herzen Jesu schreibe ich diesen guten
Erfolg zu.'"
Maria Droste zu
Vischering wechselte 1894 in das Kloster der "Schwestern vom Guten
Hirten" in Porto, Portugal, und wurde dort bald Oberin des Hauses. Maria
ließ über 100 junge Frauen mit problematischer Biografie - Diebinnen,
Prostituierte, Landstreicherinnen - im Kloster leben und nahm dafür das
Risiko hoher Verschuldung auf. Ihre adlige Herkunft erleichterte ihr die
Akquisition von Spenden in Kreisen blaublütiger Portugiesen und
wohlhabender Bürger und Unternehmer. Schwester Oberin Maria suchte
für ihre Schützlinge nach Ausbildungsstellen und Pflegefamilien und
sicherte auf diese Weise deren zukünftiges Leben.
Da Maria an einem schweren Rückenmarkleiden erkrankt war, musste sie
Jahre größter Schmerzen durchleiden. Während sie auf dem Krankenlager
lag, verfolgte sie durch eine kleine Klappe in der Tür den Gottesdienst
in der benachbarten Kapelle. In dieser Zeit hatte Maria wunderbare
Visionen, die sie 1897 ihrem Beichtvater anvertraute: "Der Heiland hat
mir Weisung gegeben, an den Heiligen Vater zu schreiben mit der Bitte,
das ganze Menschengeschlecht dem göttlichen Herzen zu weihen" - was
Papst Leo XIII. dann auch tatsächlich tat.
Die Weihe an der Herz Jesu verkündete der Papst am 11. Juni 1899. Maria,
die daran einen so großen Anteil hatte, konnte das Ereignis nicht mehr
erleben. Sie starb drei Tage zuvor, am 8. Juni, in ihrem Kloster in
Porto. Sie wurde nur 35 Jahre alt.
Ihr Grab befindet sich in der Kirche des Klosters der Schwestern zum
Guten Hirten in Ermesinde (Porto). Am 1. November 1975 wurde sie durch
Papst Paul VI. selig gesprochen.